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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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redliche Leut durch Krieg zu hohen Ehren gelangen, welches auch bei den Alten geschehen: Tamerlanes ist ein mächtiger König und schreckliche Furcht der ganzen Welt worden, der doch zuvor nur ein Säuhirt war; Agathokles König in Sizilien, ist eines Hafners Sohn gewesen; Thelephas ein Wagner, wurde König in Lydien; des Kaisers Valentiniani Vater war ein Seiler; Mauritius Cappadox, ein leibeigener Knecht, ward nach Tiberio Kaiser; Johannes Zernisces kam aus der Schulen zum Kaisertum. So bezeuget Flavius Vobiscus, daß Bonosus Imperator eines armen Schulmeisters Sohn gewesen sei; Hyperbolus, Chermidis Sohn, war erstlich ein Laternenmacher und nachgehends Fürst zu Athen; Justinus, so vor Justiniano regierte, war vor seinem Kaisertum ein Säuhirt; Hugo Capetus eines Metzgers Sohn, hernach König in Frankreich; Pizarrus gleichfalls ein Schweinhirt, und hernach Markgraf in den Westindianischen Ländern, welcher das Gold mit Zentnern auszuwägen hatte.«
    Der Feldweibel antwort: »Dies alles lautet zwar wohl auf meinen Schrot, indessen sehe ich aber wohl, daß uns die Türen, zu ein und anderer Würde zu gelangen, durch den Adel verschlossen gehalten werden. Man setzt den Adel, wenn er nur aus der Schalen gekrochen, gleich an solche Ort, da wir uns nimmermehr keine Gedanken hin machen dürfen, wenn wir gleich mehr getan haben als mancher Nobilist, den man jetzt für einen Obristen vorstellet. Und gleich wie unter den Bauren manch edel Ingenium verdirbt, weil es aus Mangel der Mittel nicht zu den Studiis angehalten wird: also veraltet mancher wackere Soldat unter seiner Musket, der billiger ein Regiment meritierte, und dem Feldherrn große Dienste zu leisten wüßte.«

Das 18. Kapitel
    Simplicius tut den ersten Sprung in die Welt, mit schlechtem Glück
    Ich mochte dem alten Esel nicht mehr zuhören, sondern gönnete ihm, was er klagte, weil er oft die armen Soldaten prügelte wie die Hund: Ich wendet mich wieder gegen die Bäume, deren das ganze Land voll stund, und sah, wie sie sich bewegten, und zusammenstießen, da prasselten die Kerl haufenweis herunter, Knall und Fall war eins; augenblicklich frisch und tot, in einem Hui verlor einer ein Arm, der ander ein Bein, der dritte den Kopf gar. Als ich so zusah, bedeuchte mich, alle diejenigen Bäum, die ich sah, wären nur ein Baum, auf dessen Gipfel saß der Kriegsgott Mars, und bedeckte mit des Baums Ästen ganz Europam; wie ich dafürhielt, so hätte dieser Baum die ganze Welt überschatten können, weil er aber durch Neid und Haß, durch Argwohn und Mißgunst, durch Hoffart, Hochmut und Geiz und andere dergleichen schöne Tugenden gleichwie von scharfen Nordwinden angewehet wurde, schien er gar dünn und durchsichtig, dahero einer folgende Reimen an den Stamm geschrieben hat:
Die Stein-Eich durch den Wind getrieben und verletzet,
Ihr eigen Ast' abbricht, sich ins Verderben setzet:
    Durch innerliche Krieg' und brüderlichen Streit,
    Wird alles umgekehrt, und folget lauter Leid.
    Von dem gewaltigen Gerassel dieser schädlichen Wind, und Zerstümmlung des Baums selbsten, ward ich aus dem Schlaf erweckt, und sah mich nur allein in meiner Hütten. Dahero fing ich wieder an zu gedenken, was ich doch immermehr anfangen sollte? Im Wald zu bleiben war mir unmöglich, weil mir alles so gar hinweggenommen worden, daß ich mich nicht mehr aufhalten konnte, nichts war mehr übrig als noch etliche Bücher, welche hin und her zerstreut und durcheinandergeworfen lagen: Als ich solche mit weinenden Augen wieder auflas, und zugleich Gott inniglich anrief, er wollte mich doch leiten und führen, wohin ich sollte, da fand ich ohngefähr ein Brieflein, das mein Einsiedel bei seinem Leben noch geschrieben hatte, das lautet also: »Lieber Simplici, wenn du dies Brieflein findest, so gehe alsbald aus dem Wald, und errette dich und den Pfarrer aus gegenwärtigen Nöten, denn er hat mir viel Guts getan: Gott, den du allweg vor Augen haben, und fleißig beten sollest, wird dich an ein Ort bringen, der dir am bequemsten ist. Allein habe denselbigen stets vor Augen, und befleißige dich, ihm jederzeit dergestalt zu dienen, als wenn du noch in meiner Gegenwart im Wald wärest, bedenke und tue ohne Unterlaß meine letzte Rede, so wirst du bestehen mögen: Vale.«
    Ich küßte dies Brieflein und des Einsiedlers Grab zu viel tausendmalen, und machte mich auf den Weg, Menschen zu suchen, bis ich deren finden möchte, ging also zween Tag einen geraden Weg fort, und wie mich die Nacht begriff,

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