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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Miriamel und Padreic, ich bitte Euch«, rief Streáwe, während seine Diener ihn mühsam die glatten Stufen hinaufbeförderten. »Meine kleine Insel hat ein empfindliches Gleichgewicht zu wahren, ein sehr empfindliches Gleichgewicht. Manchmal erscheinen die erforderlichen Anpassungen grausam.« Er zog den Vorhang zu.
    Alespo löste das Tau, und Lenti griff nach dem Ruder, um das kleine Holzboot damit von der Mole abzustoßen. Während sie langsam am Licht der Laternen auf dem Landungssteg vorbeitrieben, wurde Miriamel schwer ums Herz. Sie fuhren nach Nabban, zu einemOrt, an dem es jetzt kaum noch Hoffnung für sie gab. Cadrach, ihr einziger Verbündeter, hatte, seitdem sie wieder zusammen waren, nur finster geschwiegen – und wie hatte Streáwe ihn genannt? Wo hatte sie diesen Namen schon gehört? Jetzt schickte man sie zu irgendeinem unbekannten Freund Graf Streáwes, ein Faustpfand in einem sonderbaren Handel. Und jeder Mensch, von den Edelleuten bis hinab zum bescheidensten Bauer, schien von ihren Angelegenheiten mehr zu wissen als sie selbst. Wie sollte das nur enden?
    Miriamel stieß vor Kummer und Enttäuschung einen Seufzer aus.
    Lenti, der ihr gegenübersaß, erstarrte. »Versuch jetzt keinen Unfug«, brummte er. »Ich habe ein Messer.«

5
Im Haus des Singenden Mannes

    imon schlug mit der Hand auf die kalte, steinerne Höhlenwand, dass es krachte, und empfand eine seltsame Befriedigung über den Schmerz. »Beim blutigen Usires!«, fluchte er. »Blutiger Usires, der am Baum blutet!« Er hob den Arm, um noch einmal auf die Wand zu schlagen, ließ ihn dann aber sinken und kratzte sich wütend mit den Fingernägeln am Hosenbein. »Immer mit der Ruhe, Junge«, mahnte Haestan. »War doch nichts zu machen.«
    »Ich lasse nicht zu, dass sie ihn umbringen!« Flehend wandte er sich an seinen Kameraden. »Außerdem hat Geloë gesagt, wir müssten zum Stein des Abschieds. Ich weiß nicht einmal, wo das ist!«
    Haestan schüttelte bekümmert den Kopf. »Was immer das für ein Stein sein soll. Ich hab dich nicht mehr richtig verstanden, seit du heute Nachmittag hingefallen bist und dir den Kopf geprellt hast. Seitdem redest du wie ein Mondsüchtiger. Aber was den Troll betrifft und den Rimmersmann – was können wir tun?«
    »Ich weiß nicht!«, bellte Simon. Er streckte die schmerzende Hand aus und stützte sich an die Wand. Draußen vor dem Türleder heulte der Nachtwind. »Sie befreien«, meinte er endlich. »Alle beide befreien – Binabik und Sludig.« Die Tränen, die er mühsam unterdrückt hatte, spürte er nicht mehr. Auf einmal fühlte er sich kaltblütig und voller Kraft.
    Haestan wollte etwas antworten, ließ es dann aber bleiben. Er betrachtete die bebenden Fäuste des Jungen und den Streifen der leichenblassen Narbe auf seiner Wange. »Und wie?«, erkundigte er sich gelassen. »Zwei gegen den ganzen Berg?«
    Simon blitzte ihn erbost an. »Es muss einen Weg geben!«
    »Das einzige Seil haben die Trolle mitgenommen, als sie Binabiks Rucksack holten. Die beiden stecken in einem tiefen Loch, Junge. Rundum Wächter.«
    Nach einer langen Weile drehte Simon sich um und ließ sich auf den Höhlenboden gleiten. Den Schaffellteppich schob er zur Seite, um der erbarmungslos kalten Felswand so nahe wie möglich zu sein.
    »Wir können sie nicht einfach sterben lassen, Haestan. Wir können es einfach nicht. Binabik hat gesagt, sein Volk würde sie von den Klippen stürzen. Wie können sie so … böse sein?«
    Haestan hockte sich nieder und stocherte mit dem Messer in den Kohlen herum. »Von Heiden und solchem Pack versteh ich nichts«, sagte der bärtige Wachsoldat. »Durchtriebene Bande. Warum sperren sie die beiden ein und lassen uns frei herumlaufen, noch dazu mit unseren ganzen Waffen?«
    »Weil wir kein Seil haben«, antwortete Simon bitter und schauderte. Im Rücken spürte er die Kälte der Wand. »Außerdem, selbst wenn wir die Wachen töteten, was würde es nützen? Dann würden sie uns auch den Berg hinunterwerfen, und es wäre niemand mehr da, der Josua Dorn brächte.« Er dachte nach. »Vielleicht können wir ein Seil stehlen?«
    »Im Dunkeln, an einem unbekannten Ort? Wahrscheinlich würden wir nur die Wachen wecken und von ihren Speeren aufgespießt werden.«
    »Verflucht und zugenäht! Wir müssen etwas tun, Haestan! Sind wir denn Feiglinge? Wir können nicht einfach abwarten und nichts tun.« Ein scharfer Windstoß pfiff am Türvorhang vorbei ins Innere. Simon schlug die Arme eng um seine Brust.

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