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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Nachtwind verblassten zu einem gedämpften, verebbenden Summen, und klebrige Finsternis ergoss sich über den Mond.
    Als er wieder denken konnte, fiel sein Blick auf Einskaldir, der auf ihn zuzuschwimmen schien, mit kreisenden Armen wie Windmühlenflügel, die Streitaxt ein schimmernder Strich. Der Mund des Rimmersmanns stand offen, als schreie er laut, aber Deornoth vernahm keinen Ton. Unmittelbar dahinter folgte Josua. Deornoths beide Gefährten stürzten sich auf zwei weitere Schattengestalten. Klingen wirbelten und blinkten, zerschnitten das Dunkel mit Streifen gespiegelten Mondlichts. Deornoth wollte sich erheben und ihnen helfen, aber eine Last lag auf ihm, ein formloses, nicht abzuschüttelndes Gewicht. Er bäumte sich auf und fragte sich, wo seineKraft geblieben war, bis endlich die Bürde von ihm abfiel und er schutzlos im beißenden Wind lag.
    Noch immer bewegten sich vor ihm Josua und Einskaldir, ihre Gesichter unheimliche Masken in der blauen Nacht. Nach und nach tauchten aus dem Schatten des Waldes neue, zweibeinige Gestalten auf, aber Deornoth konnte nicht sagen, ob es Freunde oder Feinde waren. Sein Blick schien getrübt – etwas war in seinen Augen, das brannte. Suchend fuhr er mit den Händen über sein Gesicht. Es war nass und klebrig. Als er die Finger in die Höhe hielt, damit das Licht darauf fiel, waren sie schwarz von Blut.

    Ein langer, feuchter Tunnel führte durch den Berghang nach unten. In seinem Inneren gab es eine schmale, von Fackeln erhellte Treppe, fünfhundert bemooste, jahrhundertealte Stufen, die sich durchs tiefste Herz von Sta Mirore hinabschlängelten, von Graf Streáwes großem Haus zu einem kleinen, verborgenen Ankerplatz. Miriamel überlegte, dass der Tunnel wohl schon früher für so manchen Edelmann die Rettung bedeutet hatte, wenn er gezwungen gewesen war, bei Nacht und Nebel aus seinem prächtigen Wohnsitz zu fliehen, weil das Landvolk unerwartet aufsässig wurde oder anfing, die Vorrechte der Privilegierten in Frage zu stellen.
    Am Ende des langen Weges – stets unter den wachsamen Augen von Lenti und einem anderen Bediensteten des Grafen, der ebenfalls keine Miene verzog – fanden sich Miriamel und Cadrach mit müden Füßen unter einem überhängenden Klippenvorsprung wieder, und die schiefergrauen Gewässer des Hafens breiteten sich vor ihnen aus wie ein unordentlicher Teppich. Direkt unter ihnen tanzte ein kleines Ruderboot am Ende seines Haltetaus.
    Schon bald erschien auch Streáwe, den vier kräftige Männer in Seemannstracht in seiner geschnitzten, von Vorhängen verschlossenen Sänfte auf einem anderen Weg die gewundenen Klippenstraßen hinuntergetragen hatten. Der alte Graf war zum Schutz gegen den Nachtnebel mit einem dicken Mantel und Schal verhüllt. Miriamel dachte, das trübe Licht der Dämmerung lasse ihn uralt aussehen.
    »So«, sagte er und winkte den Trägern, ihn auf der steinernen Plattform abzusetzen, »unsere Zeit miteinander ist beendet.« Er lächelte wehmütig. »Ich empfinde tiefes Bedauern über Euer Fortgehen – nicht zuletzt deshalb, weil der Sieger von Naglimund, Euer geliebter Vater Elias, für Eure sichere Rückkehr viel Geld bezahlen würde.« Er schüttelte den Kopf und hustete. »Dennoch, ich bin ein ehrenwerter Mann, und eine unbezahlte Schuld ist wie ein unerlöstes Gespenst, wie wir hier in Perdruin sagen. Grüßt meinen Freund, wenn Ihr ihn seht. Bestellt ihm meine besten Empfehlungen.«
    »Ihr habt uns immer noch nicht mitgeteilt, wer dieser ›Freund‹ ist«, erwiderte Miriamel unwirsch. »Der, dem Ihr uns ausliefert.«
    Streáwe winkte ab. »Wenn er will, dass Ihr seinen wirklichen Namen erfahrt, wird er ihn Euch schon sagen.«
    »Und Ihr wollt uns übers offene Meer nach Nabban schicken – in diesem winzig kleinen Isgbahta«, knurrte Cadrach, »diesem Fischerkahn?«
    »Es ist kaum einen Steinwurf weit«, bedeutete ihm der Graf. »Außerdem habt Ihr Lenti und Alespo bei Euch, die Euch vor Kilpa und Ähnlichem schützen.« Mit einer Geste der zitternden Hand deutete er auf die beiden Diener. Lenti kaute mürrisch auf irgendetwas herum. »Ihr glaubt doch wohl nicht, dass ich Euch allein reisen lassen würde?«, lächelte Streáwe. »Wie könnte ich je sicher sein, dass Ihr meinen Freund erreicht und meine Schuld ablöst?«
    Er gab den Dienern ein Zeichen, die Sänfte zu heben. Miriamel und Cadrach wurden in das schwankende Boot genötigt und nebeneinander in den engen Bug gequetscht.
    »Gedenkt meiner nicht unfreundlich,

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