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Der Advent, in dem Emma ihren Schutzengel verklagte

Der Advent, in dem Emma ihren Schutzengel verklagte

Titel: Der Advent, in dem Emma ihren Schutzengel verklagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noel Hardy
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gehe hier doch nicht etwa gerade einen Pakt mit dem Teufel ein?«, wandte sich der Bankier besorgt an den Monsignore.
    Â»Wissen Sie nicht, dass diese Kategorien nicht mehr existieren – Gott, Teufel, Himmel und Hölle?« Der Monsignore warf einen Blick auf die Datumsanzeige im Zifferblatt seiner Uhr. »Um Mitternacht wird es offiziell bekannt gegeben: Es heißt jetzt einfach Ewigkeit, eine Gesellschaft mit beschränkter Hoffnung, äh, Haftung.«
    Â»Ach«, meinte Schilfstengl, »wie interessant. Das klingt ja nach einer Fusion. Sie haben da nicht zufällig den einen oder anderen Insidertipp für mich?«
    Mit einem Kopfschütteln deutete Wenzel milden Tadel an. »Denken Sie einfach an die Rückkehr des verlorenen Sohns. Und üben Sie sich ansonsten in christlicher Nächstenliebe. Diese Tugend ist maßgeschneidert für Leute Ihres Schlages. Einen besseren Insidertipp kann ich Ihnen nicht geben.« Er zwinkerte Emma und ihrem Vater zu.
    Â»Und Sie glauben, sie ist tatsächlich eins Komma zwei Millionen wert?«, erkundigte sich Schilfstengl.
    Â»Eher mehr«, sagte der Monsignore. Er zog einen Mont blanc-Füllfederhalter aus seiner Jackentasche, schraubte die Verschlusskappe ab und reichte ihn dem Bankier. »Am besten unterschreiben Sie hier.« Er deutete auf die ge punktete Linie unten auf dem Kaufvertrag. »Dann gehört die Madonna Ihnen.«
    Â»Und die Vase – kann ich die trotzdem behalten?«
    Â»Natürlich«, sagte Emmas Vater.
    Zögernd griff der Bankier nach dem Federhalter, unterschrieb aber noch nicht. »Wenn ich nur wüsste, wie ich das in den Büchern … Meine Teilhaber werden Fragen haben … Das Auktionshaus Brahms ist ja so was wie das Rote Meer in der Bilanz.«
    Â»Wenn, wenn, wenn«, sagte Wenzel. »Wenn man bedenkt, dass Sie mit dem Ankauf durch Ihre Bank ja auch einen großen Beitrag zur Erhaltung kostbaren Kirchenguts leisten, dann scheint mir der Vorschlag des Päpstlichen Nuntius, Ihnen einen Orden aus der Hand des Heiligen Vaters zu verleihen …« Er räusperte sich. »Es war natürlich nur eine Idee, Sie müssen ihn nicht annehmen.«
    Plötzlich war Rochus Schilfstengl wie elektrisiert. »Ein Orden vom Papst?! Das wäre die Krönung meiner Laufbahn – ähm, ich meine, meines Lebens als Christ, natürlich!«
    Wenzel rückte den Kaufvertrag zurecht. »Es ist allerdings noch nichts entschieden, in der Protokollabteilung des Vatikans wartet man auf meine Empfehlung.«
    Â»Monsignore, es ist schwer, Ihnen zu widerstehen«, sagte der Bankier. »Aber ich bewundere und respektiere es, wie engagiert Sie sich für Herrn Brahms eingesetzt haben.«
    Â»Ich war nur das Werkzeug einer höheren Macht«, bekannte der Monsignore demütig.
    Emma warf einen diskreten Blick auf ihre Armbanduhr. »Ich dachte, Murat würde auch hier sein?«, raunte sie Wenzel zu. »Hat er sich verspätet?«
    Â»Oh, ich glaube, sein Flug wurde vorverlegt«, antwortete der Monsignore. »Soweit ich weiß, wird er in wenigen Minuten aufgerufen, und …«
    Â»Was?!«

E mma rannte. Die Luft war klar und kalt. Überall schossen jetzt schon Feuerwerkskörper in flammenden Bogen in den schwarzen Himmel. Leuchtend rote, blaue, violette oder goldene Funkenschauer ergossen sich in der Dunkelheit, während auf den Bürgersteigen Knallfrösche explodierten. Es roch nach Schwefel und Feuerstein, und von überallher drang das Zischen der Raketen an Emmas Ohren.
    Bei jedem Atemzug schien die Kälte ihr die Lunge zu zerbeißen. Sie rannte, rutschte aus, wäre beinahe gestürzt. Sie fing sich und hastete weiter, bis sie Sankt Michael sah. Sie wusste nicht, ob Murat hier war, aber wo sollte er sonst sein? Sie wusste auch nicht, warum sie ihm nachlief, außer dass es das Einzige war, was sie tun wollte und musste.
    Die Bürgersteige waren voller lärmender Menschen, Männer und Frauen mit Sektflaschen in den Händen, Jugendliche, die sich gegenseitig mit Krachern bewarfen. Vereinzelte Taxis schlitterten vorbei. Es schneite nicht mehr, aber die Straßen waren eisglatt. Kirchenglocken läuteten.
    Die Fenster von Sankt Michael waren dunkel. Nichts deutete darauf hin, dass heute Abend von hier aus ein Engel in den Himmel starten sollte. Vielleicht ist es gar nicht hier, dachte Emma. Vielleicht war es eine ganz andere Kirche. Es konnte jede

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