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Der Afghane

Der Afghane

Titel: Der Afghane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Wohnung, in der das Peilgerät den Telefonanruf geortet hatte, lag in einem der hohen, schmalen Gebäude mit kunstvoll geschnitzten Baikonen und Fensterläden, vier Etagen hoch über einem Teppichlager an einer Gasse, die gerade breit genug für ein Auto war. Wegen der Sommerhitze haben diese Häuser flache Dächer, wo die Bewohner die kühle Nachtluft genießen können, und von der Straße aus zugängliche, offene Treppenhäuser. Colonel Razak führte seinen Trupp leise und zu Fuß heran.
    Er schickte vier Mann, alle in Stammeskleidung, auf das Dach eines Gebäudes, das vier Häuser weit vom Zielobjekt entfernt war. Als sie oben angekommen waren, schlichen sie sich von Dach zu Dach, bis sie das Haus erreicht hatten. Hier warteten sie auf ihr Zeichen. Der Colonel führte sechs Mann die Außentreppe hinauf. Alle trugen eine Maschinenpistole unter ihren Gewändern, nur der erste nicht – ein muskelbepackter Pandschabi, der den Rammbock trug.
    Als Brian O'Dowd später versuchte, sich an alles zu erinnern, kam es ihm extrem schnell und verschwommen vor. Und den gleichen Eindruck hatten auch die Bewohner.
    Die Eingreiftruppe hatte keine Ahnung, wie viele Leute sich in der Wohnung aufhielten oder was sie dort vorfinden würden. Es konnte eine kleine Armee sein oder eine Familie beim Essen. Sie kannten nicht einmal den Grundriss der Wohnung; Baupläne werden vielleicht in London oder New York archiviert, aber nicht in Peschawar. Sie wussten nur, dass hier jemand ein Handy benutzt hatte, nach dem gefahndet wurde.
    Was sie vorfanden, waren vier junge Männer vor dem Fernseher. Zwei Sekunden lang befürchtete die Eingreiftruppe, sie sei in einen völlig unschuldigen Haushalt eingedrungen. Aber dann sahen sie, dass diese jungen Männer dichte Bärte trugen, dass sie aus den Bergen stammten und dass einer – der mit dem schnellsten Reaktionsvermögen – unter seinem Gewand nach einer Waffe griff. Sein Name war Abdelahi, und er starb, als vier Kugeln aus einer Heckler & Koch MP5 ihn in die Brust trafen. Die anderen drei wurden überwältigt, ehe sie sich zur Wehr setzen konnten. Colonel Razak hatte sich deutlich ausgedrückt: Er wollte sie nach Möglichkeit lebend haben.
    Ein Krachen aus dem Schlafzimmer signalisierte die Anwesenheit eines fünften Mannes. Der Pandschabi hatte seinen Rammbock fallen lassen, aber seine Schulter genügte für die Tür: Sie flog ins Zimmer, und zwei harte CTC-Männer stürmten hinein, gefolgt von Colonel Razak. Mitten im Zimmer stand ein Araber mittleren Alters, die Augen groß und rund vor Angst oder Hass. Er bückte sich nach dem Laptop, den er auf die Terracotta-Fliesen geworfen hatte, um ihn zu zerstören. Dann begriff er, dass er keine Zeit mehr hatte. Er drehte sich um und rannte zum weit offenen Fenster. »Haltet ihn«, schrie Colonel Razak, aber die Pakistani bekamen den Mann nicht zu fassen. Wegen der Hitze war der Ägypter nackt bis zur Taille, und seine Haut war glitschig vom Schweiß. Ohne an der Balustrade zu zögern, sprang er hinaus und landete zwölf Meter weiter unten auf dem Kopfsteinpflaster. Innerhalb von Sekunden hatten sich Neugierige um ihn versammelt, doch der al-Qaida-Financier gurgelte nur zweimal und war tot.
    Im Haus und auf der Straße brach Chaos aus. Leute rannten und schrien durcheinander. Über sein Handy beorderte der Colonel die vierzig uniformierten Soldaten heran, die er vier Straßen weiter in Kleinbussen mit schwarz verspiegelten Scheiben postiert hatte. Sie stürmten durch die Gasse, um die Ordnung wiederherzustellen – falls man ein noch größeres Chaos so nennen kann. Aber sie erfüllten ihren Zweck: Sie riegelten das Wohnhaus ab. Colonel Razak würde mit jedem Nachbarn und vor allem mit dem Hausbesitzer sprechen wollen, dem Teppichhändler im Erdgeschoss.
    Der Leichnam auf der Straße wurde von den Soldaten eingekreist und zugedeckt. Eine Trage würde angefordert und der Tote ins Leichenschauhaus des Peschawar General Hospital gebracht werden. Noch immer hatte niemand die leiseste Ahnung, wer er war. Klar war nur, dass ihm der Tod lieber gewesen war als die liebevolle Aufmerksamkeit der Amerikaner im Lager von Bagram in Afghanistan, wohin Islamabad ihn nach einer kurzen Verhandlung mit dem CIA-Chef in Pakistan sicher überstellt hätte.
    Colonel Razak wandte sich vom Balkon ab. Den drei Gefangenen wurden Handschellen angelegt und Kapuzen aufgesetzt. Um sie abzutransportieren, war eine bewaffnete Eskorte nötig. Die Gegend hier war

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