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der Agentenschreck

der Agentenschreck

Titel: der Agentenschreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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»Nun, Mrs. Pollifax?« sagte Radev munter.
    Sie war nicht ganz so munter, aber sie hielt ihn für einen Menschen, der erst bei Gefahr richtig aufblühte. Daher war sein Lebenswillen am intensivsten, je näher der Tod rückte.
    Eigentlich keine schlechte Einstellung für unser Vorhaben, dachte sie. Sie sah auf ihre Uhr.
    Radev tat das gleiche und nickte. »Wir fahren«, entschied er, lenkte den Wagen auf die
    Straße und bog um die Ecke in den Ordrinplatz ein. Ein Häuserblock vor ihnen erhoben sich die Mauern und das Eingangstor des Panchevsky-Instituts.
    Am höchsten Punkt der Persenkstraße blickte Georgi auf seine Uhr. »Noch eine Minute«,
    sagte er zu Kosta. »Ob wir es überleben werden? Was meinst du, Genosse?«
    »Wer weiß«, antwortete Kosta achselzuckend. »Immer noch besser ganz tot als halb tot.«
    In der engen Ordrinstraße am unteren Ende der Mauer hockte Debby neben Boris im
    Lastwagen und zitterte vor Kälte und Aufregung. »Mir ist ganz übel«, sagte sie.
    »Das kommt vom Warten«, tröstete er. »Wenn es losgeht, gibt sich das. Sie werden sehen.«
    »Es ist eine Minute vor drei, Boris«, sagte sie, nach einem Blick auf ihre Uhr. Er nickte, stieg aus und entriegelte die Rückwand des Lastwagens, wo die Leiter versteckt lag.
    Tsanko hatte die Persenkstraße überquert und schlenderte nun gemächlich an der hohen
    Mauer entlang. Seine Hand steckte in der Hosentasche und betastete das Päckchen. In der Mitte der Mauer angelangt, sah er auf seine Uhr, kniete nieder, als wollte er seinen
    Schnürsenkel binden, und drückte das Päckchen fest gegen die Mauer. Ein Streichholz
    flammte auf. Dann richtete er sich auf und eilte im Laufschritt zu einem Lastwagen, der quer über der Straße stand. Er schien nicht zu sehen, daß der schwere Lastwagen langsam
    durch die Persenkstraße auf ihn zurollte.
    Am Fuße des Abhangs bekam der Wagen mehr Schwung.
    Tsanko hatte eben die Tür des Lastwagens geöffnet, als die äußere Mauer des Panchevsky-Instituts zerbarst und teilweise in Trümmer ging. Der Krach der Explosion folgte eine
    Sekunde später, genau in dem Augenblick, als der schwere Lastwagen durch die
    aufgerissene Mauer in den Hof rollte.
    Eine halbe Minute später war der Anprall des Lastwagens zu hören und knapp darauf eine
    zweite, lautere Explosion.
    Assen Radev sagte beim Tor: »Vielleicht habt ihr nicht mit zwei Dutzend Gänsen für eure Küche gerechnet, aber sie sind heute euer Abendessen. Also, wohin soll ich sie bringen?
    Wer hat hier Dienst? Ich sage dir doch, sie sind heute früh bestellt worden.«
    Der Posten deutete auf Mrs. Pollifax. Radev sagte achtlos: »Die gehört zum Kollektiv, ich bringe sie zurück. Sie kann nicht reden, ist stumm.«
    Ein zweiter Mann stellte sich wie von ungefähr zu ihnen, zwinkerte Radev zu und redete
    dann seinem Kameraden gut zu. Es war Miroslav, der sich sein Schmiergeld verdiente.
    Aufreizend langsam drehte der Posten die Papiere hin und her. Schließlich nickte er. »Bring sie in den Innenhof, dort soll man sie schlachten, du Trottel. Aber mach schnell.«
    Langsam schob sich der Wagen des Kollektivs durchs Tor und dann durch das zweite
    eiserne Tor in den Hof. »Sehen Sie die Treppen?« sagte Radev halblaut zu Mrs. Pollifax.
    »Rechts.
    Der Zugang zu jedem Stockwerk ist abgeriegelt, aber die Treppen sind offen und führen bis ganz nach oben.«
    Mrs. Pollifax nickte. Sie kletterte aus dem Wagen und klappte die Hintertür des Autos auf.
    Zwei Dutzend Gänse funkelten sie an. Mit heftigen Armbewegungen scheuchte sie sie ins
    Freie, wo sie sofort laut schnatternd auseinanderstoben. Und gleich danach erdröhnte die erste Explosion.
    Boris und Debby hörten die erste Detonation, als sie in der Ordrinstraße warteten. Die Leiter hing bereits zur Hälfte aus dem Wagen. Auf der Straße war es finster, aber die Mauer war in grelles Licht getaucht. Debby dachte an Mrs. Bemish und die Sicherungen. Angenommen,
    Mrs. Bemish erreichte sie nicht oder zerschlug sie zu spät — was konnten sie dann tun?
    »Stellen Sie die Leiter auf«, sagte Boris. »Ich mache den Anfang. Sie klettern nach mir.
    Vorsicht mit den Seilen, daß sie sich nicht verwickeln. Machen Sie alles genau so, wie wir es heute geübt haben.«
    »Ja.«
    Sie hörten die zweite Explosion. Dann begann eine Sirene zu heulen und verstummte
    urplötzlich. Gleichzeitig erloschen sämtliche Lichter im Gebäude. Mrs. Bemish hatte es
    geschafft.
    »Los«, befahl Boris. Hastig kletterten sie auf die Leiter.
    Georgi und

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