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der Agentenschreck

der Agentenschreck

Titel: der Agentenschreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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noch?« fragte sie Boris.
    Er sah auf das Leuchtzifferblatt seiner Uhr. »Es ist jetzt 3 Uhr 11.«
    »Wo bleibt er denn nur?« flüsterte sie. »Radev und Mrs. Pollifax sollten schon wieder zum Lastwagen laufen.«
    »Geduld.«
    Gespannt starrte Debby durch die Dunkelheit. Sie beugte sich vor und betastete das Seil. Es war fest, aber unbelastet. Ich will nicht die Nerven verlieren, dachte sie, aber er sollte wirklich schon kommen. Ich habe keine Angst. Nein, ich habe keine Angst. Nie zuvor war ihr soviel an zwei Menschen gelegen wie in diesem Augenblick. Es war verrückt, als hätte ihr ganzes Leben erst vor einer Woche begonnen. Plötzlich zitterte sie um alle Beteiligten, aber am stärksten bangte sie um Phil und Mrs. Pollifax.
    »Boris«, sagte sie mit bebender Stimme.
    Er drehte sich um. Sie sah ihn nicken. » Da — etwas stimmt nicht«, sagte er tonlos.
    »Ich weiß.« Sie stand auf.
    Radev hatte inzwischen Dynamit ins Schloß von Phils Zelle gestopft und ein Streichholz
    darunter gehalten. Im kurz aufflackernden Licht sagte Philip Trenda erstaunt zu Mrs. Pollifax:
    »Wir haben uns doch schon mal gesehen? Ich weiß es genau!«
    »Psst!« zischte Radev.
    Die Zündschnur glomm. Mrs. Pollifax trat zurück. Es folgte ein gedämpfter Knall, und sie standen wieder im Dunkeln. Aber aus der Dunkelheit bliesen Atemzüge in Mrs. Pollifax
    Nacken.
    »Assen?« sagte sie leise.
    Aber Radev öffnete die Zellentür. »Wer?...« begann sie. Ehe sie sich umdrehen konnte,
    spürte sie bereits eine Pistole im Rücken. Radev hatte nichts bemerkt. Der Mann hinter Mrs.
    Pollifax sprach plötzlich in scharfem Bulgarisch auf Radev ein. Radev brummte drohend und drehte sich um.
    »Was gibt's denn? Wer ist das?« fragte Mrs. Pollifax.
    »Miroslav. Der Aufseher.«
    »Er drückt mir eine Pistole in den Rücken«, beschwerte sich Mrs. Pollifax.
    Radev fuhr den Mann an, und die Pistole wurde zurückgezogen. In der Dunkelheit
    vertauschten Miroslav und Radev vorsichtig die Plätze. Miroslav wich vom Fenster zurück, wo er mit schußbereiter Pistole stehen blieb. Sein Umriß war deutlich zu sehen. Radev
    rückte von Phils Zelle ab, um das Seil an den Gitterstäben zu verdecken. So standen sie schweigend da, bis Radev wütend auf den Mann einsprach.
    Mrs. Pollifax verstand kein Wort. Das war zermürbend.
    Radev war wütend, Miroslav ganz ruhig. Dieser Mann war gut bezahlt worden. Trotzdem
    hielt er sie jetzt mit seiner Pistole in Schach und ließ sie nicht fort. »Was ist denn?« rief Mrs.
    Pollifax ungeduldig.
    »Der Hund«, sagte Radev und spuckte auf den Boden. »Der Hund. Das Schmiergeld hat er
    genommen. Jetzt sagt er, er bekommt mehr, wenn er uns ausliefert. Und einen Orden
    bekommt er obendrein. Er hat nicht gewußt, daß ich den amerikanischen Kapitalisten
    befreien werde.«
    »O Gott!« sagte Philip.
    »Er verstellt das Fenster«, fuhr Radev fort. »Und er sagt, in wenigen Minuten werden die Lampen wieder brennen und die Wächter da sein. Er braucht nur zu warten.«
    »Kann er englisch?«
    »Nein.«
    »Haben Sie noch Dynamit übrig?«
    »Nein.«
    »Das Seil hat er noch nicht gesehen. Wenn einer von uns ihn bloß festhalten könnte, bis Philip am Fenster ist...«
    »Darauf wartet er doch nur«, sagte Radev spöttisch. »Mit veränderter Stimme sagte er dann:
    »Augenblick. Da tut sich etwas.«
    »Was?« fragte Mrs. Pollifax.
    »Psst.« Nach kurzer Pause fuhr er fort: »Jetzt soll der Kurzschluß nur noch eine Weile
    dauern. Das Seil ist straff, verstehen Sie?«
    »Straff?« wiederholte Mrs. Pollifax verständnislos. Dann begriff sie, daß Radev von seinem Platz aus das Seil nicht nur verdeckte, sondern auch danach greifen konnte. Ihr Herz
    begann wild zu schlagen. »Reden Sie mit ihm«, sagte sie leise. »Lenken Sie ihn ab,
    Radev.«
    »Da.«
    Mrs. Pollifax fixierte das unvergitterte Fenster hinter Miroslav. Eine Hand klammerte sich ans Fensterbrett und dann schwang sich ein schlanker Körper auf den Sims. Mit deutlicher,
    ruhiger Stimme sprach Mrs. Pollifax den Schatten an. »Der Posten ist bewaffnet und steht mit dem Rücken zum Fenster. Mit dem Rücken zum Fenster!« Die Gestalt hockte jetzt auf dem Fenstersims. Es war Debby.
    Spring los, dachte sie stumm. Spring, Debby, spring!
    Debby richtete sich auf und verhoffte eine Sekunde auf dem Sims. Dann schleuderte sie
    sich auf den Boden des Zellenblocks und riß Miroslav mit. Mit zitternden Fingern zündete Mrs. Pollifax ein Streichholz an. Das genügte Radev. Er entdeckte Miroslav,

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