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der Agentenschreck

der Agentenschreck

Titel: der Agentenschreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Vorratskammer diente. Einige versengte Kräuter hingen noch von der Decke. Volko und Radev waren dabei, kleine Päckchen zu überprüfen.
    »Ah, Amerikanski!« sagte Volko, drehte sich um und lächelte ihr zu. »Willkommen! Sehen Sie, was heute geschehen ist.«
    »Gerne!«
    »Dieser Radev ist sehr Fachmann. Radev, sag ihr.«
    »Nicht übel«, bestätigte Radev. »Hier ist genialer Kurzzünder, zwei Minuten. Das ist für Tsanko, sehr wirksam, aber in kleinem Paket, Sie sehen? Wir haben zwei davon ausprobiert, sind so ausgezeichnet, daß ich vielleicht Geschäft damit mache.« Er grinste.
    »Hier sind sechs schwächere Sprengpäckchen, auch für Hosentasche, fast keine Zündschnur, vielleicht fünf Sekunden. Zwei davon heute an Mrs. Bemish geliefert, zwei auch für Sie und mich, vier für Georgi und Kosta.«
    »Und das größte?«
    »Ist schon im Lastwagen angeschlossen. Der Himmel verhüte Unfall, geht los bei Anprall.«
    Mrs. Pollifax seufzte erleichtert auf. »Na also«, sagte sie und sah sich um, »es scheint ja alles vorzüglich zu klappen.«
    Um sieben Uhr machte sich Volko leise davon — niemand sagte, weshalb —, und Georgi breitete ein großes Tuch auf dem Fußboden aus. Dort aßen sie zu Abend, brachen das Brot von einem großen Laib und spülten es mit Rotwein hinunter. Debby sah sie begeistert an.
    »Ist das nicht fabelhaft, Mrs. Pollifax?« Sie aß mit den Händen. Die Sonne hatte ihr Gesicht rosig gefärbt.
    Heute sah sie durchaus nicht heimatlos und verschüchtert aus.
    Sie strengt sich an, dachte Mrs. Pollifax und verstand nicht, warum so viele Menschen Glücklichsein mit Nichtstun identifizierten.
    Tsanko war noch immer nicht erschienen. »Er und Volko sind bei großer Versammlung«, erklärte Boris auf ihre Frage. »Was Sie nennen Party!«
    »Eine Party!« Der Zeitpunkt erschien ihr merkwürdig gewählt.
    »Wir beschließen heute — Sie waren nicht da —, daß Volko heute abend nicht bei uns ist.
    Wir verlangen, daß er sich schützen. Er stellt Lastwagen und Sprengstoff bereit und braucht gute Ausrede.«
    »Ein Alibi«, half Mrs. Pollifax aus.
    » Da. Hat schon viel riskiert. Polizei wird später erfahren, wem Lastwagen gehört und wird hart sein. Wir haben Überfall auf Magazin gemacht, Schlösser zerschlagen, Kisten aufgerissen. Niemand wird wissen, wer war, aber wenn sie reden mit Volko, er wird sein ganz unschuldig. Ganze Nacht wird sein bei Feier für General Ignatov«, grinste er.
    Mrs. Pollifax lachte. »Das war wirklich schlau!«
    » Da. Leiter von Geheimpolizei kann nicht zweifeln an Mann, welcher trinkt mit ihm, eh?« Er sah auf seine Uhr. »Aber Tsanko wird hier sein um Mitternacht, Sie sind nervös, Amerikanski?«
    »Sehr.«
    Er nickte. »Weiß keiner von uns, eh? Man fragt, verdient dafür sterben?«
    »Und wie lautet die Antwort?« fragte Mrs. Pollifax.
    »Verdient nicht, dafür zu sterben, aber verdient zu leben, daß man tun kann«, lächelte er.
    Sie nickte. »Sie gefallen mir, Boris. Ihre Skepsis gefällt mir auch.«
    Er zuckte belustigt die Achseln. »Hält mich am Leben. Amüsiert mich. Man muß haben Amüsement, eh?«
    Langsam wurde es dunkel und kalt. Außer im Keller durften sie nirgends Licht machen.
    Nach einer Stunde hatte Mrs. Pollifax das Gefühl, in dem engen Raum mit nur einer einzigen Kerze zu ersticken.
    »Ich gehe ein wenig ins Freie und setze mich unter einen Baum«, sagte sie.
    »Gehen Sie nicht zu weit«, rief Debby ihr nach.
    Sie saß unter dem Baum, als Tsanko im unbeleuchteten Lastwagen vorfuhr. Er sah sie erst, als sie ihn anrief. Da ging er zu ihr und setzte sich neben sie auf die Bank. »Ihr Wohlbefinden ist heute meine größte Sorge. Wie geht es Ihnen?« sagte er.
    »Aufgeregt, aber gut.«
    Er nickte. Sein Gesicht ließ sich im Dunkel kaum erkennen.
    »Wir haben Glück, der Mond scheint nicht.«
    Sie saßen schweigend beisammen. Die Geräusche der Nacht umfingen sie: das Zirpen der Grillen, das Quaken der Frösche und das Rauschen des nahen Waldes. Erstaunlich, wie lieb mir dieser Mann geworden ist, dachte Mrs. Pollifax, denn es gab wenige Menschen, mit denen sie sich ganz spontan so gut verstand. Was sie an ihm so anzog, ließ sich nicht in Worte fassen. Es war wohl sein Humor, seine Art, sein Charakter.
    Jedenfalls bedurfte es zwischen ihnen keiner Worte.
    Unvermittelt sagte er: »Haben Sie ein schönes Leben in Amerika? Erzählen Sie mir davon.
    Von einem Cpeda — Mittwoch — zum Beispiel. Was tun Sie an einem Mittwoch?«
    »Mittwoch«, wiederholte

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