Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
im Zuge des Zweiten
Komplexes errichtet worden, eines Projekts, mit dem die galaktische
Gemeinschaft zum zweiten Mal ernsthaft versucht hatte, ein
integratives Wurmlochnetzwerk zu schaffen. In den eine Milliarde
Jahre andauernden Wirren des Langen Zerfalls, des Kriegs der
Stürme, der Streuungsanarchie und des Zusammenbruchs der
Informorta hatte Ulubis diesen Anschluss wieder verloren und - mit
nahezu der gesamten zivilisierten Galaxis – das erdrückende
Zweite oder Große Chaos wie im Koma verschlafen. Nur die
Dweller-Bevölkerung auf Nasqueron hatte diese Epoche
überlebt. Die Dweller wurden zu jener Metaspezies gerechnet, die
man ›die Langsamen‹ nannte. Sie lebten nach einer anderen
Zeitskala und hielten es nicht weiter für tragisch, wenn sie ein
paar hunderttausend Jahre brauchten, um von Punkt A nach Punkt B zu
gelangen. Selbst wenn eine Milliarde Jahre lang nicht viel passierte,
empfanden sie das nach eigener Aussage nur wie einen ausgedehnten
Urlaub.
    Im Anschluss an die Dritte Diaspora-Epoche (und manches andere
– die galaktische Geschichte verlief auf keiner Zeitskala
wirklich linear) kam Ulubis durch ein neues Wurmloch wieder ans Netz
und wurde in den Dritten Komplex integriert. Diese Arteria
überdauerte siebzig Millionen Jahre, eine produktive, friedliche
Epoche, in der mehrere ›schnelle‹, aber nicht auf Ulubis
entstandene Spezies kamen und wieder verschwanden. Nur die Dweller
verfolgten als immerwährende Zeugen den gemächlichen Gang
des Lebens und der Geschichte. Dann wurde Ulubis durch den
Großen Arteria-Zusammenbruch zusammen mit fünfundneunzig
Prozent der vernetzten Galaxis abermals in die Einsamkeit
gestürzt. Im Krieg der ›Neuen Schnellen‹ und im
Maschinenkrieg wurden weitere Portale und Wurmlöcher vernichtet,
und erst die Gründung der Merkatoria brachte – zumindest
nach Ansicht ihrer Führer, einen dauerhaften Frieden und leitete
den Vierten Komplex ein.
    Ulubis war im Verlauf dieses noch im Anfangsstadium befindlichen
Prozesses schon frühzeitig wieder angeschlossen worden, und dank
dieser jüngsten Arteria war das System sechstausend Jahre lang
ein leicht erreichbarer Teil der allmählich wiederauflebenden
galaktischen Gemeinschaft gewesen. Doch auch dieses Wurmloch war
zerstört worden, und seit mehr als einem Vierteljahrtausend
befand sich der nächstgelegene funktionsfähige Zugang
für Ulubis auf Zenerre, volle zweihundertvierzehn Jahre weiter
innen im zunehmend dicker werdenden Strom. Das sollte sich nun in
etwa siebzehn Jahren ändern. Dann nämlich würde ein
Wurmloch-Endpunkt eintreffen, der zurzeit mit relativistischer
Geschwindigkeit auf dem Technikschiff Esttaun Zhiffir zum
Ulubis-System unterwegs war. Wahrscheinlich würde man ihn an der
gleichen Stelle installieren wie das alte Portal, an einem der
Lagrange-Punkte in der Nähe von Sepekte, dem Hauptplaneten des
Ulubis-Systems. Im Augenblick stand Ulubis jedoch trotz seiner
Bedeutung als Zentrum der Dweller-Forschung zeitlich und physisch im
Abseits.
    Onkel Slovius entließ den Diener mit einer Flossenbewegung
und zog sich an dem y-förmigen Trägergerüst, das ihn
mit Kopf und Schultern über der glänzend blauen
Oberfläche hielt, nach oben. Der Diener – Fassin hatte ihn
inzwischen erkannt, es war Guime, der zweithöchste Bedienstete
seines Onkels – kam zurück und wollte dem Alten behilflich
sein. Doch Slovius zischte und schnalzte gereizt und wollte mit einer
Flossenhand nach dem Mann schlagen. Doch die Bewegung war zu langsam
und kraftlos. Guime wich mühelos aus, verneigte sich, zog sich
an die Wand zurück und blieb dort stehen. Slovius hievte seinen
Oberkörper noch etwas weiter aus dem Becken. Rumpf und Schwanz
schwebten träge unter den leuchtend blauen Wellen.
    Fassin wollte sich aus seinem Schneidersitz erheben. »Onkel,
soll ich dir…?«
    »Nein!«, rief Slovius frustriert, obwohl es ihm nicht
gelingen wollte, sich weiter nach oben zu schieben. »Warum will
mich alle Welt nur ständig bemuttern!« Bei diesen Worten
drehte er den Kopf zur Seite, um Guime anzusehen, doch dabei rutschte
er noch weiter ab und lag schließlich mehr in der Horizontalen
als zuvor. Er patschte mit der Flosse auf die Oberfläche.
»Da! Siehst du, was du angerichtet hast, du Idiot? Immer musst
du dich wichtig machen!« Er seufzte tief auf, legte sich
sichtlich erschöpft in die wogenden Wellen zurück und
starrte vor sich hin. »Wenn du willst, kannst du mich umbetten,
Guime«, sagte er matt. Es klang

Weitere Kostenlose Bücher