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Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Angeklagte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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haarsträubendste Begründung, von der er je gehört hatte – und das bei einem Gericht, das für seine haarsträubenden Urteile berüchtigt war.
    Cliff Curtlee wischte Farrells Einwand umgehend vom Tisch: »Die Beweise werden in einem neuen Prozess keinen Bestand haben. Sie können sich davon selbst überzeugen, wenn Sie die damaligen Gerichtsprotokolle lesen: zwei mutmaßliche Opfer! Wer war das denn? Sie hätten nicht einmal aussagen dürfen! Ro hatte ja eingeräumt, Sex mit einer der Frauen gehabt zu haben, aber es war einvernehmlicher Sex. Es gibt überhaupt keinen Fall . Es hat nie einen gegeben.«
    »Nun …«
    Theresa räusperte sich erneut: »Aber wie immer Sie sich im Bezug auf eine Prozesswiederaufnahme entscheiden – und ich habe keine Zweifel, dass Sie zu einer angemessenen Beurteilung kommen: Sie sollten zumindest die Stellung einer Kaution möglich machen.«
    Farrell schüttelte den Kopf. »Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, als könne ich die Situation Ihres Sohnes nicht nachempfinden, aber eine Kaution ist bei einem Prozess mit erschwerendem Tatbestand nun mal nicht möglich.«
    »Ah.« Theresas Gesichtsmuskeln versagten ihren Dienst, und sie hob – als wolle sie den Mangel an Ausdruck ausgleichen – ihren Zeigefinger. »Aber das ist ja der Punkt: Es gibt keine erschwerenden Umstände.«
    »Wie bitte?« Farrell konnte nicht verheimlichen, dass er auf dem falschen Fuß erwischt worden war.
    »Das war das einzige Zugeständnis, das Sharron Pratt uns gemacht hat – nach all dem, was wir für diese Frau getan haben.« Es war offensichtlich keine allzu große Sympathie, die Cliff für die frühere Staatsanwältin hegte, die ihren Sohn auf die Anklagebank gebracht hatte.
    Fast schon einstudiert übernahm Theresa den Gedankengang. »Die Anklage lautete auf Vergewaltigung und Mord, nicht auf Mord als Resultat einer vorangehenden Vergewaltigung.«
    Farrell entging der Bruch in der Logik nicht: Falls ihr Sohn die Tat begangen hatte, musste sie konsequenterweise auch als Mord und Vergewaltigung geahndet werden. Aber anscheinend hatte sich Sharron Pratt diesen Gedankengang nicht zu eigen gemacht, sondern auf eine Besonderheit des kalifornischen Rechtssystems zurückgegriffen: »Erschwerende Umstände« sind nur dann gegeben, wenn der Täter erst im zweiten Schritt den Mord begeht – um auf diese Weise die erste Tat zu vertuschen.
    »Es gab also keine erschwerenden Umstände«, sagte Wes.
    Mit anderen Worten: Es war ein Fall, in dem grundsätzlich Kaution gestellt werden konnte.
    Theresa ließ kurz ihre Zähne aufblitzen. »Exakt. Ro war kautionsberechtigt – und ist es nun wieder.«
    »Aber kam er beim letzten Mal faktisch auf Kaution frei?«
    »Nein«, sagte Cliff. »Dieses Faschistenschwein Tho masino« – ein überaus respektierter Richter am Kammer gericht – »hat die Kaution im Vorfeld bereits abgewürgt.«
    »Er war von Anfang an voreingenommen gegen unseren Sohn«, ergänzte Theresa. »Und das zog sich durch den gesamten Prozess, in jeder seiner Entscheidungen. Es war für jedermann offensichtlich.«
    »Und dieses Mal …?«
    »Und dieses Mal«, sagte Cliff, »möchten wir an Sie appellieren, Wes, Ihr Gewicht in die Waagschale zu werfen, wenn Sie auch nur erste Anzeichen von richterlicher Selbstherrlichkeit erkennen. Die Kaution ist eine juristische Option, aber zumindest tun Sie uns den Gefallen und halten Thomasino aus dem Spiel. Oder Sie äußern sich dahingehend, dass Sie eine Kaution in vertretbarer Höhe akzeptieren würden, bevor der Fall überhaupt wieder vor Gericht landet.«
    »Wobei Sie das ja nicht öffentlich verkünden müssen«, sagte Theresa. »Nur auf das Resultat kommt es an.« Und dann, mit plötzlich versöhnlichem Tonfall, fügte sie an: »Jetzt, wo er aus dem Gefängnis raus ist, möchten wir unseren Jungen auch liebend gern wieder bei uns behalten, Wes.«
    Die Vorstellung, dass seine drei erwachsenen Kinder bei ihm und Sam für ein verlängertes Wochenende einfallen würden, war für Farrell zwar der reine Horror, aber um guten Willen zu demonstrieren und dieses unangenehme Gespräch hinter sich zu bringen, ergriff er die Gelegenheit beim Schopfe: »Ich kann Ihre Gefühle nur allzu gut nachvollziehen«, sagte er. »Und ich verspreche Ihnen, dass ich den Fall genauestens verfolgen werde und alles unternehmen werde, um Ihren Bedenken Rechnung zu tragen.«
    Er wusste, dass sich sein Aufwand in überschaubaren Grenzen halten würde.
    Die Entschiedenheit in seiner Stimme

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