Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe
Zu diesem Buch
Dr. Gordon erzählt in diesem Roman die komischen und zuweilen grotesken Abenteuer eines alten Seebären, dessen Traum, Kapitän eines schmucken Passagierdampfers zu werden, überraschend erfüllt wird. Die Schiffahrtsgesellschaft überträgt dem Käpt'n Ebbs, der lange einen klapprigen, schrottreifen Frachter befehligte, das Kommando über einen Steamer, der mit einer buntgemischten, aber immer anspruchsvollen Gesellschaft nach Sydney in See gehen soll. An dies Kommando ist eine scheinbar harmlose Bedingung geknüpft, die den Käpt'n Ebbs aber in die absonderlichsten Nöte bringt: er muß den Dampfer wieder abgeben, wenn die Reise nicht zur uneingeschränkten Zufriedenheit aller Fahrgäste verläuft. Nun ist der alte Fahrensmann zwar gegen die meteorologischen Wechselfälle der Seefahrt gewappnet, die Schwierigkeiten jedoch, die ihm von seiten der Fahrgäste beschert werden, sind ihm neu und befremdlich. Der schüchterne Mann muß sich in einen Salonlöwen verwandeln. Er hat sich einer Dame zu erwehren, die er in seiner Kabine findet. Er bekommt es mit einem Liebespaar zu tun, das sich in den Kopf gesetzt hat, morgens um drei Uhr von ihm getraut zu werden. Er hat seine Last mit einem chronischen Trunkenbold und einer wilden Kinderbande. Zudem und zu allerhand anderem ruhen ständig die Augen des wichtigsten Aktionärs der Reederei auf ihm, eines Mannes, der entschlossen ist, von vornherein alles krummzunehmen.
Richard Gordon ist der Autor des erfolgreich verfilmten Weltbestsellers «Aber Herr Doktor!» (rororo Nr. 176). Dieses Buch erreichte allein in der englischen Originalausgabe rasch eine Auflage von über 400000 Exemplaren. Inzwischen hat der Autor, der im bürgerlichen Leben Dr. med. Gordon Ostlere heißt und der, bis er zur Feder griff, zunächst praktischer Arzt in Oxford und London war, dann Schiffsarzt, seine medizinische Laufbahn aufgegeben und weitere, meist heitere Bücher geschrieben. Sie wurden in achtzehn Sprachen übersetzt und mehrere von ihnen verfilmt. Als rororo-Taschenbücher erschienen außerdem: «Doktor ahoi!» (Nr. 213), «Hilfe! Der Doktor kommt» (Nr. 233), «Dr. Gordon verliebt» (Nr. 358), «Dr. Gordon wird Vater» (Nr. 470), «Doktor im Glück» (Nr. 567), «Eine Braut für alle» (Nr. 648), «Doktor auf Draht» (Nr. 742), «Onkel Horarios 1000 Sünden» (Nr. 953), «Finger weg, Herr Doktor!» (Nr. 1694), «Wo fehlt's, Doktor?» (Nr. 1812), «Machen Sie sich frei, Herr Doktor!» (Nr. 4042) und «Der Schlaf des Lebens» (Nr. 4258).
Gesamtauflage der Werke von Richard Gordon in den rororo-Taschenbüchern: 1,3 Millionen Exemplare.
Richard Gordon
Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe
Roman
1.— 8o. Tausend 1959-1962
81.-100. Tausend April 1979
Veröffentlicht im Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH,
Hamburg, Januar 1959
Copyright © 1955 by Paul Zsolnay Verlag Gesellschaft mbH, Wien-Hamburg
Die englische Originalausgabe erschien unter dem Titel
«The Captain's Table» bei Michael Joseph Ltd., London, 1954
Umschlagentwurf Jürgen Wulff
Satz Aldus (Linotron 505 C)
Gesamtherstellung Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany
380-ISBN 3 499 14435 2
1
Kapitän William Ebbs, Kommandant des Frachters Martin Luther, starrte durch den Regen düster in die unteren Fenster des Büros seiner Gesellschaft, der Pole Star Line, in der Leadenhall Street. Sie waren mit schimmernden Modellen von Passagierdampfern, Querschnitten durch Miniaturkabinen, Farbfotos bronzebrauner Mädchen, die sich hüpfend Deckspielen hingaben, und sonnigen Plakaten geschmückt, die die bronchitisgeplagten Engländer aufforderten, nach Australien zu reisen; sie stellten das Leben an Bord eines Schiffs in den leuchtendsten Farben dar, und das brachte Ebbs immer wieder aus der Fassung. Dieselbe Wirkung übte das Büro auf ihn aus, wohin jeder Kapitän - in der wenig eindrucksvollen Kleidung, die an Land zu tragen war - zitiert wurde, um von blaßgesichtigen Angestellten und jugendlich tuenden Sekretärinnen angeschnauzt zu werden und um irritierende Fragen betreffs Havarien, erkrankter Matrosen und unbrauchbar gewordenen Proviants zu beantworten - Dinge, die er vor langer Zeit einmal gemeldet und inzwischen vergessen hatte. Diese amtlichen Vorsprachen waren Ebbs schon seit vielen Jahren als die schwersten Prüfungen eines Kommandos erschienen; doch die gegenwärtige stand unter einem noch weitaus düstereren Zeichen: hatte er doch die Gewißheit, daß er diesmal an Land gekommen war, um von seinem
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