Flammenherz (German Edition)
Der Regen prasselte geräuschvoll auf das Dach der Bed and Breakfast Pension und der Wind pfiff unangenehm durch eine der undichten Fensterspalten.
Ich saß in eine dicke Wolldecke gehüllt, auf einem der beiden nostalgischen Sessel, die neben einem kleinen Tisch in meinem Zimmer standen, und sah hinaus auf den düsteren Himmel.
Eine Woche war ich nun schon hier und seit dem Tag, an dem ich mein Zimmer in der Pension " Shin Cottage " bezogen hatte, regnete es ununterbrochen.
Mittlerweile hatte der Himmel die Farbe von dreckigem Grau angenommen und noch unheilvollere Wolken waren heraufgezogen. In Gedanken versunken beobachtete ich einige Regentropfen, die wie in Zeitlupe an dem kleinen Fenster herunterliefen und seufzte. So hatte ich mir meinen Aufenthalt hier nicht vorgestellt.
Mein Blick schweifte über die Unordnung, die sich in den letzten Tagen in meinem Zimmer ausgebreitet hatte. Nach fast einer Woche war es mir noch immer nicht gelungen, meinen Koffer auszupacken und die darin befindliche Kleidung ordentlich in den Schrank zu hängen.
Überall lagen Schuhe, Hosen und T-Shirts auf dem Boden verstreut und der Inhalt meines Kulturbeutels war quer über die Kommode verteilt. Es sah aus wie nach einem Einbruch.
Fluchend erhob ich mich und klaubte einige Teile auf, um sie mit einer schwungvollen Handbewegung auf das Bett zu befördern, als es plötzlich leise an meiner Tür klopfte.
Mrs. Ramsey stand mit einem Tablett bewaffnet vor meiner Zimmertür. Sie schenkte mir ein herzliches Lächeln und offenbarte dabei einen funkelnden, goldenen Schneidezahn.
»Ich dachte, eine Tasse Tee und etwas Shortbread wären jetzt genau das Richtige«, sagte sie und huschte, ohne eine Antwort abzuwarten, an mir vorbei, um das Tablett auf dem kleinen Tisch abzustellen. Dann richtete sie sich auf, drehte sich langsam um sich selbst und begutachtete stirnrunzelnd das Chaos. Ihre Augenbrauen zogen sich nach oben und sie sah mich mit einem vorwurfsvollen, fast mütterlichen Blick an.
»Ein wenig mehr Ordnung würde diesem Zimmer gut tun.«
Etwas verschämt nickte ich und versicherte ihr, dass ich gerade dabei gewesen war, etwas aufzuräumen. Mrs. Ramsey stemmte die Fäuste in die prallen Hüften und schüttelte den Kopf, als ihr Blick auf meine Haare fiel.
»Mein liebes Mädchen. Sie sehen aus, als würden Vögel auf Ihrem Kopf nisten. Sie sind eine so hübsche, junge Frau. Warum lassen Sie sich nur so gehen.«
Ich drehte mich zum Spiegel an der Kommode und musste ihr widerwillig Recht geben. Meine schulterlangen, braunen Haare, standen in alle Himmelsrichtungen ab und an einigen Stellen hatten sich bereits filzige Knoten gebildet. Schnell versuchte ich sie mit meinen Händen und Spucke zu bändigen, was jedoch völlig vergebens war. Zu allem Überfluss luden sie sich durch mein Bemühen jetzt auch noch elektrostatisch auf und schwirrten wie schwerelos um meinen Kopf.
Etwas Unverständliches murmelnd, verließ Mrs. Ramsey mein Zimmer, blieb aber in der offenen Tür noch einmal kurz stehen und drehte sich zu mir um.
»Kommen Sie denn mit Ihrem Roman voran, Janet?«, fragte sie interessiert.
»Nicht so recht«, antwortete ich missmutig. Mein Blick fiel auf den Laptop, der zusammengeklappt auf meinem Koffer lag und mein schlechtes Gewissen war schlagartig wieder zurück.
»Sie dürfen es nicht erzwingen, dann wird es wie von alleine gehen«, belehrte sie mich, schenkte mir ein aufmunterndes Kopfnicken und schloss die Tür hinter sich.
Wenn es nur so einfach wäre, dachte ich und atmete geräuschvoll aus.
Ich war in die schottischen Highlands gefahren, um mich für eine neue Geschichte inspirieren zu lassen. Mit 22 Jahren hatte ich einen nicht unerheblichen Geldbetrag geerbt, als meine Eltern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen waren. Daraufhin hatte ich beschlossen, mir eine Auszeit zu gönnen und das zu tun, wovon ich schon immer geträumt hatte. Ich wollte einen Roman schreiben und irgendwann ein Buch in Händen halten auf dem in dicken Buchstaben mein Name, Janet Sinclair, stand.
Innerhalb von nur zwei Monaten hatte ich mein Manuskript fertiggestellt und fand damals erstaunlich schnell einen Verleger. Zu meiner großen Freude wurde mein erstes Werk prompt ein kleiner Erfolg, was es mir ermöglichte, an einem zweiten Roman zu arbeiten. Mittlerweile war ich 24 und vor einigen Wochen war mein dritter Titel erschienen.
Mein viertes Buch sollte nun von einer Romanze handeln, die in den Highlands
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