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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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konnte ich das dumpfe Aufprallen von Basketbällen, das Plärren der Time-out-Hupe und das Geschrei der Menge hören, während die Sportbestien kämpften: Lisbon Greyhounds gegen Jay Tigers.
    Wer kann wissen, wann das Leben auf der Kippe steht oder weshalb?
    Das von mir gestellte Thema lautete: »Der Tag, der mein Leben veränderte«. Die meisten Antworten waren tief empfundene, aber schauderhaft: sentimentale Geschichten von einer lieben Tante, die eine schwangere Jugendliche aufgenommen hatte; ein Kamerad in der Army, der demonstriert hatte, was Tapferkeit wirklich bedeutete; eine zufällige Begegnung mit einer Berühmtheit ( Jeopardy -Showmaster Alex Trebek, glaube ich, aber vielleicht war es auch Karl Malden). Die Lehrer unter Ihnen, die sich zusätzlich drei- bis viertausend Dollar pro Jahr verdienen, indem sie eine Klasse mit Erwachsenen übernommen haben, die aufs General Equivalency Diploma lernen, werden wissen, wie entmutigend es sein kann, solche Aufsätze zu lesen. Die Benotung spielt dabei kaum eine Rolle, zumindest nicht für mich: Ich ließ alle durchkommen, weil ich nie einen erwachsenen Schüler oder eine Schülerin hatte, der oder die sich nicht den Arsch aufgerissen hätte. Jeder, der ein beschriebenes Blatt Papier einreichte, bekam garantiert ein Häkchen von Jake Epping vom English Department der LHS , und wer das Geschriebene auch noch in Absätze unterteilt hatte, dem war wenigstens ein B minus sicher.
    Was meinen Job so hart machte, war die Tatsache, dass mein wichtigstes Lehrmittel nicht mein Mund war, sondern der Rotstift, den ich regelrecht abnutzte. Was den Job so entmutigend machte, war die Gewissheit, dass bei diesem Rotstiftunterricht nur sehr wenig hängen bleiben würde; wer das Alter von fünf undzwanzig oder dreißig Jahren erreicht, ohne zu wissen, wie man richtig schreibt (totally, nicht todilly), wann man großschreibt (White House, nicht whitehouse) oder wie man einen Satz schreibt, der sowohl ein Substantiv als auch ein Verb enthält, wird es vermutlich nicht mehr lernen. Trotzdem machen wir unermüdlich weiter, kringeln tapfer das falsch verwendete Wort ein, in Sätzen wie Mein Mann war immer zu flink dabei, mich zu verurteilen, oder streichen schwimmte in dem Satz Danach schwimmte ich oft zum Floß hinaus durch und ersetzen es durch schwamm.
    Solch hoffnungsloser, mühseliger Arbeit widmete ich mich an jenem Abend, während sich nicht weit von mir entfernt ein weiteres Basketballspiel zweier Highschool-Teams auf eine weitere Schlusssirene zubewegte, Welt ohne Ende, amen. Das war, nicht lange nachdem Christy aus der Entziehungskur gekommen war, und falls ich überhaupt etwas dachte, dann vermutlich dass ich sie beim Heimkommen nüchtern antraf (was übrigens der Fall war; sie hat sich ihre Nüchternheit besser bewahrt als ihren Ehemann). Ich weiß noch, dass ich leichte Kopfschmerzen hatte und mir die Schläfen rieb, wie man es tut, um möglichst zu verhindern, dass aus einem kleinen Pochen ein großes Dröhnen wird. Ich weiß noch, wie ich dachte: Noch drei davon, nur noch drei, dann kann ich hier raus. Ich kann nach Hause fahren, mir einen großen Becher Instantkakao machen und mich in den neuen Roman von John Irving vergraben, ohne an diese aufrichtigen, aber schlecht geschriebenen Ergüsse denken zu müssen.
    Es gab keine Geigenklänge oder Warnsignale, als ich den Aufsatz des Hausmeisters von dem Stapel nahm und vor mich hinlegte; keine Vorahnung davon, dass sich bald nicht nur mein eigenes kleines Leben, sondern das Leben aller Menschen auf der ganzen Welt ändern würde. Aber das wissen wir nie, nicht wahr? Das Leben schlägt oft unerwartete Kapriolen.
    Er hatte mit einem billigen Kugelschreiber geschrieben, der auf den fünf Seiten mehrfach ausgelaufen war und offenbar Flecken an seinen Fingern zurückgelassen hatte. Seine Handschrift war ein verschlungenes, aber noch lesbares Gekritzel, und er musste stark aufgedrückt haben, weil die Wörter förmlich in das billige linierte Papier eingraviert waren; hätte ich die Augen geschlossen und meine Fingerkuppen über diese herausgerissenen Seiten gleiten lassen, wäre es gewesen, als läse ich Blindenschrift. Unter jedem g war wie zur Verzierung ein kleiner Schnörkel angefügt. Daran erinnere ich mich besonders deutlich.
    Ich weiß auch noch, wie der Aufsatz begann. Ich kann mich an jedes einzelne Wort erinnern.
    Es war kein Tag sondern ein Ahmd. Der Ahmd der mein Leben veränderte, war der Ahmd an dem mein Vater meine

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