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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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mit Scheinen aus einer Geldbörse aus Straußenleder, die mir ein alter Kumpel geschenkt hatte. Geld blieb erhalten wie Fleisch aus dem Red & White oder bei Mason’s Menswear ge kaufte Hemden. Wenn jeder Trip ein völliger Neustart wäre, dürfte das nicht sein, aber dem ist nicht so, also existiert das alles weiter. Das Geld stammt nicht von Al, aber wenigstens hatte Agent Hosty mich laufen lassen, was sich vielleicht als Wohltat für die Welt erweisen würde.
    Oder nicht. Ich weiß es nicht.
    Morgen ist der 1. Oktober. In Derry freuen die Kinder der Familie Dunning sich schon auf Halloween und überlegen, wie sie sich verkleiden werden. Ellen, dieser hübsche kleine Rotschopf, will als Prinzessin Summerfall Winterspring gehen. Dazu wird es nie kommen. Würde ich heute nach Derry fahren, könnte ich Frank Dunning erschießen und ihr Halloween retten, aber ich werde es nicht tun. Und ich werde nicht nach Durham fahren, um Carolyn Poulin vor Andy Cullums Fehlschuss zu bewahren. Die Frage ist nur: Werde ich nach Jodie übersiedeln? Kennedy kann ich nicht retten, das kommt nicht infrage, aber kann die zukünftige Weltgeschichte so zerbrechlich sein, dass sie nicht zulässt, dass zwei Highschool-Lehrer sich begegnen und sich ineinander verlieben? Dass sie heiraten, zu Beatles-Songs wie »I Want to Hold Your Hand« tanzen und ihr unauffälliges Leben leben?
    Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht.
    Vielleicht würde sie jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Wir sind nicht mehr fünfunddreißig und achtundzwanzig; diesmal wäre ich zwei- oder dreiundvierzig. Und ich sehe noch älter aus. Aber ich glaube nun mal an die Macht der Liebe; Liebe ist eine einzigartig bewegliche Zauberkraft. Ich bezweifle, dass sie in den Sternen steht, aber ich glaube, dass Blut an Blut appelliert, Verstand an Verstand und Herz an Herz.
    Sadie, die lachend und mit geröteten Wangen den Madison tanzt.
    Sadie, die mich auffordert, noch mal ihre Lippen zu lecken.
    Sadie, die mich fragt, ob ich hereinkommen und Napfkuchen essen möchte.
    Ein Mann und eine Frau. Ist das zu viel verlangt?
    Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht.
    Was habe ich hier gemacht, werden Sie fragen, seit ich nun meine Schutzengelfittiche abgelegt habe? Ich habe geschrieben. Ich besitze einen Füller – den Mike und Bobbi Jill mir geschenkt haben, wissen Sie noch? – und bin die Straße entlang zum Supermarkt gegangen, in dem ich eine Großpackung Tintenpatronen gekauft habe. Die Tinte ist schwarz, was zu meiner Stimmung passt. Ich habe auch zwei Dutzend dicke Notizblöcke gekauft und alle bis auf den letzten vollgeschrieben. Gleich neben dem Supermarkt gibt es eine Filiale von Western Auto, in der ich einen Spaten und eine Stahlkassette mit Zahlenschloss gekauft habe. Für alle meine Einkäufe habe ich siebzehn Dollar und neunzehn Cent gezahlt. Reichen diese Dinge aus, um die Welt in Dreck und Dunkelheit zu stürzen? Was wird dem Verkäufer zustoßen, dessen vorgezeichneter Weg sich allein durch unsere geschäftliche Transaktion verändert hat?
    Ich weiß es nicht, aber ich weiß Folgendes: Ich habe einmal einem Footballspieler aus der Highschool die Chance gegeben, als Schauspieler zu glänzen – und daraufhin ist sein bester Freund tödlich verunglückt. Seine Freundin ist entstellt worden. Man könnte sagen, das sei nicht meine Schuld gewesen, aber wir wissen es besser, oder? Der Schmetterling breitet die Flügel aus.
    Drei Wochen lang habe ich täglich den ganzen Tag über geschrieben. An manchen Tagen zwölf Stunden. An anderen vierzehn. Die Feder glitt wie im Rausch übers Papier. Meine Hand schmerzte. Ich badete sie, dann schrieb ich weiter. An manchen Abenden ging ich ins Autokino von Lisbon und zahlte den ermä ßigten Preis für Fußgänger: 30 Cent. Ich saß auf einem der Klapp stühle zwischen Snackbar und Kinderspielplatz. Ich sah mir noch einmal Der lange heiße Sommer an. Ich sah mir Die Brücke am Kwai und South Pacific an. Ich sah mir eine GRUSELIGE DOPPELVORSTELLUNG an, die aus Die Fliege und Blob – Schrecken ohne Namen bestand. Und ich fragte mich, welche Veränderungen ich dadurch bewirkte. Selbst wenn ich nur eine Mücke erschlug, fragte ich mich, was sich dadurch in zehn Jahren ändern würde. Oder in zwanzig. Oder in vierzig.
    Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht.
    Hier ist etwas, was ich weiß. Die Vergangenheit ist aus demselben Grund unerbittlich, aus dem ein Schildkrötenpanzer hart ist: weil das lebende Fleisch darunter zart und

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