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Der Ansiri

Der Ansiri

Titel: Der Ansiri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janos Teleki
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anzog, sofern er keinen Besuch erwartete.
    Anthonys Körper wirkte wie eine Marmorstatue. Aufgrund einer seltenen Erkrankung besaß er eine extrem helle Hautpigmentierung. Anders als bei einem Albino erzeugte sein Körper durchaus Melanin, das ein wichtiger Schutz gegen die Sonnenstrahlung war. Dieses Melanin war bei ihm jedoch so weiß wie Schnee. Zum Glück war dies das einzige Symptom dieser merkwürdigen Krankheit.
    Die pechschwarzen Haare, die Anthony bis zu seinem Nacken wachsen ließ, bildeten einen extremen Kontrast zu der makellosen Elfenbeinhaut. Der Körperbau des großgewachsenen jungen Mannes war nicht von Geburt an athletisch, vielmehr war er der typische Leptosome. Doch jahrelanges Training in den Disziplinen Boxen, Fechten und vor allem Schwimmen, hatten ein hermetisches Muskelgeflecht geformt.
    Mit großen Schritten eilte der Nackedei zur Kellertreppe und von dort hinunter zu jener Kammer, in der das Hauptenergierelais untergebracht brach. Wie vermutet hatte es Pluto wieder einmal verbotener Weise angezapft.
    Damit stimulierte der Androide seinen Emotionschip. Seine Art der Selbstbefriedigung. Das kam davon, wenn man kybernetischen Wesen unbedingt menschliche Eigenschaften verleihen musste.
    Pluto wusste einfach nie, wann es genug war. Er überflutete seinen Chip solange mit Strom, bis sich einige Schaltkreise überhitzten. Nun steckte er mit einem Finger in einer Schnittstelle des Computers fest. Immer wieder versuchte er, sich von dem Relais wegzubewegen. Das gelang nur bis zur Länge seines Armes. Dann prallte er wieder zurück. Stieß gegen das Relais, ehe er den nächsten Befreiungsversuch unternahm. In dieser Schleife steckte er vielleicht schon stundenlang fest.
    Einmal hatte er sich bei dieser Prozedur sogar schon den Finger abgerissen.
    Dem Hausherren blieb nichts anderes übrig, als die Haushaltshilfe zu rebooten, und zu hoffen, dass keine der Platinen durch geschmort war.
    Bis zum Abschluss des Neustartvorganges hatte Anthony Zeit genug, seine Haare in Ordnung zu bringen. Im Badezimmer stand dafür eine Haartrimmmaschine zur Verfügung. Anthonys Kopf verschwand fast vollständig in dem Apparat. Nur ein kleiner Teil seines Gesichts ragte noch heraus. Wenige Sekunden später saß seine Frisur perfekt.
    Auf seiner Stirn tanzten modische Fransen, filigrane kunstvoll geflochtene Zöpfe reichten ihm entlang der Wange bis einen halben Finger breit unterhalb des Backenknochens. Hinten waren seine Haare in einem neckischen Zackenmuster geformt.
    „Pluto, mach mir Frühstück Nummer Drei!“, befahl der junge Mann, nachdem er zurück zur Kellertreppe gegangen war. Dort lauschte er, ob der Androide inzwischen wieder innerhalb normaler Parameter funktionierte.
    Das metallische Geräusch von Androidenbeinen, welche die Kellertreppe hinauf marschierten, deuteten zumindest darauf hin.
    Pluto war ursprünglich ein blanker Androide gewesen. Erst viele Jahre nach seiner Herstellung wurde ihm eine moderne Driliniumhaut übergezogen. Seither sah er wie ein dunkelhaariger Butler Mitte Dreißig mit korrektem Mittelscheitel aus. Der altmodische Frack, den er seither trug, war eine Marotte von Anthonys Onkel gewesen, der seinem Neffen den Androiden vererbt hatte.
    Kurz überlegte sich der Hausherr, ob er sich nicht wieder in sein Bett kuscheln sollte. Aber er wusste, wenn er jetzt noch einmal einschlief, würde er bis Mittag durchschlafen. Gerade heute hatte er sich jedoch ein dichtes Tagesprogramm vorgenommen.
    Mit anhaltender Verstimmung nahm er daher am Tisch im geräumigen Esszimmer Platz und hörte sich die Ergebnisse der gestrigen Schwebeballspiele an. Zufrieden nahm er die Nachricht vom 11 zu 8 Sieg seiner Hovar Piraten gegen die Gaia Kolosse auf. Während er sich die Highlights des Spieles auf der Holovision ansah, marschierte Pluto mit dem Tablett, auf dem das Frühstück adrett angeordnet war, herein.
    Anthony schaltete den Apparat stumm und fuhr sich mit der Zunge über seine Oberlippe. Frühstück Nummer Drei bestand aus frischen Brötchen, Butter, Eierspeise mit Speck, zwei dünnen Camiwürsten und vor allem einer großen Tasse heißem Kakao mit Puigbeeren. Seinem Lieblingsgetränk. Genau das Richtige, um seine Stimmung nach der morgendlichen Aufregung wieder zu heben.
    Doch es sollte nicht sein. Statt ihm das Frühstück auf den Tisch zu servieren, schüttete es ihm Pluto auf den Oberkörper.
    Die Eierspeise blieb ebenso auf dem kaum beharrten Brustkorb kleben wie die Speckstücke; der

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