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Der Ansiri

Der Ansiri

Titel: Der Ansiri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janos Teleki
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Der Ansiri

    Anthony Bates hatte bis zu seinem neunundzwanzigsten Lebensjahr wahrlich kein eintöniges Leben geführt. Offiziell war er als Weltraumhändler registriert, doch beförderte der Kapitän der Gotara , einem bereits in die Jahre gekommenen Weltraumfrachter, nur selten gewöhnliche Ware. Häufiger handelte er mit exklusiven Objekten, die er entweder bei seiner Tätigkeit als Hobbyarchäologe gefunden oder bei einem Einbruch entwendet hatte. Manchmal war er auch als Schmuggler tätig.
    Der junge Kapitän war kein Krimineller. Jedenfalls sah er sich selbst nicht als solcher. Er stahl nur von Verbrechern und schmuggelte niemals Waffen, Drogen oder gar noch üblere Dinge. Da hatte er seine Prinzipien. Nicht allzu viele, doch an diese hielt er sich eisern. Allzu unsinnige Gesetze, die von korrupten Politikern beschlossen wurden, erlaubte er sich allerdings zu ignorieren.
    Den Weltraum sah der Freigeist als größtenteils rechtsfreien Raum an. An Bord seines Schiffes war er das Gesetz. Richter, Ankläger und nötigenfalls Henker in einer Person. Diese uralte Sitte galt für die Menschen selbst noch nach dem Exodus, der sie in die Trimar Galaxie geführt hatte. Ob auf den Brettern eines auf dem Meer schwankenden Schiffes oder auf dem von Trägheitsdämpfern stabilisierten Boden eines Weltraumschiffes, der Kapitän war an Bord seines Schiffes unumschränkter Gebieter. Ein guter Grund für ihn, so oft wie möglich mit seiner Gotara unterwegs zu sein.
    Dort draußen, zwischen Planeten und Sternen, gebeutelt von Ionenstürmen, gejagt von Weltraumwürmern, war er der Abenteurer, der er immer sein wollte. Die spärliche Zeit, die er in seinem kleinen Haus am Rande von Camelot weilte, verbrachte er hingegen wie ein waschechter Nerd.
    Er schlief lange, aß zu viel, bewegte sich zu wenig, spielte stundenlang Computerspiele oder hockte vor dem Holovision. Bevorzugt sah er sich dabei Schwebeballspiele an. Diesen Mannschaftssport liebt der glühende Anhänger der Hovar Piraten. Gelang es ihm, Karten zu ergattern, sah er sich die Heimspiele der Piraten im Stadion an. In erster Linie wollte er, in den kurzen Zeiten zwischen den Reisen, jedoch einfach nur seine Ruhe genießen.
    Ein frommer Wunsch, der am 32. November des Jahres 2364, Acht Minuten nach Sechs Uhr morgens, unsanft von einem Holo Commercial zerstört wurde.
    Holo Commercials waren dreidimensionale Werbebotschaften, die zwischen 6 und 21 Uhr überall in der Stadt abgespielt werden durften. Nirgendwo war ein Cami, so nannten sich die Bürger Camelots selbst, in diesem Zeitraum vor den Verlockungen der Konsumgesellschaft sicher. Nicht einmal in den eigenen vier Wänden.
    Und so dröhnte das Holo Commercial nur einen halben Meter über dem Kopf des brutal aus seinen Träumen gerissenen Hausherrn.
    „Der PeGe 800 ist der modernste Druckwellenhochdampfofen in ganz Exterria. Jetzt für kurze Zeit um nur 999 Taler erhältlich. Kaufen sie noch heute. Zahlen sie später. Bitte geben sie jetzt ihre Memorycardnummer bekannt und bestätigen sie den Erwerb.“
    Anthony war nicht einmal wach genug, um die halbnackte Dame beim Backen mit dem PeGe 800 über sich bewundern zu können, geschweige denn, seine Memorycardnummer anzugeben. Ganz abgesehen davon, dass er das beworbene Produkt nicht benötigte. Dafür war er viel zu selten Zuhause. Und wenn, ernährte er sich meist von Gerichten, deren Zubereitung nicht die Anschaffung eines teuren Küchengerätes rechtfertigten.
    Für das Kochen war ohnedies der Haushaltsandroide Pluto zuständig. Dieser war auch mit einem Störsender ausgestattet, der Holo Commercials innerhalb von Anthonys vier Wänden eigentlich unterbinden sollte.
    Warum war das nicht geschehen?
    Diese Frage spukte im Kopf des Halbwachen umher und verhinderte, dass er zurück ins Land der Träume abtauchen konnte. Was war jetzt schon wieder kaputt?
    Richtig übel gelaunt richtete sich Anthony auf der Bettkante auf und brüllte mit kräftiger Stimme durch das ganze Haus: „Pluto, du elender Schrotthaufen, wo steckst du? Tanz sofort hier an, sonst bekommst du einen Öleinlauf, den du nicht so schnell wieder vergessen wirst!“
    Doch der Androide ließ sich nicht blicken.
    Besorgt knurrte Anthony einen kurzen Befehl an den zentralen Computer, der gedämpftes Licht angehen ließ und den Fußboden auf eine angenehme Temperatur aufheizte. Im Haus bewegte sich der junge Mann gerne barfüßig, zumal er nackt zu schlafen pflegte und sich meist auch nach dem Aufstehen nicht

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