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Der Ansiri

Der Ansiri

Titel: Der Ansiri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janos Teleki
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Machen Sie sich keine Sorgen.“, beeilte sich der Direktor zu beruhigen. „Miss Matthieu ist derzeit nicht im Einsatz. Ich hatte nur eine … sagen wir intensive Meinungsverschiedenheit mit ihr. Danach hat sie sich Urlaub genommen und scheint untergetaucht zu sein. Ich würde die Diskussion mit ihr gerne fortführen, um die Missverständnisse sobald wie möglich auszuräumen. Ich habe nach ihr schon an allen Orten gesucht, die uns bekannt sind. Haben Sie eine Idee, wohin Miss Matthieu sonst noch verreist sein könnte?“
    „ Möglicherweise“, antwortete Anthony nach kurzem Zögern „Da es aber offenbar Miss Matthieus Wunsch ist, nicht erreichbar zu sein, kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Es tut mir leid.“
    Sekundenlange Stille.
    „In Ordnung, Mister Bates, dann entschuldigen Sie die Störung. Com Ende.“
    Gedankenverloren zog der Hausherr einen hellen, dünnen Anzug über. Die Reise nach Hovar konnte er sich nun sparen. Stattdessen hätte er an einigen Orten nach ihr suchen können. Doch diese Idee verwarf er sofort wieder. Sie hatte inzwischen bestimmt schon seine Nachrichten abgehört. Wenn sie mit ihm sprechen wollte, würde sie sich melden. Und wenn nicht, dann war es auch nicht ratsam, sie zu bedrängen.
    Anthony hatte sich entschlossen, zu Fuß zur Bank zu spazieren. Zeit genug hatte er nun. Nach einigen Minuten gemahnte eine kühle Windböe den Spaziergänger daran, dass die Wahl des Anzuges nicht die Beste an diesem Tag war.
    So richtig kalt wurde es in Camelot zwar selten, doch von November bis Jänner kam es öfter vor, dass von den Bergen im Osten ein lebhafter Luftstrom durch die schnurgeraden Straßen der Stadt fegte. Er brachte nicht nur kühlere Luft mit, sondern hatte unterwegs auch den intensiven Geruch des Fischmarktes auf der anderen Seite des Flusses aufgeschnappt.
    Als Anthony aufblickte, erkannte er die Wolken, die sich wie eine Horde dunkler Reiter hinter den Dächern der höchsten Häuser zusammen gerottet hatten. Gerade als er sich umgedreht hatte, um zurück nach Hause zu laufen, und sich eine passendere Kleidung anzuziehen, vernahm er ein unheimliches Geräusch.
    Angestrengt lauschte er.
    Kein Zweifel, das Surren wie von einem riesigen Insektenschwarm kam von dem kleinen Friedhof hinter einer aufgelassenen Militärkaserne. Plötzlich blitzte hellblaues Licht aus dieser Richtung auf. Anthony lief so schnell wie möglich zum Friedhof. Dem ersten, den die Menschen auf Caruso errichtet hatten. Einige der Grabsteine waren fast 150 Jahre alt. Man sah es ihnen nicht an, denn die Begräbnisstätte war als Denkmal anerkannt und wurde gewissenhaft gepflegt.
    Mitten zwischen den Ruhestätten der Toten stand ein etwa drei Meter hohes eiförmiges Objekt, von dem ein pulsierendes hellblaues Licht ausging.
    Auf Anthonys Armband befand sich ein leistungsschwacher Scanner, mit dem er das Objekt zu analysieren versuchte.
    Merkwürdiger Weise war es laut dem Scanner jedoch gar nicht vorhanden. Anthony hätte sich nicht gewundert, wenn er keine brauchbaren Informationen erhalten hätte, aber die Existenz des Objektes hätte der Miniscanner zumindest anzeigen müssen.
    Via Earcom rief Anthony Draggh Nrkan an, der sich prompt meldete.
    „ Nihao, Draggh. Befindest du dich gerade auf dem Schiff?“
    Als Antwort erhielt er nur ein „Positiv“, was typisch für den Belraner war.
    „Sehr gut. Ich schicke dir Koordinaten. Richte bitte den Langstreckenscanner auf das Ziel und sende mir das Ergebnis.“
    Der Schiffsingenieur der Gotara brauchte nicht lange, bis er den Wunsch seines Freundes ausgeführt hatte. Doch auch laut den Schiffssensoren existierte bei den angegebenen Koordinaten nichts Ungewöhnliches.
    Als der irritierte Anthony ein Foto von dem blauen Ei machen wollte, schwebte plötzlich ein Gespenst hinter einem der Grabsteine hervor. So schien es dem staunenden jungen Mann im ersten Augenblick zumindest.
    Das Wesen, das sich keine fünf Schritt von ihm entfernt befand, hatte nur die Größe eines Menschenkindes. Arme und Rumpf waren in eine purpurne Robe gehüllt. Offenbar besaß es weder Beine noch Füße. Sein Kopf leuchtete in demselben Blau wie das große Ei und schwebte auf Augenhöhe mit Anthony. Mehrere kleine Tentakel wanden sich aus seiner Schädeldecke wie bei einer Medusa, nur fehlten die Schlangenköpfe. Sein Gesicht ähnelte dem eines älteren Menschenmannes.
    „ Wieso bist du hier?“, fragte das unbekannte Wesen mit einer hellen Stimme, die für die Ohren des Menschen weiblich

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