Der Antares-Krieg
männlichen Bedienungskraft gedrungen war. Und sie fragte sich, ob er sie sehen könne.
»Was ist mit meinen Kleidern?«, fragte sie fröstelnd in der kalten Zugluft der Duschkabine.
»Ihre Kleidung wird zur Desinfektion begast. Sie werden in der Ankleidekabine einen neuen Bordanzug finden.«
»Danke.«
»Gern geschehen.«
Bethany drückte den Hebel, der die luftdichte Tür von der Desinfektionskabine zur Umkleidekabine öffnete. Wie die Stimme gesagt hatte, war der Plastikbeutel, in den sie die auf Corlis getragene Kleidung getan hatte, verschwunden. An seiner Stelle lag säuberlich zusammengelegte Ersatzkleidung. Sie trocknete sich ab, schlüpfte dann in neue Unterwäsche, einen neuen Bordanzug und weiche Stiefel. Sie kämmte ihr Haar mit einer Bürste aus der winzigen Tasche mit persönlichen Mitteln zur Körperpflege, die mit der Bordkleidung bereitgelegt worden war, dann betrachtete sie das Ergebnis in dem Spiegel an der Innenseite der Tür. Bis auf den Umstand, dass sie wie ein ertrunkenes Nagetier aussah und nach Desinfektionsmittel roch, fand sie sich einigermaßen passabel. Sie steckte die persönlichen Gegenstände in eine Tasche des Bordanzugs, öffnete die Tür und trat in den Korridor hinaus.
»Willkommen an Bord der Terra «, sagte eine Stimme irgendwo hinter ihr.
Sie wandte sich um und sah Captain Reinhart Dreyer, den Captain des sandarischen Kreuzers, der auf sie gewartet hatte. Er war ein hoch gewachsener, schlanker Mann mit kurz geschnittenem blondem Haar und blassblauen Augen; er trug die Ausgehuniform der königlich sandarischen Marine.
»Captain Dreyer! Es war nicht nötig, dass Sie eigens heruntergekommen sind, mich zu begrüßen.«
Der Captain schmunzelte. »Und ob es nötig war! Captain Drake würde mir gehörig den Kopf waschen, wenn Sie während Ihres Aufenthalts an Bord meines Schiffes nicht angemessen behandelt würden. Es tut mir leid, dass Sie nicht direkt zur Discovery geleitet werden konnten, aber die Bestimmungen über Dekontamination nach einem Besuch in einer fremden Biosphäre sind äußerst streng.«
»Was auch richtig ist«, erwiderte Bethany. »Ich hörte von Varlan, dass bei den Ryall eine Anzahl der auf Corlis beschäftigten Arbeiter Probleme mit unbekannten Krankheiten haben. Ich bin keine Sachverständige, aber mir scheint, dass jeder Mikroorganismus, der in der Biochemie der Ryall einen Nährboden findet, dies auch beim Menschen kann.«
»Varlan?« Der sandarische Captain sah einen Moment ratlos aus, dann nickte er. Er bemühte sich, einen Unterton von Missbilligung aus seiner Stimme herauszuhalten, aber es gelang ihm nicht vollständig. »Ach ja, das ist eine der gefangenen Ryall, nicht wahr? Colonel Valdis meldete, dass Sie während Ihres Aufenthalts auf Corlis zahlreiche Gespräche mit den Gefangenen führten.«
»Ich sprach dreimal mit Varlan, der Betriebsleiterin des Bergwerkskomplexes, und zweimal mit anderen Gefangenen. Nachdem ich die Ryall anhand von Büchern und gespeicherten Daten zwei Jahre studiert hatte, fand ich es erfrischend und belehrend, lebendigen Vertretern dieser Art zu begegnen.«
»Und entsprachen sie Ihren Erwartungen?«
»Ja, die Gespräche mit Varlan waren außerordentlich lehrreich für mich. Haben Sie schon einmal mit gefangenen Ryall gesprochen?«
Der Sandarer schüttelte den Kopf. »In meinem Beruf, Milady, kommen wir dem Feind selten nahe genug, um ein Gespräch zu führen. Nein, unsere »Kommunikation« geschieht mit Raketen, Laserkanonen und Antimaterie-Projektoren. Und was die Vernehmungen von Gefangenen betrifft, so überlasse ich sie den Spezialisten.«
»Sie tun wahrscheinlich gut daran. Die Ryall scheinen ihre eigene Logik der Weltbetrachtung zu haben.«
Dreyer nickte. »Seit annähernd einem Jahrhundert hat mein Volk sich bemüht, die Zentauren zu verstehen, doch ohne Erfolg.«
»Nun, da ich mit Ryall gesprochen habe, glaube ich das Problem besser zu verstehen.«
»Wo ist Professor Alvarez, Milady?«
»Er blieb zurück, um sein Material zu sammeln und zu ordnen. Meines Wissens soll er mit dem Raumtransporter am Morgen heraufkommen.«
»Apropos Raumtransporter«, sagte Dreyer. »Ich fürchte, Sie haben das planmäßige Boot zur Discovery knapp verpasst. Soll ich eine Sonderfahrt arrangieren?«
»Danke, das wird nicht nötig sein. Ich kann auf die planmäßige Fahrt am Morgen warten.«
Dreyer lächelte. »Ich hoffte, dass Sie das sagen würden, und habe mir die Freiheit genommen, Ihr Gepäck zu Kabine 173 auf dem
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