Der Antares-Krieg
verletzt, so werde ich sie vorsichtshalber ruhig stellen.«
»Rechnen Sie damit, dass sie gewalttätig wird?«
»Solche Reaktionen sind recht häufig, Mrs. Drake. Sie müssen wissen, dass die Droge ihre höheren Hirnfunktionen unterdrückt, ohne ihre Emotionen zu beeinflussen. Sobald sie unter dem Einfluss der Droge steht, wird Varlan sich wie ein menschliches Wesen unter der Wirkung einer starken Psychodroge verhalten. Ließe man sie in ihren Bewegungen unbehindert, könnte sie sehr leicht sich selbst oder uns verletzen.«
»Und wenn sie sich weigert, auf unser Vorhaben einzugehen? Sie ist stark wie zwei Männer, müssen Sie wissen.«
»Ich denke, das wird kein Problem sein. Die Ryall sind ziemlich stoische Geschöpfe, wenn sie erst einmal wissen, dass etwas unvermeidlich ist.« Kirsten verzog das Gesicht und hob eine Hand an den Magen. »Endlich! Ich würde sagen, Commander Marchant ist dabei, sein Wort einzulösen. Die Schwerkraft scheint zurückzukehren.«
Bethany nickte. »Ich spüre es auch; ungefähr ein Zehntel Standard. Sie wird jetzt ziemlich rasch zunehmen.«
»Schon jetzt reicht sie aus, um meinen Magen daran zu hindern, dass er Purzelbäume schlägt. Wollen wir unsere Versuchsperson aufsuchen?«
Bethany führte Kirsten zu Varlans Kabine. Sie nickte dem Dienst tuenden Marinesoldaten im Korridor zu und trat ein.
»Ich begrüße Sie, Bethany von den Lindquists!«, rief Varlans pfeifende hohe Stimme, als sie ihre Besucherinnen erblickte.
»Hallo, Varlan. Haben Sie mich vermisst?«
»Sehr. Ich beobachtete Ihr Paarungsritual auf meinem Unterhaltungsbildschirm. Der Symbolismus scheint recht komplex. Ich würde später einmal gern mit Ihnen darüber sprechen.«
»Dazu bin ich jederzeit gern bereit, Varlan. Hat die Besatzung Sie gut behandelt?«
»Sie füttert mich regelmäßig, aber ich vermisse unsere täglichen Diskussionen.«
Bethany nickte. »Darin stehen Sie nicht allein. Varlan, ich möchte Sie mit Kirsten Moldare bekannt machen. Sie arbeitet für die Herrschenden auf der Erde. Kirsten, ich habe die Ehre, Ihnen Varlan von den Duftenden Wassern vorzustellen, Betriebsleiterin des Corlis-Bergbaukomplexes und meine Freundin.«
»Ich begrüße Sie, Varlan«, sagte die Psychologin und imitierte die Ryallgeste der Ehrerbietung. »Es ist mir eine Ehre, eine so vollendete Vertreterin Ihrer Art kennen zu lernen.«
Varlan stellte ihre Schlappohren auf und musterte diesen neuen Menschen mit einem obsidianschwarzen Auge. »Ich grüße Sie, Kirsten von den Moldares. Auch ich bin geehrt, dass Sie sich die Zeit nehmen, mich zu begrüßen. Darf ich fragen, zu welchem Zweck es geschieht?«
»Bethany hat mir von Ihren Gesprächen mit ihr erzählt. Ich habe mit verschiedenen Ihrer Artgenossen gesprochen und keinen gefunden, der Ihrer großen Weisheit gleichkäme.«
»Es ist wahr, dass Bethany mich veranlasst hat, tief in meine eigene Seele zu blicken.«
»Es ist immer schwierig, Konzepte zu begreifen, die normalen Denkmustern fremd sind«, sagte Kirsten. »Dass es Ihnen gelungen ist, macht der Sippe von den Duftenden Wassern Ehre.«
»Ich danke der Tochter von den Moldares für ihre freundlichen Worte.«
»Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten, Varlan.«
»Von welcher Art?«
»Ich studiere Ihre bewundernswerte Art von Berufs wegen.«
»Sie sind eine Vernehmerin von Gefangenen?«
»Ja«, antwortete Kirsten mit mehr Aufrichtigkeit, als sie einem Menschen gegenüber gezeigt hätte.
»Und Sie wünschen mich zu vernehmen?«
»Ich möchte die Weisheit eingehender studieren, die Sie zu Ihrer neuen Einsicht führte. Ich habe eine Droge, die mir bei der Untersuchung helfen wird.«
»Droge?« Das Übersetzungsgerät signalisierte den plötzlichen Schrecken, den die Ryall empfand, indem es die Lautstärke erhöhte.
»Es wird Ihre Gliedmaßen schwer machen und vielleicht verursachen, dass Ihre Augen sich heiß fühlen. Aber Sie werden in keiner Weise Schaden davontragen.«
Varlan legte die Ohren an und wandte sich an Bethany. »Ist dies Ihr Wunsch, Bethany von den Lindquists?«
»Es würde sehr hilfreich sein, Varlan.«
Die Ryall zögerte lange Sekunden, dann machte sie eine Geste, die widerwillige Akzeptanz einer Situation signalisierte.
»Bitte nehmen Sie Ruhestellung ein«, sagte Kirsten.
Varlan zog die sechs Beine unter den Rumpf und legte den Schwanz um sich, dann ließ sie den Kopf auf den Teppichboden niedersinken. Kirsten zog eine Injektionspistole aus ihrer Arzttasche und trat näher.
Sie
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