Der Traumhändler
Vorwort
D ies ist mein vierter Roman und mein zweiundzwanzigstes Buch überhaupt. Meine Romane, etwa die Die Zukunft der Menschheit und Die Schönheitsdiktatur, wollen nicht nur unterhalten, zerstreuen und emotional berühren, sondern sie beruhen auf psychologischen, psychiatrischen, soziologischen und philosophischen Standpunkten und wollen Diskussionen anregen, die Welt der Ideen bereisen und trennende Vorurteile überwinden.
Ich schreibe seit über fünfundzwanzig Jahren und veröffentliche seit mehr als acht Jahren. Über dreitausend Seiten warten noch darauf, veröffentlicht zu werden. Viele verstehen nicht, warum meine Bücher so beliebt sind, denn ich habe kein Interesse daran, für sie zu werben, und lebe, soweit möglich, eher zurückgezogen. Vielleicht liegt es daran, dass sich die Leser gern auf eine Reise durch die geheimnisvolle Welt des menschlichen Geistes mitnehmen lassen. Ich bezweifle, dass ich diesen Erfolg wirklich verdiene. Ich bin kein Autor, dem die Texte leicht von der Hand gehen. Aber ich bin entschlossen und, wie ich scherzhaft zu sagen pflege, äußerst stur. Ich versuche, ein Wortkünstler zu sein, feile Tag und Nacht an jedem Absatz wie ein besessener Bildhauer. So findet der Leser in diesem Roman verschiedene Gedanken, die ich zuvor in meinem Geiste mindestens ein Dutzend Mal umgeschmiedet habe.
Es gibt Bücher, die aus dem Intellekt entstehen; andere entspringen den Tiefen des Gefühls. Der Traumhändler wurzelt im Verborgenen beider Bereiche. Die Idee musste einige Jahre in mir reifen, bis der Augenblick gekommen war, sie in Worte zu fassen. Während ich schrieb, kamen mir unzählige Fragen; ich musste über vieles lächeln, und ich dachte über die menschliche Unvernunft nach, zumindest über meine eigene. Dieser Roman durchquert die Täler des Dramas und der Satire, die der Tragödie der Verlierer und der Naivität derer, die das Leben zu einem Zirkus gemacht haben.
Der Protagonist ist unvergleichlich kühn und voller Geheimnisse. Niemand, außer seinem eigenen Gewissen, schafft es, seine Gesten und Worte zu kontrollieren. Er posaunt überall hinaus, dass die modernen Gesellschaften zu einem riesigen, globalen Irrenhaus geworden sind, in welchem der Normalzustand darin besteht, nervös und gestresst zu sein, während Gesundheit, Ruhe und Gelassenheit als anormal gelten. Mit der sokratischen Methode fordert er den Geist all derer heraus, die ihm über den Weg laufen, sei es auf der Straße, in den Unternehmen, den Einkaufszentren oder den Schulen: Er torpediert die Menschen mit unzähligen Fragen.
Ich träume davon, dass dieses Buch nicht nur von Erwachsenen, sondern auch von jungen Leuten gelesen wird, da viele von ihnen meiner Ansicht nach auf dem Weg sind, passive Diener des Systems zu werden, anstatt sich von Träumen und Abenteuern mitreißen zu lassen. Abgesehen von einigen Ausnahmen sind sie zu Konsumenten von Gütern und Dienstleistungen statt von Ideen geworden. Doch bewusst oder unbewusst wollen sie alle ein Leben voll prickelnder Emotionen, schon als Babys, wenn sie das Risiko eingehen, aus ihrer Wiege zu krabbeln. Aber wo gibt es Emotionen in Fülle? In welchem gesellschaftlichen Bereich finden sie sich? Einige Menschen zahlen viel Geld, um sie zu bekommen, und leben doch in ständiger Bedrängnis. Manche jagen verzweifelt Ruhm und Ehre hinterher, doch sterben schließlich voller Langeweile. Wieder andere bezwingen steile Berge auf der Suche nach einer Prise Abenteuer, die jedoch in der warmen Sonne des darauffolgenden Tages dahinschmilzt. Die Figuren dieses Romans schwimmen gegen den Strom der quälenden Alltagsroutinen. Sie erleben täglich eine hohe Dosis Adrenalin. Doch der Handel mit Träumen hat einen hohen Preis: Ihr Leben ist risikoreich und stürmisch.
Die Begegnung
A m beseelten Tag der Woche, einem Freitag, versammelten sich um fünf Uhr nachmittags Menschen, die es normalerweise eilig hatten, an einer zentralen Großstadtkreuzung und schauten beklommen nach oben. Die ohrenbetäubende Sirene der Feuerwehr verkündete Gefahr. Ein Krankenwagen versuchte, sich durch den Stau einen Weg zu bahnen.
Die Feuerwehr traf schnell ein und sperrte den Bereich ab, um die Gaffer daran zu hindern, sich dem beeindruckenden Hochhaus der Alpha-Holding, einer der mächtigsten Unternehmensgruppen weltweit, zu nähern. Die Umstehenden sahen sich an, und die Passanten, die sich nach und nach zu ihnen gesellten, hatten einen fragenden Gesichtsausdruck. Was war los? Warum dieser
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