Feriengeschichten vom Franz
Christine Nöstlinger
Feriengeschichten
vom Franz
Zeichnungen von Erhard Dietl
Verlag Friedrich Oetinger • Hamburg
Alle Franz-Titel auf einen Blick:
Geschichten vom Franz
Neues vom Franz
Schulgeschichten vom Franz
Neue Schulgeschichten vom Franz
Feriengeschichten vom Franz
©Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 1989
Alle Rechte vorbehalten
Einbandgestaltung: Manfred Limmroth
Titelbild und Illustrationen: Erhard Dietl Satz: R. Himmelheber & Co., Hamburg Herstellung: Ebner Ulm
Printed in Germany 1990
ISBN 3-7891-1001-9
Was man über den Franz wissen muß
Der Franz ist acht Jahre alt. Er hat eine Mama, einen Papa und einen großen Bruder, den Josef. Er hat eine Oma, die lebt im Altersheim. Er hat eine Freundin, die Gabi. Die wohnt neben dem Franz und ist auch acht Jahre alt. Aber sie ist um einen Kopf größer als der Franz. Der Franz ist nämlich sehr klein. So klein, daß ihn die Leute fragen: „Kommst du bald in die Schule?" Das ärgert den Franz. Er schneidet den Leuten, die so dumm fragen, immer ein Gesicht. Und dann sagen die Leute: „Du bist aber ein böses Mädchen!" Das ärgert den Franz dann noch mehr, und er streckt den Leuten die Zunge
heraus. Dagegen, daß er so klein ist, kann der Franz nichts tun. Aber dagegen, daß man ihn für ein Mädchen hält, kann er schon etwas tun. Eine Zeitlang hat sich der Franz eine Glatze rasiert, weil Mädchen keine Glatzen haben. Eine Zeitlang hat er seine Haare mit Haar-Gel zu Stoppel-Borsten verklebt, weil Mädchen keine Stoppel-Borsten-Frisur haben. Doch nun läßt der Franz seine Haare wieder zu blonden Ringellocken wachsen, weil die Gabi gesagt hat: „Ich liebe blonde Ringellocken über alles!" Dafür trägt der Franz jetzt immer eine Krawatte.
Am Handgelenk hat er eine riesige Uhr. Breite Hosenträger und Cowboystiefel hat er auch. In seiner
Hosentasche steckt ein Messer in einem Etui mit aufgemaltem Totenkopf. Und vom Hosenbund baumeln dem Franz Zwickzange, Bohrer und Schraubenzieher.
Der Franz denkt: Nur ein Erz-Depp hält ein Kind mit
Krawatte,
Hosenträgern, Riesenuhr, Cowboystiefeln, Messer, Zange, Bohrer und Schraubenzieher für ein Mädchen! Und um das, was ein Erz-Depp meint, muß man sich nicht kümmern!
Mit der Stimme hat der Franz auch Ärger. Die wird piepsig, wenn er wütend, traurig oder aufgeregt ist. Darum tut er sich beim Streiten mit anderen Kindern schwer. Er kann drohen, schimpfen und fluchen, soviel er will, die anderen Kinder lachen bloß. „Pieps-pieps", äffen sie ihn nach. Sie verstehen gar nicht, was der aufgeregte Franz piepst. Nur mit der Gabi kann der Franz richtig streiten.
Die kennt ihn von Geburt an und versteht ihn auch, wenn er piepst. Aber oft, wenn sie gemein ist, tut sie so, als verstünde sie ihn nicht. Piepst der Franz wütend „Blöde Kuh", fragt sie scheinheilig: „Wie bitte?" Wiederholt der Franz „Blöde Kuh", wiederholt sie scheinheilig: „Wie bitte?" Piepst der Franz zum drittenmal „Blöde Kuh", sagt sie: „Tut mir leid, ich versteh nur Bahnhof!"
Da könnte der Franz vor lauter Wut zerplatzen. Nur weil er weiß, daß sich die Gabi darüber freuen würde, tut er es nicht. Er nimmt einen Zettel und schreibt darauf: BLÖDE
KUH! Den Zettel knüllt er zusammen und wirft ihn der Gabi an den Kopf.
Worauf sich der Franz freut
Der Franz hat viermal im Jahr Ferien.
Einmal zu Weihnachten, einmal im Winter nach dem Zeugnis, einmal zu Ostern. Und einmal im Sommer. Nie kann sich der Franz entscheiden, welche Ferien er am liebsten mag.
Einmal denkt er: Die Weihnachtsferien!
Weil die mit Christbaum und Geschenken anfangen!
Einmal denkt er: Die Sommerferien! Weil die am längsten dauern!
Einmal denkt er: Die Zeugnisferien! Weil es da schneit und weil ich dann Schilaufen kann.
Einmal denkt er: Die Osterferien! Weil ich da mit der Oma zum Kugler-Bauern
fahre! Eigentlich ist es so: Die Ferien, die als nächste dran sind, mag der Franz am liebsten!
Schon am letzten Ferientag im Sommer fragt der Franz:
„Wann fangen die Weihnachtsferien an?" Und am letzten Tag der Weihnachtsferien fragt er: „Wann gehen die Zeugnisferien los?"
Und am letzten Tag der Zeugnisferien fragt er: „Wann gibt's denn Osterferien?" Und am letzten Tag der Osterferien fragt er: „Wann fangen denn endlich die Sommerferien an?"
Könnte sich der Franz nicht immer auf die nächsten Ferien freuen, würde ihm das Leben nur halb so viel Spaß machen. Der Franz denkt: Ferien sind so schön, weil man da nichts müssen
Weitere Kostenlose Bücher