Der Antares-Krieg
Merkur.
»Admiral, alle Schiffe haben den Transit beendet. Alle melden Einsatzbereitschaft und formieren sich auf dem Weg zu ihren Zielen. Befehle, Sir?«
»Sagen Sie den Geschwadern der Kampfgruppe, dass sie sich um ihre Führung formieren und weiter nach Plan vorgehen. Gegenwärtig keine zusätzlichen Befehle.«
»Verstanden, Sir. Geschwader formieren sich um ihre Führer und gehen planmäßig vor. Gehe jetzt auf Sendung.«
Einstweilen seiner Pflichten entledigt, beobachtete Drake seine Lagedarstellung und die Bildschirme nach Anzeichen der Kampfgruppe Avador und Hinweisen, dass der Feind ihren Durchbruch möglicherweise erkannt hatte. Natürlich gab es von solchen Hinweisen noch nichts zu sehen. Es würde zwanzig Lichtminuten erfordern, bis ihre Ankunft auf dem Planeten bekannt werden konnte. Zwanzig Minuten, bis die Photonen und Schwerewellen den Planeten erreichten, und zwanzig Minuten, bevor die Photonen, die Reaktionen der Ryall melden konnten, zurückkehren würden.
Vierzig Minuten, dann würde im System Carratyl die Hölle los sein. Drake beschloss die Zeit produktiv zu nutzen. Wohl zum tausendsten Mal seit dem Eintritt der Flotte in den Antaresnebel überlegte er, was er vergessen haben könnte.
»Wir haben ein Problem, Lieutenant«, sagte die synthetisierte Stimme in Sean Parkers Kopfhörer.
»Was ist, Starky?«
»Bogey Sieben Delta wird vor uns den Faltpunkt erreichen.«
»Ich dachte, den hätten wir geschlagen.«
»So war es, Sir. Aber er hielt sich nicht an die übliche Methode. Er beschleunigt noch immer. Das bedeutet, dass er genug Treibstoff gespart hat, um am Faltpunkt die Notbremse zu ziehen. Wenn er nicht in sieben Minuten verlangsamt, wird er vor uns dort ankommen.«
Sean Parker nickte in seinem Beschleunigungstank. Es war ungefähr das Einzige, was die vielen Schläuche, an denen er hing, ihm erlaubten.
»Was sagt der Bordrechner über die maximale Beschleunigungsleistung des Bogey?«
»Er weiß es nicht genau, schätzt sie aber auf nicht mehr als fünf g . Das ist eine Schätzung, wie gesagt, da wir noch nicht feststellen konnten, was das verdammte Ding ist.«
»Gut. Wir werden von einem Bremsmanöver von fünf g ausgehen. Wie lang wird die Beschleunigung noch dauern?«
»Die Vermutung liegt bei weiteren zwei oder drei Stunden, Lieutenant. Dann wird der Bogey abschalten und sechs weitere Stunden und ohne Antrieb mit gleich bleibender Geschwindigkeit weiterfliegen, worauf die Gewaltbremsung folgt. Nach der Projektion des Rechners wird der Bogey den Faltpunkt eine volle Stunde vor uns erreichen.«
»Dann werden wir das verhindern müssen, nicht wahr?«
Die meisten Leute glauben, Krieg im Weltraum sei lediglich eine Erweiterung des Luftkrieges, wie er von Generationen von Jagdfliegern und Bomberpiloten praktiziert wurde. Nichts könnte irriger sein. Luftkrieg ist eine Sache von Aerodynamik, von Luft, die mit Überschallgeschwindigkeit an schnittigen Rümpfen und Flügeloberflächen vorbeirauscht, und vor allem davon, dass man »das spitze Ende am Wind hält.« Krieg im Weltraum ist eine Sache von Vektoren. Der Beschleunigungsvektor wird über Zeit integriert, um Geschwindigkeit zu erzeugen, die wiederum integriert wird, Position zu entwickeln. Die Orientierung der Kampfeinheit ist unabhängig von ihrer Flugbahn. Bei eingeschaltetem Antrieb ist die Kampfeinheit des Vakuums mit dem Beschleunigungsvektor ausgerichtet, und oft fliegt sie seitwärts oder sogar rückwärts, um einen Vorteil über einen Gegner zu gewinnen. Eine Jagd in der Atmosphäre ist im allgemeinen eine Sache von Jäger und Gejagtem, die beide mit Höchstgeschwindigkeit fliegen und dann sehen, wer der Schnellere ist. Im Raum liegen die Dinge komplizierter. Raumschiffe sind imstande, ohne Zeitverlust Lichtjahre zu überspringen, aber wenn sie im Transit zwischen Faltpunkten sind, gelten die zuerst von Isaac Newton postulierten Bewegungsgesetze. Eine typische Reise hat drei Teile: die Beschleunigung, das Dahintreiben und die Verlangsamung. Bogey Sieben Delta hatte die landwirtschaftliche Welt der Ryall vor mehr als einer Woche verlassen. Er beschleunigte zum Dreifachen der lokalen Fluchtgeschwindigkeit und schaltete dann die Triebwerke aus, um Treibstoff zu sparen. Vermutlich würde er in einer weiteren Woche abermals die Triebwerke einschalten und mit der gleichen Rate verlangsamen, mit der er zuerst beschleunigt hatte. Mit diesem Manöver würde das Ryallschiff innerhalb des Faltpunktes beinahe zum Stillstand
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