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Der aufziehende Sturm

Der aufziehende Sturm

Titel: Der aufziehende Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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möglicherweise nicht sofort tun. Vorher war sorgfältiges Nachdenken erforderlich. Ausgesprochen sorgfältiges Nachdenken.
    Falendre beugte sich nach vorn über den Pferdehals und trieb ihr Tier an, den anderen voraus. So würde keiner ihre Tränen der Verzweiflung, des Schmerzes und des Entsetzens sehen.
    Tylee Khirgan, Generalleutnant des Immer Siegreichen Heeres, hatte ihr Pferd auf einem bewaldeten Hügel gezügelt und schaute nach Norden. Dieses Land war so anders. Ihre Heimat Maram Kashor war eine trockene Insel an der südöstlichsten Spitze von Seanchan. Die Lummabäume dort waren gerade, hoch aufragende Ungeheuer, aus deren Spitzen Wedel wie die Haarkrone eines Angehörigen des Hohen Blutes sprossen.
    Verglichen damit waren die Dinger, die in diesem Land als Bäume durchgingen, knorrige verdrehte Büsche. Ihre Äste waren wie die Finger alter Soldaten, die von den vielen Jahren des Schwerttragens arthritisch geworden waren. Wie nannten die Einheimischen noch einmal diese Pflanzen? Buschwald? Wie seltsam. Wenn man bedachte, dass einige ihrer Vorfahren möglicherweise von diesem Ort stammten, Luthair Paendrag nach Seanchan begleitet hatten.
    Unten auf der Straße marschierte ihr Heer und erfüllte die Luft mit Staub. Tausende und Abertausende von Männern. Weniger, als sie zuvor gehabt hatte, aber nicht bedeutend weniger. Ihr Kampf mit den Aiel war nun zwei Wochen her, als Perrin Aybaras Plan auf beeindruckende Weise funktioniert hatte. An der Seite eines solchen Mannes zu kämpfen war stets eine bittersüße Erfahrung. Süß wegen seiner Genialität. Bitter wegen der Sorge, dass sie sich eines Tages auf dem Schlachtfeld gegenüberstehen würden. Tylee gehörte nicht zu jenen, die im Kampf eine Herausforderung zu schätzen wussten. Sie hatte es stets vorgezogen, sofort zu siegen.
    Manche Generäle behaupteten, dass man nie dazu gezwungen wurde, sich zu verbessern, wenn man niemals um etwas kämpfen musste. Tylee war der Ansicht, dass sie und ihre Männer sich auf dem Übungsfeld verbessern konnten und mühsame Anstrengungen lieber ihren Feinden überließen.
    Sie würde Perrin nicht gern gegenübertreten. Nein, das würde sie nicht. Und das nicht nur, weil sie ihn mochte.
    Langsames Hufgetrappel ertönte. Mishima lenkte sein Pferd, einen hellen Wallach, an ihre Seite. Den Helm hatte er an den Sattel gebunden, und sein Narbengesicht wirkte nachdenklich. Sie passten gut zusammen, sie beide. Auch ihr Gesicht wies seinen Anteil an alten Narben auf.
    Mishima salutierte ihr, nun bedeutend respektvoller, seit man Tylee zum Blut erhoben hatte. Diese besondere Botschaft, die ein Raken überbracht hatte, war unerwartet gekommen. Es war eine Ehre, und sie hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt.
    »Denkt Ihr noch immer über die Schlacht nach?«, fragte Mishima.
    »Das tue ich«, sagte Tylee. Zwei Wochen, und noch immer beherrschte sie ihre Gedanken. »Wie ist Eure Meinung?«
    »Über Aybara?« Mishima sprach noch immer wie ein Freund zu ihr, selbst wenn er es bewusst vermied, ihren Blick zu erwidern. »Er ist ein guter Soldat. Vielleicht zu konzentriert, zu verbissen. Aber solide.«
    »Ja«, sagte Tylee, dann schüttelte sie den Kopf. »Die Welt verändert sich, Mishima. Auf eine Weise, die wir nicht vorausahnen können. Zuerst Aybara, dann die Seltsamkeiten.«
    Mishima nickte nachdenklich. »Die Männer wollen nicht darüber sprechen.«
    »Es ist zu oft geschehen, um es als Täuschung abzutun. Die Kundschafter sehen etwas .«
    »Männer verschwinden nicht einfach«, sagte Mishima. »Haltet Ihr das für die Eine Macht?«
    »Ich weiß nicht, was es ist.« Ihr Blick glitt über die Bäume. Ein paar davon, an denen sie vorhin vorbeigekommen war, hatten bereits mit ihrem Frühlingswachstum begonnen, aber von denen hier war keiner dabei. Sie sahen wie Gerippe aus, dabei war die Luft warm genug, dass man bald mit der Aussaat beginnen konnte. »Gibt es in Halamak solche Bäume?«
    »Nicht genau«, erwiderte Mishima. »Aber ich habe schon so ähnliche gesehen.«
    »Hätten sie nicht schon längst knospen müssen?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin Soldat, General Tylee.«
    »Das ist mir noch gar nicht aufgefallen«, erwiderte sie trocken.
    Er grunzte. »Ich meine, dass ich Bäumen keine Aufmerksamkeit schenke. Bäume bluten nicht. Vielleicht hätten sie knospen müssen, vermutlich aber nicht. Auf dieser Seite des Ozeans machen nur wenige Dinge Sinn. Bäume, die im Frühling nicht knospen, das ist nur eine weitere

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