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Der aufziehende Sturm

Der aufziehende Sturm

Titel: Der aufziehende Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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alterslose Qualität. Sie schaute nicht auf. Sie arbeitete weiter.
    »Ich habe doch gesagt, dass es nicht funktionieren wird«, sagte eine stämmige Frau in der Nähe. Sie stand auf und watschelte die Reihe entlang. Sie trug ein zeltähnliches Kleid in Grün und Braun. »›Meine Lady‹, habe ich gesagt, ›Ihr könnt tun, was Ihr wollt, ich werde so einer wie Euch nichts abschlagen, aber irgendjemand wird Euch bemerken.‹«
    »Ihr habt das Kommando über die Waschfrauen?«, fragte Bryne.
    Die große Frau nickte energisch, ihre roten Locken schaukelten. »Das habe ich in der Tat, General.« Sie wandte sich der Aes Sedai zu und machte einen Knicks. »Lady Tagren, ich habe Euch gewarnt. Soll das Licht mich verbrennen, aber das habe ich. Es tut mir aufrichtig leid.«
    Die Frau namens Tagren senkte den Kopf. Waren das Tränen auf ihren Wangen? War so etwas überhaupt möglich? Was ging hier vor?
    »Meine Lady«, sagte Bryne und ging neben ihr in die Hocke. »Seid Ihr eine Aes Sedai? Wenn Ihr es seid und mir zu gehen befehlt, dann tue ich das, ohne eine Frage zu stellen.«
    Eine gute Weise, das anzugehen. Wenn sie wirklich eine Aes Sedai war, konnte sie nicht lügen.
    »Ich bin keine Aes Sedai«, flüsterte die Frau.
    Bryne sah Gawyn stirnrunzelnd an. Was hatte das zu bedeuten, wenn sie das sagte? Eine Aes Sedai konnte nicht lügen. Also ...
    Leise fuhr die Frau fort: »Mein Name ist Shemerin. Einst war ich eine Aes Sedai. Aber jetzt nicht mehr. Nicht seit ...« Sie schaute wieder zu Boden. »Bitte. Lasst mich in meiner Schande weiterarbeiten.«
    »Das werde ich«, sagte Bryne. Dann zögerte er. »Aber zuerst muss ich dafür sorgen, dass Ihr mit ein paar Schwestern aus dem Lager sprecht. Wenn ich Euch nicht zu ihnen bringe, um mit ihnen zu sprechen, schneiden sie mir die Ohren ab.«
    Die Frau, Shemerin, seufzte, stand dann aber auf.
    »Kommt mit«, sagte Bryne zu Gawyn. »Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass sie auch mit Euch sprechen wollen. Am besten bringen wir es schnell hinter uns.«

KAPITEL 25
 
In Dunkelheit
    Sheriam spähte in ihr dunkles Zelt und zögerte, entdeckte aber niemanden darin. Sich ein zufriedenes Lächeln gestattend, trat sie ein und zog die Eingangsplanen zu. Ausnahmsweise entwickelten sich die Dinge einmal so, wie sie sollten.
    Natürlich überprüfte sie ihr Zelt auch weiterhin, bevor sie eintrat, hielt nach dem Ausschau, der manchmal dort gelauert hatte. Der, den sie nie hatte spüren können, aber immer den Eindruck gehabt hatte, es doch können zu müssen. Ja, sie vergewisserte sich noch immer und würde das vermutlich auch noch monatelang tun - aber nun war es unnötig. Kein Phantom wartete darauf, sie zu bestrafen.
    Das rechteckige kleine Zelt war groß genug, um aufrecht darin stehen zu können; auf der einen Seite stand eine Pritsche, auf der anderen eine Truhe. Es war gerade noch genug Platz für einen Schreibtisch übrig, aber das würde den Raum so ausfüllen, dass sie sich kaum noch hätte rühren können. Außerdem gab es einen völlig akzeptablen Schreibtisch ganz in der Nähe, in Egwenes unbenutztem Zelt.
    Es hatte Diskussionen darüber gegeben, das Zelt jemand anderem zu geben - die meisten Schwestern mussten sich eins teilen, obwohl jede Woche neue geliefert wurden. Allerdings war das Zelt der Amyrlin ein Symbol. Solange die Hoffnung bestand, dass Egwene zurückkehrte, sollte ihr Zelt auf sie warten. Die untröstliche Chesa hielt es in Ordnung, die anscheinend - zumindest hatte Sheriam den Eindruck - noch immer über die Gefangenschaft ihrer Herrin weinte. Nun, solange Egwene fort war, stand das Zelt Sheriam zur Verfügung, um dort zu arbeiten; sie konnte dort nur nicht schlafen. Schließlich erwartete man von der Behüterin der Amyrlin, dass sie sich um deren Dinge kümmerte.
    Sheriam lächelte wieder und setzte sich auf ihre Pritsche. Vor gar nicht so langer Zeit war ihr Leben ein unendlicher Kreislauf aus Enttäuschungen und Schmerzen gewesen. Doch das war jetzt vorbei. Man hätte Romanda segnen sollen. Was Sheriam auch immer von der dummen Frau sonst hielt, Romanda war diejenige gewesen, die Halima - und damit Sheriams Folterknecht - aus dem Lager gejagt hatte.
    Die Schmerzen würden zurückkehren. Die Dienste, die sie leistete, hatten grundsätzlich immer mit Qualen und Bestrafungen zu tun. Aber sie hatte gelernt, die Zeiten der Ruhe zu genießen.
    Manchmal wünschte sie sich, sie hätte den Mund gehalten und keine Fragen gestellt. Aber sie hatte es nun einmal getan,

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