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Der aufziehende Sturm

Der aufziehende Sturm

Titel: Der aufziehende Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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fürchte, wir werden sie eine Weile aus dem Fenster hängen lassen müssen, wie ich versprach. Vielleicht können wir ja mit Schmerzen drohen. Sie kann ja nicht wissen, dass al'Thor diese albernen Bedingungen gestellt hat.«
    Cadsuane beugte sich vor und löste die Gewebe auf, die die Lichter vor die Augen der Verlorenen platzierten, so wie den Schild aus Luft, der sie am Hören hinderte. Semirhage schlug die Augen auf, dann fand ihr Blick schnell Cadsuane. Ja, sie wusste, wer hier den Befehl hatte. Sie maßen sich mit Blicken.
    Merise setzte die Befragung fort, fragte nach Graendal. Al'Thor glaubte, die andere Verlorene könnte sich möglicherweise irgendwo in Arad Doman aufhalten. Cadsuane war viel mehr an anderen Fragen interessiert, aber Graendal war ein akzeptabler Anfang.
    Dieses Mal reagierte Semirhage mit Schweigen auf die Fragen, und Cadsuanes Gedanken wanderten zu al'Thor. Der Junge hatte sich ihrem Unterricht genauso stur verweigert wie Semirhage dem Verhör. Sicher, er hatte ein paar Kleinigkeiten gelernt, zweifellos ... wie man ihr mit einem Hauch Respekt gegenübertrat, wie man Höflichkeit zumindest vortäuschte. Aber mehr auch nicht.
    Cadsuane hasste es, sich ein Scheitern einzugestehen. Und das war nicht einmal ein Scheitern, noch nicht, aber es fehlte nicht mehr viel. Das Schicksal hatte den Jungen ausersehen, die Welt zu vernichten. Und sie vielleicht auch zu retten. Das Erste war nicht zu verhindern, das Zweite hing von vielen Dingen ab. Sie hätte sich gewünscht, es wäre genau umgekehrt gewesen, aber Wünsche waren etwa so nützlich wie aus Holz geschnitzte Münzen. Man konnte sie lackieren, wie man wollte, aber es würde Holz bleiben.
    Sie verdrängte die Gedanken an den Jungen. Sie musste Semirhage beobachten. Jedes Wort der Frau konnte ein Hinweis sein. Semirhage erwiderte ihren bohrenden Blick und ignorierte Merise.
    Wie brach man den Willen einer der mächtigsten Frauen, die je gelebt hatten? Eine Frau, die im Zeitalter der Wunder zahllose Gräueltaten begangen hatte, und das selbst vor der Befreiung des Dunklen Königs? Cadsuane erwiderte den Blick aus diesen onyxfarbenen Augen, und plötzlich kam ihr eine Erkenntnis. Al'Thors Verbot, Semirhage zu quälen, war bedeutungslos. Diese Frau konnte man nicht mit Schmerzen brechen. Semirhage war die größte Foltermeisterin der Verlorenen, eine Frau, die Tod und Agonie faszinierten.
    Nein, ihr Widerstand würde sich nicht auf diese Weise brechen lassen, selbst wenn ihnen diese Mittel zur Verfügung gestanden hätten. Als Cadsuane in diese Augen blickte, glaubte sie mit einem Frösteln etwas von sich selbst in dieser Kreatur wiederzuerkennen. Alter, Einfallsreichtum und den eisernen Willen, keinen Schritt zurückzuweichen.
    Damit stellte sich ihr eine Frage. Einmal angenommen, man hätte ihr die Aufgabe übertragen, ihren eigenen Willen zu brechen, wie wäre sie vorgegangen?
    Die Vorstellung war so unerfreulich, dass sie erleichtert war, als Corele das Verhör wenige Augenblicke später unterbrach. Die schlanke fröhliche Murandianerin war ihr treu ergeben und hatte an diesem Nachmittag den Dienst übernommen, al'Thor im Auge zu behalten. Ihre Nachricht, dass sich al'Thor bald mit den Aielhäuptlingen treffen würde, beendete das Verhör, und die drei Schwestern, die die Abschirmung aufrechterhielten, traten ein und zogen Semirhage in das Zimmer, wo sie sie gefesselt und geknebelt mit Strängen aus Luft hinsetzen würden.
    Cadsuane sah zu, wie man die Verlorene auf Geweben aus Luft wegtrug, dann schüttelte sie den Kopf. Semirhage war nur der Beginn des Tages gewesen. Jetzt war die Zeit gekommen, sich um den Jungen zu kümmern.

KAPITEL 6
 
Wenn Eisen schmilzt
    Rodel Ituralde hatte in seinem Leben schon viele Schlachtfelder gesehen. Viele Dinge waren fast immer gleich. Tote Männer, die wie weggeworfene Lumpen auf einem Haufen lagen. Raben, die es nicht erwarten konnten, über sie herzufallen. Stöhnen, Schreie, Wimmern und Murmeln von denjenigen, die das Pech hatten, lange Zeit zum Sterben zu brauchen.
    Aber jedes Schlachtfeld hinterließ auch seinen eigenen Eindruck. Man konnte eine Schlacht wie die Spuren von vorbeigekommenem Wild lesen. Leichen, die in bestürzend geraden Reihen lagen, wiesen auf einen Angriff von Fußsoldaten hin, die gegen Pfeilsalven angetreten waren. Zertrampelte und verstreute Körper waren das Resultat eines schweren Kavallerieangriffs. Diese Schlacht hatte zahllose Seanchaner erlebt, die gegen die Mauern von Darluna

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