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Der aufziehende Sturm

Der aufziehende Sturm

Titel: Der aufziehende Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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es nur noch uns beide, die Bescheid wussten. Moiraine und mich. Es war nicht vorgesehen, dass wir die Vorhersage hörten. Wir waren bloß Aufgenommene, die sich zufällig in dem Zimmer aufhielten. Ich glaube, Tamra muss es irgendwie geschafft haben, den Schwarzen unsere Namen vorzuenthalten, denn hätte sie das nicht, wären wir zweifellos wie die anderen ermordet worden.
    Damit waren wir nur noch zu zweit. Die einzigen Personen auf der ganzen Welt, die wussten, was kommen würde. Wenigstens dienten diese einzigen Personen dem Licht. Und so tat ich, was ich tun musste, Gareth Bryne. Ich widmete mein Leben der Vorbereitung für das Kommen des Drachen. Ich schwor, uns durch die Letzte Schlacht zu bringen. Alles Nötige zu tun, ganz egal, was es auch war, um die Last zu schultern, die man mir auferlegt hatte. Es gab nur eine einzige Person, von der ich wusste, dass ich ihr vertrauen kann, und jetzt ist sie tot.«
    Siuan wandte sich um und erwiderte seinen Blick. Ein Windstoß ließ die Wände erbeben und die Kerze flackern, aber Bryne saß still da und betrachtete sie.
    »Ihr versteht also, Gareth Bryne«, sagte sie, »dass ich die Erfüllung meines Eides Euch gegenüber verschieben musste, weil es bereits andere Eide gab. Ich habe geschworen, diese Sache bis zum Ende durchzustehen, und der Drache hat noch nicht sein Schicksal am Shayol Ghul erfüllt. Eide müssen ihrer Bedeutung nach erfüllt werden. Als ich den Schwur vor Euch ablegte, da habe ich nicht versprochen, Euch sofort zu dienen. Was diesen Punkt angeht, war ich absichtlich sehr sorgfältig. Ihr werdet es das Wortspiel einer Aes Sedai nennen. Ich würde es anders bezeichnen.«
    »Und wie?«
    »Alles zu tun, was nötig ist, um Euch, Euer Land und Euer Volk zu beschützen, Gareth Bryne. Ihr macht mich für den Verlust einer Scheune und von ein paar Kühen verantwortlich. Nun, dann schlage ich vor, dass Ihr an den Preis denkt, den Euer Volk bezahlen wird, sollte der Wiedergeborene Drache scheitern. Manchmal muss man einen Preis zahlen, damit eine wichtigere Pflicht erfüllt werden kann. Ein Soldat sollte das verstehen.«
    »Ihr hättet mir das sagen sollen«, sagte er und erwiderte noch immer ihren Blick. »Ihr hättet mir erklären sollen, wer Ihr seid.«
    »Was denn?«, fragte Siuan. »Hättet Ihr mir geglaubt?«
    Er zögerte.
    »Davon abgesehen habe ich Euch nicht vertraut«, sagte sie offen. »Unser vorheriges Treffen war nicht besonders ... einvernehmlich, wenn ich mich richtig erinnere. Hätte ich dieses Risiko eingehen sollen, Gareth Bryne, bei einem Mann, den ich nicht kannte? Hätte ich ihm Geheimnisse anvertrauen sollen, die allein mir bekannt sind, Geheimnisse, die man an die neue Amyrlin weitergeben musste? Hätte ich selbst einen Augenblick erübrigen sollen, als man der ganzen Welt die Henkersschlinge umlegte?«
    Sie hielt seinem Blick stand, verlangte eine Antwort.
    »Nein«, gestand er schließlich ein. »Soll man mich zu Asche verbrennen, Siuan, aber nein. Ihr hättet nicht warten sollen. Ihr hättet diesen Eid überhaupt nicht ablegen sollen!«
    »Und Ihr hättet etwas besser zuhören sollen«, sagte sie und brach den Blickkontakt mit einem Schnauben. »Solltet Ihr in der Zukunft jemanden durch einen Eid in Euren Dienst nehmen, dann schlage ich vor, dass Ihr den Zeitrahmen für diesen Dienst sorgfältiger formuliert.«
    Bryne grunzte, und Siuan riss das letzte Hemd von der Wäscheleine, schüttelte es und warf einen verschwommenen Schatten auf die Zeltwand.
    »Nun«, sagte Bryne, »ich hatte mir ohnehin vorgenommen, Euch nur so lange zur Arbeit zu verpflichten, wie ich brauche, um diese Antwort zu erhalten. Jetzt weiß ich Bescheid. Ich würde sagen, dass ...«
    »Halt!«, fauchte Siuan, fuhr auf dem Absatz herum und zeigte mit dem Finger auf ihn.
    »Aber ...«
    »Sprecht es nicht aus!«, drohte sie. »Ich kneble Euch und lasse Euch bis morgen bei Sonnenuntergang in der Luft hängen. Glaubt nicht, ich würde es nicht tun.«
    Bryne saß stumm da.
    »Ich bin noch nicht mit Euch fertig, Gareth Bryne.« Sie schlug das Hemd in ihrer Hand aus, faltete es. »Ich werde Euch sagen, wenn ich es bin.«
    »Beim Licht, Frau«, murmelte er beinahe unhörbar. »Hätte ich gewusst, dass Ihr eine Aes Sedai seid, bevor ich Euch nach Salidar verfolgte ... hätte ich gewusst, was ich da tue ...«
    »Was dann?«, wollte sie wissen. »Hättet Ihr mich nicht gejagt?«
    »Natürlich hätte ich das«, sagte er entrüstet. »Nur wäre ich dann vorsichtiger gewesen und

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