Der Ausflug
brauchte einen Moment, ihre Sprache wiederzufinden. »Wir machen dich gleich schön sauber«, sagte sie. »Aber sag mir erst mal, ob dir irgendwo was wehtut.«
Mit angeekeltem Gesicht schüttelte er den Kopf. Er würde bestimmt gleich in Tränen ausbrechen.
»Das sieht ja vielleicht aus«, sagte Bobbie ehrfürchtig. »Es klebt überall, sogar in deinen Haaren.« Mit einem Schwung schaufelte sie Toby vom Fußboden hoch.
»Bob-bie«, sagte er schwerfällig, aber seine Wangen bekamen schon wieder etwas Farbe.
Auch Gwen erhob sich. »Ich rufe Laurens.«
»Der bekommt einen Herzinfarkt, wenn er Toby so sieht.« Resolut lief ihre Schwägerin ins Badezimmer. Sie hatte natürlich Recht. Gwen folgte ihr, um Wischlappen und Eimer zu holen.
Toby machte ein bestürztes Gesicht, als Bobbie ihn mitsamt Kleidern in die Duschwanne stellte. Doch sowie ihn der Wasserstrahl traf, fing er aus vollem Halse an zu lachen. Das war die Wucht. Begeistert spritzend sprang er im Kreis herum, schon wieder voller Lebenslust.
Erschöpft, als hätte sie einen halben Marathonlauf hinter sich, schaute Gwen zu und sammelte Mut für das Aufwischen des Fußbodens.
»Ist dir einfach so schlecht geworden?«, fragte Bobbie. »Nein, Yaja wollte, dass ich was Grünes spucke. Deshalb hat sie die ganze Zeit an meinem Kopf rumgedreht.«
»Das gibt’s doch nicht. Was sind denn das für Spielchen, einander zum Spucken zu bringen?«
»Grün spucken«, verbesserte Toby. »Aber es ging nicht.« »Ich verstehe kein Wort. Wieso solltest du das denn?« »Das hatte Yaja in einem Film gesehen. Dass man grün
kotzt, wenn man einen Teufel in sich hat.«
»Ich dachte, dann müsste man was mit Knoblauch machen – oder so. Aber wie seid ihr denn auf diese verrückte Idee gekommen? Du bist doch nicht vom Teufel besessen!«
»Doch«, rief Toby empört aus. »Bin ich wohl! Genau wie Babette.«
Ruckartig drehte Gwen sich um. Mit drei Schritten war siewieder in Babettes Zimmer und bei der Wiege unter dem Fenster. Die Decke war zu einem dicken Wulst zusammengedrückt. Als sie sie wegzog, blickte sie in ein leeres Bettchen. Vor Schreck stieß sie einen Schrei aus.
»Ist was, Gwen?«, rief Bobbie.
Aber sie war schon die Treppe hinunter und schoss in die Küche. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. »Wo ist Yaja?«
»Ist mit Toby alles in Ordnung, Gwen?«, fragte Beatrijs besorgt.
»Ja, aber wo ist Yaja?«
Mit einem rauen Klang in der Stimme sagte Leander: »Wieso? Hast du sie für irgendetwas nötig?«
Nötig. Nötig. Er konnte nur »nötig« gesagt haben, aber sie hatte verstanden: »Göttin«.
Sie wurde immer hysterischer. Sie hatte Träume und Gedanken gehabt, in denen für Babette kein Platz gewesen war. Und das kam dabei heraus, wenn man sein Kind verleugnete! Sie riss die Tür auf und stürzte nach draußen. Mit Seitenstichen rannte sie zur Bienenweide. Schon von weitem sah sie den Rauch und die Glut des Feuers, das Timo inzwischen angezündet hatte.
»Wie findest du unser Feuer, Mama?«, rief Marleen und sprang dabei vor Begeisterung vom einen Bein auf das andere. Timo saß, die Arme um Klaar und Karianne gelegt, auf einem Baumstrunk und schaute zu. Marise und Niels stocherten mit Stöcken im Feuer, dass es Funken regnete, als schwärmten leuchtende Bienen umher.
Jetzt nur keine Panik verbreiten. Mit dem Handrücken wischte sie sich den klammen Schweiß von der Stirn. »Super«, brachte sie hervor. »Aber kommt, ihr müsst mir helfen, Yaja zu suchen. Beatrijs und Leander wollen mit ihr nach Hause.«
»Och, nö!«, riefen ihre Mädchen im Chor.
»Doch, ihr tut jetzt, was Mama sagt. Das Feuer brennt wirklichnoch Stunden weiter«, sagte Timo, während er den Kleinen einen Schubs gab. Unter beleidigtem Murren trollte sich die ganze Bande.
Er streckte einen Arm nach ihr aus. »Setzt du dich kurz zu mir?«
Mit eigenartiger Schärfe sah sie seine breiten Schultern, sein gutmütiges Gesicht. Das kahle Winterlicht machte ihn nicht schöner, als er war. Von ihm ging kein heller weißer Schein aus, wie sie es manchmal bei Leander zu sehen gemeint hatte. Er war einfach Timo. Solide und verlässlich.
»Yaja hat Babette bei sich, glaube ich«, sagte sie, mit vor Selbstvorwürfen bebender Stimme.
Er stemmte sich mit beiden Händen vom Baumstrunk hoch. Sie dachte schon, er wollte ihr an die Gurgel gehen. Aber das tat er nicht. Er sagte auch nicht: Ich hab dir gleich gesagt, dass ich das Mädchen nicht hier haben will. Sondern er sagte: »Dann müssen wir schnell in
Weitere Kostenlose Bücher