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Der Außerirdische ist auch nur ein Mensch

Titel: Der Außerirdische ist auch nur ein Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Lesch
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waa Stahl ja noch en Theeema, ne. Da waa de Himmel übber de Ruhr noch nit blau jewesen. Getzt abba, da isser man imma so schöön blau. So’n Stahlblau.
    Wobei der geneigte Zuhörer nun natürlich einwerfen könnte: Stahlblau? Jibbet ja jaa nich.
    Wo das wohl herkommt? Das mit dem Blau? Es müsste eigentlich heißen »Stahlgrau«. Aber Grau, das ist ein weites Feld in der Familie der Farben. Mausgrau, Zementgrau, Eminenzgrau, Stargrau, das Grauen … Da kommt man mit Blau schon ein bisschen schneller zu Potte. Und um den geht es hier schließlich: Stahl gibt es seit fast 3000 Jahren. Aber genutzt wird dieses Gemisch von Eisen und Kohlenstoff in großem Stil erst seit dem 19. Jahrhundert. Da wurde Stahl gekocht, nicht nur an der Ruhr, dass es nur so rappelte. Damals war Stahl noch toll, damals war Stahl noch ein Versprechen in die Zukunft. Wir machen alles aus Stahl, es wird nie
wieder rosten, wir können die Welt verändern und alles wird gut. Das war die Zeit, wo überall gegründet wurde (Gründerzeit), da wurde nicht gegründelt und so skeptisch am Boden herumgemacht, nein, man war überhaupt nicht skeptisch, sondern positiv bis zum Gehtnichtmehr. Es war die Zeit, in der die Wissenschaft gerade »wurde« und die Technik merkte, dass aus den Wissenschaften richtig viel rauszuholen war.
    Man kann Stahl nämlich mit allem Möglichen mischen, und je mehr man dazumischt, umso besonderere Eigenschaften bekommt das Zeug. Man kann daraus Weißblech machen für die Dosen; man kann einen Stahl herstellen, der so hart ist, dass er richtig große Gebäude tragen kann. Oder gewaltige Brücken. Stahl kann jede Menge und deshalb verbrauchen wir Stahl noch und nöcher.
    Und dieses nöcher bedeutet vor allen Dingen, dass wir einen Riesenbedarf haben an einem Material, das immer schwieriger aus der Erde herauszuholen ist. Eisen ist noch genug da, das gehört ja auch zu den häufigeren Elementen im Universum. Unter anderem deshalb, weil viele Sterne beim Eisen aufhören, weiter zu verbrennen. Alle Elemente, die schwerer sind als Eisen, werden in Sternen erzeugt, wenn die explodieren. Bis zum Eisen verbrennt ein Stern gewissermaßen ganz normal durch Kernfusion. Eisen ist das Ende.
    Aber bei Stahl ist es sehr schwierig, das Material im Einzelnen aus der Erde herauszuholen und es auch mit
den entsprechenden Legierungen zu verbessern und zu verfeinern. Die gute Nachricht ist: Man kann Stahl ganz wunderbar und komplett recyceln. Das kann man immer und immer wieder aufs Neue verwenden, ohne dass es seine Eigenschaften verliert. Und deswegen werden wir wahrscheinlich auch in Zukunft um Stahl nicht herumkommen. Auch wenn inzwischen längst die Plastikzeit angebrochen ist.

Strahlende Gartenzwerge
    Endlager
    Das Ende, das heißt ja ein für alle Mal. Nach dem Ende ist wirklich Schluss, also Finito, Fine, the End. Das Ende ist kein neuer Anfang, sondern das Allerletzte, das Nie-Wieder, das Für-immer-und-Ewige.
    So und genau so hätten wir es ja am liebsten: Man versenkt, verstaut, verbuddelt, verbirgt, versteckt den ganzen Dreck, den man auf der Oberfläche des Planeten niemals wieder sehen, spüren, riechen oder sonst was will, in einem Endlager. Und zwar in einem Endlager von der Sorte Ende (siehe oben).
    Aber gibt es das? Herrschaften, das ist so ein Thema, da gerate ich innerlich in Wallung, da könnte ich toben, da schiebe ich einen Hals von hier bis Muffendorf. (Muffendorf
ist übrigens ein südlicher Stadtteil von Bad Godesberg.) Eher kommen wir zu einem Ende, als dass so ein Lager gefunden würde, das, ganz unabhängig, was oben oder unten im Erdkörper passiert, als solches völlig stabil bleibt. Es dringt kein Wasser ein, keine Luft, alles bleibt, wie es ist. Das wäre mal ein astreines Endlager!
    Nun gibt es ja einige Experten, die meinen, im Niedersächsischen gäbe es einige Stätten, also Lagerstätten, die diesen finalen Charakter haben. Aber wer will so was schon quasi im eigenen Vorgarten haben? Strahlend schön und für eine Ewigkeit, von der wir uns gar keine Vorstellungen machen, wie ewig die ist. Also hat man gedacht, sollen sich doch die anderen, die sich ja auch mit Ewigkeiten auskennen, damit herumschlagen, und bohrte im Grenzland zur ehemaligen DDR eine Endlagerstätte an. Dumm nur, dass das Lager ziemlich mies ist, und noch dümmer, dass in der Zwischenzeit etwas passiert ist, womit wahrscheinlich niemand auf der Welt rechnen konnte. Die Grenze verschwand. Und wir haben jetzt mitten in Deutschland ein Endlager.

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