PR 2722 – Altin Magara
1.
Satafar
3. September 1514 NGZ
»Du solltest meine Fragen beantworten«, sagte Satafar sanft. »Es könnte sonst schmerzhaft werden.«
»Aber ich weiß doch nichts ...«
»Das soll ich dem Datenrevisor im Rang eines Obersten Prokurekten glauben? Einem, der den gesamten Personenschiffsverkehr des Terrania Space Port überwacht und regelt?«
»Ich bin bloß ein Kontrolleur!«, rief Barnabeau Jasco. »Die eigentlichen Arbeiten erledigen Maschinen für mich, Positroniken! Die Blechdinger verwalten fünfhundert kleine und fünfzig große Landebewegungen in der Stunde, und ich zeichne sie ab. Ich bin ein winziges Rad in einem riesigen Getriebe.«
»Du würdest also nicht davon erfahren, sollte, sagen wir mal, ein Zellaktivatorträger auf dem Gelände des TSP landen?« Satafar bemerkte zu seiner Zufriedenheit, dass der füllige Beamte zusammenzuckte.
Unmittelbar nach seiner Entführung hatte Barnabeau erschrocken, dann hochnäsig und selbstgefällig gewirkt. Nun, da er sich des Ernstes seiner Situation bewusst wurde, fürchtete er sich und verlegte sich aufs Betteln.
Wann würde er zu handeln beginnen? Alle wollten feilschen, alle wollten ein Geschäft um ihre erbärmliche Existenz machen. Die Terraner waren so leicht zu durchschauen! Einer funktionierte wie der andere.
In unzähligen Kursen während seiner Ausbildungsjahre hatte Satafar vermittelt bekommen, welche Schrauben er drehen musste, um bestmögliche Resultate zu erzielen. Sobald man sie ihrer Technik und ihres gewohnten Umfelds beraubte, sobald man sie mit dem Fremden und Ungewöhnlichen konfrontierte, knickten die Terraner ein.
»Ich habe in der Kantine etwas gehört, was dich interessieren könnte«, sagte Barnabeau zögernd.
»Ach ja?« Satafar lächelte. Er wusste, dass sein Grinsen die meisten irritierte. Kinder, die Greisengesichter trugen, erschütterten grundlegende Vorstellungen des Menschen.
»Wenn ich euch sage, was ich weiß –lasst ihr mich dann gehen?«
Langweilig. Laaangweilig ... Satafar tat, als müsste er nachdenken. »Ich befürchte, das geht nicht. Du würdest mit deinen Vorgesetzten reden. Du würdest uns verraten.«
»Warum sollte ich?« Der Dicke klang verzweifelt. »Mir ist es völlig einerlei, wozu ihr die Informationen benötigt. Ich weiß nichts von euch, ich interessiere mich nicht für eure Ziele. Ich bin bloß ein einfacher Beamter, der seine Ruhe haben möchte. Ich will mich nach Dienstschluss in einen Gleiter setzen und zum Lake Tan fliegen, um mich an meinem Lieblingsangelplatz zu erholen. Alles andere ist unwichtig für mich, ich will mit dem großen Weltgeschehen nichts zu tun haben.«
Tränen kullerten aus Barnabeau Jascos Augen. Aus den Tränen wurde rasch ein dünnes Rinnsal. Die Nase des Dicken begann ebenfalls zu tropfen. »Ich rede mit niemandem über euch, versprochen!«
Barnabeau bat, bettelte und jammerte auf höchstem Niveau. Es fehlte nur noch, dass er vor Satafar auf die Knie fiel und sich einnässte.
»Du wirst verstehen, dass ...«
»Bitte!« Der Dicke warf sich vor seine Füße.
Wie oft hatte Satafar derartige Situationen bereits mitmachen müssen, wie oft hatte er über die Leichtgläubigkeit anderer nachgedacht?
»Also schön«, sagte er. »Aber du musst versprechen, dass du während der nächsten vierzehn Tage weder mit dem internen Sicherheitsdienst des TSP Kontakt aufnimmst noch mit der Stadtpolizei Terranias oder mit dem Terranischen Liga-Dienst ...«
»Natürlich nicht! Ich verspreche es, bei allem, was mir heilig ist! Du kannst mir vertrauen, hundertprozentig.«
»Sehr schön. Es macht Freude, mit einem vernünftigen Menschen wie dir Geschäfte zu machen. Und nun erzähl, was du weißt.«
Barnabeau Jasco kam wieder auf die Beine. Er sah sich nach allen Richtungen um, als befürchtete er, belauscht zu werden. Dann flüsterte er: »Es ist ein ganz besonderes Schiff gelandet. Eines, über dessen Kennung nur die wenigsten Leute Bescheid wissen.«
»Und zwar?«
»Es handelt sich um die ARGO. Um das Schiff Ronald Tekeners. Man munkelt, dass er hochrangigen Besuch mit an Bord hat. Bostich, den Herrscher über das arkonidische Imperium.«
*
Sie hatten ein Substandard-Gemeinschaftsheim in Altai High gemietet, in einer Umgebung, die, wie die verbliebenen Bewohner meinten, selbst von terranischen Ratten und Läusen weitläufig gemieden wurde.
Satafar sah sich im Raum um. Er ignorierte Lan Meota und Barnabeau Jasco. Seine Blicke blieben unweigerlich an Toio Zindher hängen,
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