Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der azurne Planet

Der azurne Planet

Titel: Der azurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
inzwischen der Krakon genüßlich die besten Pfähle der Belrods ab, woraufhin die ganze Sippe in ein Wutgeheul ausbrach.
    »Ich sage euch: Tötet das Biest!« schrie Sklar Hast. »Der König hat uns verraten! Sollen wir an seiner Stelle nun auch noch alle anderen Krakons des Ozeans durchfüttern?«
    »Tötet die Bestie!« schrien die jüngeren Belrods.
    Semm Voiderveg versuchte sich mit einigen hastigen Gesten Gehör zu verschaffen, aber Poe Belrod schubste ihn einfach beiseite. »Seid still! Laßt uns hören, was der Signalgeber zu sagen hat. Wie können wir den Krakon töten? Ist es überhaupt möglich?«
    »Nein!« schrie Semm Voiderveg.
    »Natürlich ist das nicht möglich! Es ist außerdem weder weise noch erlaubt!
    Was würde aus unserem Abkommen mit König Krakon?«
    »König Krakon soll verflucht sein!« brüllte Poe Belrod außer sich. »Laßt uns tun, was der Signalgeber sagt! Sprich, Sklar Hast: Kennst du eine Methode, mit deren Hilfe wir uns den Krakon vom Halse schaffen können?«
    Sklar Hast warf durch die Dunkelheit einen nachdenklichen Blick auf den schwarzen Fischkörper. »Ich glaube – ja. Aber diese Methode erfordert die Kräfte vieler Männer.«
    Mit einer Handbewegung deutete Poe Belrod auf eine Gruppe von Männern, die vom Rand der Plattform aus den Krakon beobachteten. »Da sind sie!«
    »Kommt mit«, sagte Sklar Hast. Er kehrte zum Mittelpunkt der Plattform zurück. Dreißig oder vierzig Männer folgten ihm auf dem Fuße; die meisten waren Hochstapler, Lockvögel, Ehrabschneider, Langfinger und Wucherer. Die restlichen blieben verunsichert zurück.
    Sklar Hast führte sie zu einem Pfahlhaufen, der eigentlich beim Baum eines neuen Lagerhauses hatte Verwendung finden sollen. Jeder der Pfähle bestand aus bearbeiteten Weidenruten, die der Länge nach aufgeschichtet und mit Firnis beschichtet waren. Jeder von ihnen war etwa sieben Meter lang und fünfundzwanzig Zentimeter dick und kombinierte mithin Festigkeit mit Leichtheit. Dennoch wählte Sklar Hast einen Pfahl aus, der noch dicker war – einen Firstbaum. »Nehmt diesen hier«, befahl er, »und hievt ihn auf einen Bock!«
    Während die anderen taten, was er sie geheißen hatte, sah Sklar Hast sich um und gab Rudolf Snyder, der zwar ein Neuner, aber keinesfalls älter als er selbst war, da er der langlebigen Zunft der Feuerwerker angehörte, ein Zeichen. Snyders Zunft hatte das Monopol der Seilerei für sich gesichert.
    »Ich brauche etwa hundert Meter Trossenseil, das stark genug ist, um den Krakon zu heben. Wenn du davon nichts auftreiben kannst, müssen wir ein Doppel- oder Dreifachseil nehmen, damit wir den gleichen Effekt erzielen.«
    Rudolf Snyder nahm sich vier Männer zu Hilfe, und bald darauf schleppten sie das Seil aus dem Lagerhaus an.
    Mit größter Genauigkeit machte Sklar Hast sich an die Arbeit und richtete den Pfahl so her, daß er seinen Plänen entsprach. »Hebt ihn jetzt hoch! Bringt ihn zum Plattformrand!«
    Angefeuert von seiner Begeisterung, schulterten die Männer den Pfahl, schleppten ihn nahe an den Rand der Lagune heran und legten ihn auf ein Zeichen Sklar Hasts so ab, daß eines seiner Enden auf dem harten Gewebe eines Spantes ruhte. Das andere Ende, an dem die beiden Trossen befestigt waren, lag derweil auf einem Bock und ragte über den Wasserspiegel hinaus.
    »Jetzt«, sagte Sklar Hast bedächtig, »jetzt werden wir den Krakon töten.« Er versah das Ende einer Trosse mit einer Schlinge, näherte sich dem Krakon, der ihn durch seine rückwärtigen Turmaugen beobachtete, und gab sich den Anschein völliger Unbefangenheit, um das Tier nicht mißtrauisch zu machen. Sein Plan schien aufzugehen; der Fisch weidete unbeeindruckt weiter die Schwammpfähle der Belrods ab.
    Als Sklar Hast sich dem Pflanzenrand näherte, rief er: »Komm her, du Mistvieh! Du Seeungeheuer! Na, komm schon, komm doch.« Er kniete sich hin und spritzte den Fisch mit Wasser naß. Verärgert schaufelte das Biest auf ihn zu. Sklar Hast wartete gelassen ab. Kurz bevor der Fisch seine Schaufel hob, warf er die Schlinge über den Turmaufbau und gab seinen Männern einen Wink. »Jetzt!« Die Männer standen in einer Linie hintereinander und begannen zu ziehen, was das Zeug nur hielt. Sie zerrten den um sich schlagenden Krakon durch das Wasser. Sklar Hast führte die Leine an das Pfahlende. Der Krakon machte plötzlich einen Sprung nach vorn, und in der folgenden Verwirrung und der Dunkelheit ließen die Männer das Seil fahren und fielen nach hinten.

Weitere Kostenlose Bücher