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Der azurne Planet

Der azurne Planet

Titel: Der azurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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einmal und schaute dann in die Gesichter seiner Kameraden. Einige zögerten. Ixon Myrex war ein Mann, mit dem man nicht leichtfertig umspringen sollte.
    Mit einer Stimme, die Sklar Hast selbst für kühl und ausgeglichen hielt, sagte er: »Der Krakon zerstört unsere Schwammpfähle. Wenn der König seinen Pflichten gegenüber uns nicht nachkommt, bleibt uns nichts anderes übrig, als selbst …«
    Mit zornbebender Stimme erwiderte Ixon Myrex: »Was erlaubst du dir? Ist dir nicht bewußt, daß du mit solchen Redensarten das Abkommen verletzt?«
    Noch freundlicher als vorher erwiderte Sklar Hast: »König Krakon ist nirgendwo aufzufinden. Die Fürbitter, die große Macht für sich beanspruchen, haben sich als Feiglinge entpuppt. Wir müssen von nun an für uns selber sorgen.
    Sind Unabhängigkeit und freier Wille nicht die Grundrechte des Menschen? Du solltest dich uns anschließen und gemeinsam mit uns dieses gefräßige Ungeheuer vernichten!«
    Ixon Myrex hob beide Hände. Man sah, daß sie vor Empörung zitterten. »Bringt den Krakon in die Lagune zurück, damit …«
    »… damit er noch mehr von unseren Schwammpfählen zerstört?« unterbrach ihn Sklar Hast. »Das ist keine Lösung, die uns befriedigen kann. Du bist nicht einmal bereit, uns jene Unterstützung zu geben, die du uns geben könntest. Wer ist wichtiger: die Menschen auf den Plattformen oder der Krakon?«
    Als hätte dieses Argument in seinen Kampfgefährten einen Akkord zum Klingen gebracht, riefen sie wie aus einem Munde: »Ja, wer ist wichtiger: die Menschen oder der Krakon?«
    »Die Menschen beherrschen die Plattformen, aber den Ozean beherrscht König Krakon«, erklärte Ixon Myrex. »Es gibt keinen Grund, diese beiden Dinge miteinander zu vergleichen.«
    »Aber die Lagune gehört ebenfalls zum Herrschaftsgebiet der Menschen«, sagte Sklar Hast. »Und abgesehen davon hält dieser Krakon sich gerade auf unserer Plattform auf. Wo bleiben die Seile?«
    Im wütendsten Tonfall, zu dem er fähig war, rief Schiedsmann Myrex aus: »Ich interpretiere die Bräuche von Tranque folgendermaßen: Der Krakon muß auf dem schnellsten Wege dem Meer zurückgegeben werden. Jede andere Handlung läßt sich mit unseren Bräuchen nicht vereinbaren.«
    Unter den Männern, die Sklar Hast geholfen hatten, das Seeungeheuer aus dem Wasser zu ziehen, kam es zu einiger Bewegung. Sklar Hast sagte nichts, sondern nahm das Seil an sich und formte eine Schlinge. Dann bahnte er sich eine Gasse, warf die Schlinge über eine herunterbaumelnde Krakonschaufel, kroch über den Boden unter ihm, umkreiste das Geschöpf und band auch dessen andere Gliedmaßen zusammen.
    Die Bewegungen des Krakons wurden immer schwächer, und bald zeugten nur noch spasmische Zuckungen davon, daß er noch lebte. Sklar Hast nahm am Hinterteil des Fisches Aufstellung und achtete sorgsam darauf, daß er nicht in die Reichweite der Fühler geriet. Er schnürte die Schaufeln völlig zusammen. »Jetzt kann das widerliche Biest sich nur noch krümmen«, sagte er. »Laßt es jetzt auf den Boden herab; wir werden schon eine Möglichkeit finden, ihm den Garaus zu machen.«
    Die Haltetrossen erhielten mehr Spiel; der Pfahl kippte. Der Krakon fiel auf die Oberfläche der Plattform, wo er bewegungslos liegenblieb. Nur die Fühler und Kinnbacken bewegten sich langsam. Der Krakon zeigte keinerlei Anzeichen von Zorn oder Angriffslust. Vielleicht fühlte er von beidem nichts. Was die Empfindungs- und Schlußfolgerungsfähigkeiten dieser Fische anging, so wußte man über sie nichts.
    Im Osten begann sich der Himmel hellblau zu färben. Eine Ansammlung weißer Sonnen, die man unter der Bezeichnung Phocans Kochkessel kannte, begannen, sich zu erheben. Der Ozean schimmerte in hellem Licht, und die Menschen auf der Hauptplattform begannen verstohlene Blicke auf den Horizont zu werfen. Einige der Umstehenden murmelten, andere äußerten sich unmutsvoll. Es gab aber auch ein paar, die wütende Flüche gegen den Krakon ausstießen und Sklar Hast beipflichteten. Allmählich begann es zwischen diesen beiden Gruppen zu Unstimmigkeiten zu kommen. Zander Rohan stellte sich neben Ixon Myrex. Beide beobachteten Sklar Hast mit unverhohlenem Abscheu. Von den Zunftältesten schienen lediglich Poe Belrod und Elmar Pronave, der Weidenflechtermeister, Sklar Hasts ungewöhnliche Vorgehensweise zu unterstützen.
    Sklar Hast selbst ignorierte sie alle. Er saß da, musterte den schwarzen Körper des Krakons mit sichtlichem Ekel und schimpfte sich

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