Der azurne Planet
Dann gibst du deiner Hoffnung Ausdruck, daß die Fürbitter natürlich auf ihren Posten verbleiben.«
»Pah!« schrie Barquan Blasdel entrüstet. »Das wird ihnen überhaupt nichts sagen! Ich werde sagen, daß Sklar Hast in einer verzweifelten Lage ist und – wenn er sich dazu entscheiden sollte, Geiseln zu nehmen – sein fehlgeleiteter Geist in den Fürbittern die zweckdienlichsten Personen sehen könnte!«
Berwick schien damit jedoch nicht einverstanden zu sein. »Das, glaube ich, geht über die Linie hinaus, die ich gezogen habe. Meine Ehre steht auf dem Spiel, deshalb kann ich mich mit keiner Bekanntmachung einverstanden erklären, die das, was passieren wird, als Möglichkeit andeutet. Wenn du eine Bemerkung machen würdest, die darauf hinausläuft, daß so gut wie kein Fürbitter an der Expedition teilnimmt, wäre alles in Ordnung. Damit hättest du ein wenig Nachdenklichkeit erzeugt, die Leute mißtrauisch gemacht und deine Pflicht erfüllt. Niemand käme dann auf die Idee, meine Vertrauenswürdigkeit anzuzweifeln.«
»Ja, ja!« rief Barquan Blasdel. »Ich bin mit allem einverstanden! Aber ich muß mich nun beeilen. Während wir hier diskutieren, sind Sklar Hast und seine Halunken vielleicht schon mit verschiedenen Entführungen beschäftigt.«
»Und was soll daran schlimm sein?« fragte Berwick mit mildem Spott.
»Du hast doch eben selbst behauptet, daß man König Krakon gesehen hat, wie er von Edelranke aus nach Westen schwamm. Das genügt doch, um die Fürbitter nicht in Gefahr zu bringen, und sobald Sklar Hast festgestellt hat, daß König Krakon seine Expedition nicht belästigt, wird er sie ohnehin wieder freilassen. Sollte sich natürlich herausstellen, daß die Auswanderer betrogen wurden und König Krakon westlich von Sciona auf die Flottille wartet, müssen sie ebenso sterben wie der Rest. Eine ausgleichendere Gerechtigkeit scheint es nach meiner Auffassung gar nicht zu geben.«
»Die Schwierigkeit liegt darin«, murmelte Barquan Blasdel und versuchte Berwick zur Tür zu schieben, »daß ich ohne Zustimmung der anderen Fürbitter nichts sagen darf. Wenn nun einer von ihnen König Krakon bereits informiert hat? Daraus könnte eine große Tragödie erwachsen!«
»Interessant«, sagte Berwick. »Also habt ihr tatsächlich die Möglichkeit, König Krakon herbeizurufen?«
»Ja, ja, aber behalte das für dich; es ist streng geheim. Und jetzt …«
»Das bedeutet gleichzeitig, daß ihr seinen ständigen Aufenthaltsort kennt. Wie erfahrt ihr ihn?«
»Ich habe keine Zeit für Erklärungen. Natürlich benötigen wir dazu eine Apparatur.«
»Ist sie hier? In deinem Arbeitszimmer?«
»Ja, das ist sie. Und jetzt geh zur Seite. Nachdem ich die Warnung abgesandt habe, werde ich dir alles erklären. Nun mach doch endlich Platz!«
Berwick zuckte die Achseln und gestattete Blasdel, sein Haus zu verlassen. Er rannte durch den Garten und blieb am Rand seiner kleinen Plattform stehen.
Sein Boot war verschwunden. Wo sich die Hauptplattform von Apprise mit dem weithin sichtbaren Signalturm hätte erheben müssen, befand sich nichts als Wasser und Himmel. Die Plattform trieb auf dem freien Ozean dahin; der abendliche Westwind hatte sie bereits weit von Apprise abgetrieben.
Blasdel stieß einen von Angst und Entsetzen zeugenden Schrei aus. Als er sich umdrehte, stellte er fest, daß Berwick hinter ihm stand.
»Was ist geschehen?« fragte Blasdel.
»Es sieht ganz so aus, als hätten einige Lockvögel die Chance genutzt und während unseres Gesprächs den Stamm deiner Plattform abgeschnitten. Zumindest vermute ich das.«
»Ja, ja«, stotterte Blasdel. »Das ist offensichtlich. Aber warum denn nur?«
Berwick zuckte die Achseln. »Es sieht wohl oder übel so aus – ob es uns nun paßt oder nicht –, als wären nun auch wir zu einem Teil der großen Auswanderungswelle geworden. Und wenn dem schon einmal so ist, bin ich wenigstens froh zu wissen, daß du über eine Apparatur verfügst, die uns den Aufenthaltsort von König Krakon jederzeit mitteilen kann. Komm, laß uns dieses Ding ansehen und uns rückversichern.«
Blasdel stieß ein heiseres, kehliges Knurren aus. Seine Gestalt krümmte sich, und es hatte den Anschein, als wollte er sich mit aller Kraft auf Berwick stürzen. Aus den Schatten der Hütten trat nun ein anderer Mann. Berwick deutete auf ihn. »Ich glaube, Sklar Hast wird sich die Sache sogar selbst ansehen wollen.«
»Du hast mich hereingelegt«, knirschte Barquan Blasdel. »Du hast mir
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