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Der azurne Planet

Der azurne Planet

Titel: Der azurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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töten wollen.« Er wandte sich wieder Blasdel zu. »Wer hält sich außer uns noch auf dieser Plattform auf?«
    »Meine Gattin«, erwiderte Blasdel. »Sie ist in der dritten Hütte, von hier aus gezählt. Und drei meiner Töchter, die damit beschäftigt sind, für das Fest der Sternenverwünschung Verzierungen zu weben. Meine drei ältesten Töchter widmen sich dreien meiner Getreuen, die sie zu prüfen haben. Von ihnen hat wohl noch keiner bemerkt, daß wir uns mitten auf dem Ozean befinden.«
    Seine Stimme zitterte. »Niemand von ihnen hatte die Absicht, die Heimat aufzugeben.«
    »Eine solche Absicht hatten wir auch nicht«, sagte Sklar Hast. »Aber uns hat man keine andere Wahl gelassen. Ich fühle weder für sie noch für dich irgendeine Art von Mitleid. Es wird eine Menge Arbeit auf uns alle warten. Vielleicht werden wir sogar eine neue Zunft gründen: die der Krakontöter. Wenn das, was man so hört, der Wahrheit entspricht, muß es sie in Massen geben.«
    Er verließ das Zimmer und ging in die Nacht hinaus. Blasdel stand da, als hätte er ein Lineal verschluckt. Die veränderten Umstände hatten ihn völlig aus dem Konzept geworfen. Langsam wandte er sich um und musterte mit einem eingehenden Blick das Gesicht Phyral Berwicks.
    Der Schiedsmann wich seinem Blick nicht aus. Blasdel gab einen frustrierten Seufzer von sich und beugte sich noch einmal zu dem Horn hinab, um zu lauschen. Dann ging auch er hinaus.
    Berwick folgte ihm und verschloß den Eingang des Geheimzimmers. Am Rand der Plattform trafen sie auf Sklar Hast und stellten fest, daß an dieser Stelle inzwischen mehrere Boote befestigt worden waren. Ein Dutzend Männer hielten sich in Blasdels Garten auf. Sklar Hast wandte sich dem Fürbitter zu und sagte: »Ruf deine Gattin, deine Töchter und die Männer, die sie prüfen. Erkläre ihnen, was geschehen ist, und halte dich anschließend in deinen Räumen auf. Der Abendwind hat bereits eingesetzt und wird uns nach Westen treiben. Unser Ziel liegt aber im Osten.«
    Blasdel trennte sich von den Männern. Berwick folgte ihm. Sklar Hast und die anderen betraten sein Arbeitszimmer und brachten alles, was ihnen von Wert erschien, zu den wartenden Weidenrutenbooten hinaus, das kleine metallene Relikt, die einundsechzig Folianten, das Lauschhorn und die Anruftrommel eingeschlossen. Dann kletterten sie alle in die Boote, und Barquan Blasdels ansehnlicher kleiner Insel blieb nichts anderes übrig, als allein über das weite Meer dahinzutreiben.

 
    10
     
     
    Als der Morgen über dem Ozean aufging, brachte er aus dem Westen eine Brise mit sich. Die Segel wurden gesetzt, und jenen, die bisher pausenlos in den Riemen gelegen hatten, konnte eine Ruhepause gewährt werden. Die Plattformen waren nun aus dem Blickfeld der Auswanderer verschwunden; der Ozean lag wie ein blauer Spiegel vor ihnen. Sklar Hast tauchte Blasdels Horn ins Wasser und lauschte. Es war nichts zu hören. Barquan Blasdel tat anschließend das gleiche und kam zu dem gleichen Ergebnis: König Krakon hielt sich nicht in diesem Gebiet auf.
    Die Flottille bestand aus schätzungsweise sechshundert Weidenrutenbooten, und jedes davon trug außer einer Besatzung von drei bis sechs Personen noch Hausrat, zahlreiche Werkzeuge und soviel Nahrung und Wassersäcke wie nur möglich.
    Zwei oder drei Stunden nach Sonnenaufgang erstarb der Wind wieder. Man holte die Segel ein. Von nun an lag das Vorankommen der Boote wieder einzig und allein in den Händen der Ruderer. Gegen Mittag, als die Sonnenhitze zusehends stärker wurde, spannte man über den Booten Markisen auf, um sich nicht den Strahlen auszusetzen.
    Am Spätnachmittag kamen geradeaus und im Norden einige mittelgroße Plattformen in Sicht, aber aufgrund der relativen Nähe zu jenen, die man gerade erst hinter sich gelassen hatte, erschien den Auswanderern keine attraktiv genug, um sich darauf niederzulassen. Da man jedoch wußte, daß bald die Abendbrise einsetzen und die Boote nach Westen abtreiben würde, lief man sie dennoch an und gestattete den Ruderern, sich angesichts der auf sie zukommenden harten Aufgabe, gegen den Wind zu rudern, ein wenig die Beine zu vertreten. Nach vierundzwanzig Stunden Aufenthalt in einem Boot war allen ein Spaziergang mehr als willkommen.
    Während die Sonne sich anschickte, im Westen zu versinken, und ihre letzten Strahlen über den Rücken der Auswanderer versprühte, liefen die Boote die unbekannten Plattformen an. Sie sahen den Heimatplattformen äußerlich ziemlich

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