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Der azurne Planet

Der azurne Planet

Titel: Der azurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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die Sonne kam und ihr perlenfarbenes Licht über die See warf, lagen die Plattformen von Neuheim bereits weit hinter den Verfolgern und waren unsichtbar geworden. Dennoch befanden sie sich allein auf dem Meer. Barquan Blasdels Boot konnte nirgendwo ausgemacht werden. Auch die, die zwischen den einzelnen Plattformen nach ihm gesucht hatten, erreichten kein besseres Ergebnis. Mit dem Morgenwind kehrten die Boote schließlich nach Hause zurück.
    Um die Situation zu klären, wurde eine Ratsversammlung einberufen. Einige der Teilnehmer verurteilten die Nachlässigkeit, die es den Flüchtlingen erlaubt hatte zu entkommen. »Warum haben wir es unseren Gefühlen erlaubt, unsere Handlungen zu steuern?« fragte Robin Magram niedergeschlagen. »Wir hätten die ganze Bande aufknüpfen sollen!«
    Phyral Berwick nickte geduldig. »Du hast vielleicht recht. Aber ich konnte es nicht über mich bringen, diese Leute zu töten – nicht einmal zum Schutz unserer Interessen.«
    Magram deutete mit dem Daumen auf die Hütten, in denen sich die restlichen Fürbitter aufhielten. »Was machen wir mit denen? Jeder von ihnen wünscht uns Schlechtes, und es ist keiner unter ihnen, der in diesem Augenblick nicht das plant, was Blasdel ihnen vorexerziert hat. Wir sollten sie jetzt umbringen, und zwar schnell und ohne großes Aufsehen. Wir müssen endlich zu klaren Verhältnissen kommen.«
    Sklar Hast machte einen mürrischen Einwand. »Das würde uns überhaupt nichts nützen, denn dann wären wir wirklich Mörder. Das Kind ist jetzt in den Brunnen gefallen. Tatsächlich stünde es uns besser an, wenn wir sie jetzt freiließen, ihnen ein Boot gäben und sie fortschickten.«
    »Nicht so schnell«, protestierte Rollo Barnack. »Es ist ja noch gar nicht sicher, ob Barquan Blasdel die alte Heimat je wieder erreicht!«
    »Er braucht nur den Wind auszunutzen und nach Westen zu rudern«, sagte Sklar Hast. »Aber meinetwegen laßt uns abwarten, wie sich die Dinge entwickeln.«
    Robin Magram murrte: »Wenn Barquan Blasdel die alte Heimat erreicht, ist zumindest eines gewiß: Wir müssen uns auf Unannehmlichkeiten vorbereiten. Der Mann ist eine wahre Pest.«
    »Nicht unbedingt«, warf Phyral Berwick ein. »Denke daran, daß die Leute in der alten Heimat nicht gerade Dummköpfe sind. Sie sind unsere Zunftbrüder, Freunde und Verwandten. Was hätten sie davon, wenn sie uns angriffen?«
    »Wir sind König Krakon entkommen; wir erkennen keinen Herrscher an«, sagte Sklar Hast pessimistisch. »Das Elend bringt Eifersucht und Neid mit sich. Es dürfte den Fürbittern nicht schwerfallen, die Gefühle der Leute aufzupeitschen.« Seine Stimme wurde zu einem nasalen Falsett: »Diese unverschämten Flüchtlinge! Wie können sie es wagen, sich ihrer Verpflichtung gegenüber König Krakon zu entziehen? Wie können sie es wagen, in dieser barbarischen Weise gegen die kleineren Krakons vorzugehen? Alle Mann in die Boote! Wir werden diese Unruhestifter bestrafen!«
    »Vielleicht tun sie das«, sagte Kelso schmunzelnd. »Aber die Fürbitter sind schließlich nicht die einzigen Menschen mit Einfluß. Die Schiedsmänner werden solche Aufwiegelungen nicht so ohne weiteres hinnehmen.«
    »Wenn wir ehrlich sind«, sagte Berwick, »wissen wir überhaupt nicht, was geschehen wird. Wir tasten uns im luftleeren Raum voran. Vielleicht wird Barquan Blasdel sich auf dem Ozean verirren und nie wieder in die alte Heimat zurückfinden. Man kann seine Ankunft ebenso mit Desinteresse wie mit Aufregung begrüßen. Wir reden hier über Dinge, von denen wir nichts wissen. Mir selbst erscheint es am wichtigsten, Informationen über den wirklichen Stand der Dinge zu sammeln. Kurz gesagt, ich schlage vor, daß wir Spione aussenden, um zu erfahren, was sich in der alten Heimat tut.«
    Phyral Berwicks Vorschlag wurde von allen Anwesenden akzeptiert. Darüber hinaus beschloß man, daß die restlichen Fürbitter so lange einer starken Bewachung unterzogen werden sollten, bis feststand, ab Barquan Blasdel die alte Heimat wieder erreicht hatte oder nicht. Wenn ersteres der Fall war, bestand kein Grund mehr, aus der Lage von Neuheim ein Geheimnis zu machen. Dann wollte man auch anderen Fürbittern die Heimreise gestatten – vorausgesetzt, sie legten überhaupt Wert darauf. Robin Magram akzeptierte diesen Plan allerdings mit einigen Zweifeln. »Glaubt ihr, sie würden uns in einer anderen Situation ähnlich behandeln? Ihr solltet nicht vergessen, daß sie den Plan hatten, König Krakon gegen uns

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