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Der azurne Planet

Der azurne Planet

Titel: Der azurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Qualität. Pfeil und Bogen besaßen sie nicht, weil keine der Materialien, die man auf den Plattformen oder in der See fand, genügend widerstandsfähig waren. Man hatte zwar einen Pfeilwerfer ausprobiert, aber seine Zielgenauigkeit war so armselig, daß man ihn wieder ausrangieren mußte.
    Die Leibwache war, obwohl sich in ihr Männer aus allen Zünften befanden, hauptsächlich aus denjenigen zusammengesetzt, deren Karriere nicht den erwarteten Verlauf genommen hatte. Unter ihnen befanden sich auch viele Arbeitsscheue. Die übrigen Plattformbewohner betrachteten die Leibwächter mit gemischten Gefühlen, denn die Männer stellten für das normale Funktionieren der Ökonomie eine nicht unbeträchtliche Belastung dar, zumal sie viel aßen und nichts produzierten. In der Zwischenzeit schien auch König Krakon von Tag zu Tag größer und gefräßiger zu werden, und man begann die Nützlichkeit seiner Leibwache – wie überhaupt jeglicher Truppenkontingente – fortgesetzt in Frage zu stellen. Nur wenige waren der von den Fürbittern verbreiteten Ansicht, daß die Abtrünnigen einen Überfall auf die alte Heimat planten.
    Dennoch veranstalteten die Leibwächter ständig bedrohlich wir kende Paraden, marschierten in zwanzig Mann starken Kommandos hin und her oder jagten ihre neuen Zwölf-Mann-Boote über die See, wenn König Krakon gerade nicht in der Nähe war. Die Fürbitter, die offenbar keine Ahnung hatten, wie König Krakon auf die Truppen reagieren würde, wenn er sie bemerkte, hatten die Existenz seiner »Leibwächter« vor seinen Augen verborgen gehalten, daß er nichts gegen sie unternehmen würde, wenn er von ihrem Ziel erfuhr.
    Barquan Blasdel, der Kommandant der Leibwache, trug eine Uniform, die noch weitaus auffälliger war als die seiner Männer: ein in Schwarz und Weiß zweigeteiltes Gewand, das an den Knöcheln zusammengebunden, mit Knöpfen aus poliertem Bindelban und purpurnen Epauletten versehen war, die die Kinnbacken des Krakon symbolisierten. Ein purpurner Helm in Form eines Krakonmauls mit imitierten Fühlern vervollkommnete seine Ausrüstung. Er bot einen wahrhaft fürchterlichen Anblick.
    Täglich wurde die Truppe gedrillt: Laufen, Springen, Speerwerfen auf dafür bestimmte Ziele, Boote zu Wasser lassen und das Anlegen an einer Plattform. Und täglich hörten sie auch Barquan Blasdels Tiraden zu, in denen er alles Übel der Welt auf die Rebellen herabrief und die Verwerflichkeit ihres Handelns brandmarkte. Täglich veranstalteten die Leibwächter ein Ritual, das ihre Verbundenheit mit der Unterwürfigkeit gegenüber König Krakon ausdrückte, dem sie, vor allem, was die Bekämpfung jener, die ihn schmähten, anging, absoluten Gehorsam schworen. Der größte Teil der wichtigen Persönlichkeiten auf den Plattformen offenbarte im privaten Kreis, daß man mit der Aufstellung der Truppe nicht einverstanden sei, und schließlich war Emacho Feroxibus der erste, der dazu aufrief, gegen die Leibwächter etwas zu unternehmen. Kurz darauf tauchte König Krakon bei Quatrefoil auf, wo Feroxibus lebte, blieb vier Tage dort und schlug sich den Bauch mit den köstlichsten Schwämmen voll. Angesichts der nun leeren Schwammpfähle bat die Bevölkerung Feroxibus inständig, mit seinen Ansichten ein wenig mehr hinter dem Berg zu halten, aber er stieß einen Fluch gegen Barquan Blasdel, einen weiteren auf seine Schergen und einen dritten – dies war der schlimmste von allen – gegen König Krakon aus. Dann zog er sich zurück, ein kraftloser und verbitterter Mann, und verschwand in seiner Hütte.
    Bald darauf verließ König Krakon Quatrefoil, und drei Tage später wurde der Körper von Emacho Feroxibus treibend in der Lagune gefunden. Obwohl alles darauf hindeutete, daß er Selbstmord begangen hatte, erhoben sich Stimmen, die sich weigerten, daran zu glauben, daß der alte Mann in seinem Kummer keinen anderen Ausweg mehr gesehen habe, als sich blindlings ins Wasser zu stürzen. Einige Leute begannen über die seltsamen Umstände seines Todes zu flüstern, aber auch sie hüteten sich davor, ihre Zweifel allzu laut zu verkünden. Wenn ihre Vermutung der Wahrheit entsprach, konnte man Emacho Feroxibus’ Tod nur als Warnung auffassen.
     
    Schließlich kam der Tag, an dem Barquan Blasdel zu der Ansicht gelangte, die Leibwächter seien nun gut genug ausgebildet, um ihrem Zweck gerecht zu werden. Und von da an ging auf Tranque folgende Flüsterpropaganda um: »In einer Woche!«
    Eine Woche später, bei Sonnenuntergang,

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