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Der azurne Planet

Der azurne Planet

Titel: Der azurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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hier verbreiten?« verlangte er zu wissen. »Tausendmal nein! König Krakons Leibwache wird wie ein Mann handeln, wenn es gilt, die angriffswütigen Rebellen zu vernichten. Wenn man sich dazu entschließen sollte, das Gewürm auszuräuchern, wäre sie die erste, die dabei Hand anlegte!«
    Emacho Feroxibus, der Älteste der Seiler von Quatrefoil, ließ sich von Blasdels Heftigkeit jedoch nicht beeindrucken. »Laßt sie doch in Ruhe«, brummte er. »Ich kenne viele dieser Leute; eine ganze Reihe von ihnen entstammen ehrenwerten Zünften und haben einen guten Charakter. Es besteht nicht einmal der Anschein, daß sie vorhaben, über die alte Heimat herzufallen. Solch eine Vorstellung ist absurd, und solange sie uns nicht belästigen, gibt es keinen Grund, weshalb wir dies mit ihnen tun sollten.
    Niemand sollte das Risiko eingehen, wegen einer solchen Sache zu ertrinken.«
    Barquan Blasdel zügelte sein Temperament und holte zu einer sorgfältigen Erklärung aus. »Die Sache ist viel komplexer; als du sie darstellst. Es handelt sich bei diesen Leuten um eine Gruppe, die sich der Pflicht, König Krakon Opfer zu bringen, durch die Flucht entzogen hat. Wenn man ihnen erlaubt, vor sich hinzuleben und zu wachsen, ohne daß sie gezwungen sind, einen Teil ihrer Einkünfte abzugeben, werden unsere Leute eines Tages fragen: Warum können wir es ihnen nicht gleichtun? Wenn aus der Sünde des Krakontötens eine ordinäre Sportart wird, wo bleibt da unser ehrwürdiges Amt? Wo bleibt die Beständigkeit? Wo der Gehorsam gegenüber der Hohen Autorität?«
    »Das mag schon richtig sein«, sagte Providence Dringle, der Signalmeister von Socialis, »aber dennoch fiele in einem Fall wie diesem die Heilung schlimmer aus als die Krankheit selbst. Und um mal ein ketzerisches Argument in die Diskussion zu bringen: Ich muß sagen, daß die Wohltaten, die wir von der Hohen Autorität erhalten, bei weitem nicht den Preis aufwiegen, den wir ihr zahlen.«
    Blasdel zuckte schockiert zusammen und unterschied sich in diesem Verhalten nicht von dem seiner Fürbitterkollegen.
    »Darf ich fragen, was du damit meinst?« fragte er eisig.
    »Ich meine damit, daß König Krakon sechs bis sieben Scheffel der feinsten Schwämme täglich verzehrt. Er übt seine Herrschaft aus, indem er die Plattformen umrundet, das stimmt. Aber was haben wir denn wirklich von den kleineren Krakons zu befürchten? Du hast uns doch selbst gesagt, daß die Abtrünnigen eine Apparatur konstruiert haben, mit deren Hilfe sie jeden Krakon mit Leichtigkeit töten können.«
    Mit unbewegten Gesichtszügen erwiderte Blasdel: »Es ist mir unmöglich zu übersehen, daß deine Anmerkungen sich absolut mit den verwerflichen Ansichten der Renegaten decken, über die hier auf dem Rechtsweg befunden werden soll.«
    »Rechne nicht mit meiner Hilfe«, sagte Providence Dringle.
    »Und auf meine auch nicht«, sagte Emacho Feroxibus. »Aber ich möchte nicht versäumen, darauf hinzuweisen, daß in früheren Zeiten jede Plattform nur über einen Fürbitter verfügte. Jetzt gibt es auf einigen schon zwei, und von der Gruppe der uniformierten Raufbolde, die ihr trainiert, will ich gar nicht erst reden.«
    »Es ist eine traurige Sache«, sagte Barquan Blasdel mit tieftrauriger Stimme, »wenn man mit ansehen muß, wie ein Mann, dessen Fähigkeiten und dessen orthodoxer Glaube allgemein bekannt sind, so plötzlich der Senilität anheimfällt. Emacho Feroxibus, sprich weiter! Sei versichert, daß dir jedermann aus Respekt vor deinem hohen Alter und deinem guten Ruf zuhören wird. Rede, was du willst.«
    Emacho Feroxibus’ Gesicht wurde rot vor Zorn. »Du doppelzüngiger Schmutzfink«, fauchte er. »Wenn ich nicht gegen jegliche Gewalt wäre, würde ich dir mit meinem Fäusten zeigen, wie senil ich bin!«
    Kurz darauf wurde die Versammlung abgebrochen. König Krakons Leibwache war eintausend Mann stark. Untergebracht und ausgebildet wurde sie auf Tranque, jener Plattform, die die Bevölkerung nicht wieder bewohnbar hergerichtet hatte. Die Männer trugen schmucke Uniformen, die äußerlich den Gewändern der Fürbitter glichen und vorne schwarz und hinten weiß waren. Auf der Brust trugen sie aufgenähte Embleme, die ein Abbild König Krakons zeigten. Sie trugen Helme aus laminierter Unterbodenhaut und gefirnister Fischhaut, die von der Rückenfinne eines Graufisches geziert wurden. Als Waffen trugen sie Lanzen aus Weidenruten, deren Spitzen aus härtestem Stammholz bestanden, dazu Dolche von ähnlicher

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