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Der azurne Planet

Der azurne Planet

Titel: Der azurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Geschöpf ist feiger als ein Spion, und die feigsten kommen von den Rebellenplattformen. Wenn wir einen von ihnen entdecken, kann er von uns keine große Gnade erwarten. Deswegen frage ich euch: Sind alle Anwesenden in dieser Beziehung wachsam gewesen?«
    Die versammelten Fürbitter nickten und beeilten sich zu versichern, daß in der Tat jeder von ihnen mit der größtmöglichen Sorgfalt zu Werke gegangen sei.
    »Gut!« deklamierte Barquan Blasdel herzlich. »Und dennoch sind die Spione der Rebellen ebenso gerissen wie gewalttätig. Sie haben weniger Furcht als ein Raubfisch und verspüren, was ihre Missetaten angeht, nicht die geringsten Schuldgefühle. Aber wir sind schlauer als diese Spione. Wir können sie nämlich riechen! Und tatsächlich sagt mir in diesem Augenblick meine Nase, daß genau unter diesem Holzstapel der ekelhafte Gestank eines Spions hervordringt! Wächter, ergreift die nötigen Maßnahmen!«
    Die Leibwächter rissen den Holzstapel auseinander, und Barquan Blasdel stellte sich neben sie, um ihrem Tun zuzusehen. Sie fanden nichts, sondern schauten nur Barquan Blasdel an, der wütend an seiner Unterlippe herumnagte. »Nun ja«, sagte Blasdel. »Übertriebene Vorsicht ist jedenfalls besser als allzu große Sorglosigkeit.«
    Unter ihm, dort, wo das Signalturmbein durch den Unterboden schnitt, fing Barway, der seine Lungen mit Luft vollgepumpt hatte und sein Ohr gegen das Loch hielt, Blasdels letzte Bemerkung auf. Aber jetzt zog Blasdel sich an seinen früheren Platz zurück, und seine Stimme wurde gedämpft und unverständlich.
     
    Er sprach mehrere Minuten lang, und die Versammlung hörte ihm so aufmerksam zu, daß sogar die sechs Leibwächter ihre Posten verließen und dermaßen gepackt wurden, daß sie überhaupt nicht merkten, daß sie praktisch im Rücken der letzten Zuhörerreihe standen. Als Barquan Blasdel ihre Nähe bemerkte, winkte er sie ärgerlich zurück. Einer der Männer, der es mit der Genauigkeit größer nahm als seine Kollegen, zog sich bis an den Rand des Signalturmschuppens zurück, wo ein Mann stand und zuhörte. »He!« rief der Wächter aus. »Was machst du denn hier?«
    Der Mann winkte schwankend ab und wankte – sichtlich betrunken – weiter.
    »Halt!« schrie der Leibwächter. »Komm her und nenne deinen Namen!« Er machte einen Sprung nach vorn und riß den Fremden auf den offenen Platz zurück. Die Versammlung musterte ihn aufmerksam. Der Mann war dunkelhäutig, kahlköpfig und hatte ein sanftmütiges Gesicht. Er trug ein farbenfrohes Gewand, das ihn als Färber oder Beutelschneider auswies.
    Barquan Blasdel marschierte auf ihn zu. »Wer bist du? Wer hat dir erlaubt, in dieser Umgebung dem Geschäft des Lauschens nachzugehen?«
    Der Mann wankte erneut und machte eine haltlose Handbewegung. »Ist hier die Taverne? Eine Runde Arrak für alle, aber fix! Ich bin fremd hier auf Apprise – und möchte die Qualität eures Essens und Trinkens kennenlernen.«
    Vrink Smathe schnaufte empört. »Dieser Narr ist ein Gewürzhändler und Säufer. Ich habe ihn bereits mehrmals gesehen. Er soll in die Taverne verschwinden.«
    »Nein!« brüllte Blasdel auf und eilte aufgebracht nach vorn. »Er ist ein Rebell – ein Spion! Ich kenne ihn gut. Er hat sich zwar rasiert und die Haare abgeschnitten, aber dennoch erkenne ich ihn. Er ist hier, um unsere Pläne zu belauschen!«
    Die Versammlung wandte ihre Aufmerksamkeit dem nun heftig und überrascht blinzelnden Fremden zu. »Ein Spion? Aber ich doch nicht. Ich suche nur einen Becher Arrak.«
    Blasdel baute sich vor dem Mann auf und schnüffelte. »Du riechst nach nichts, weder nach Bier noch nach Arrak noch nach Weingeist. Kommt her! Jeder soll sich selbst davon überzeugen, damit es hinterher nicht heißt, ich hätte einen falschen Schluß gezogen!«
    »Wie heißt du?« fragte Vogel Womack, der Fürbitter von Edelranke. »Von welcher Plattform kommst du und welcher Zunft gehörst du an? Sage uns, wer du bist!«
    Der Gefangene sog geräuschvoll die Luft ein und zeigte plötzlich mit seinem ganzen Verhalten, daß er nicht im geringsten betrunken war. »Mein Name ist Henry Bastaff. Ich bin ein Abtrünniger. Ich bin hier, um herauszufinden, ob ihr etwas Böses gegen uns im Schilde führt. Das ist mein einziges Ziel.«
    »Ein Spion!« schrie Barquan Blasdel entsetzt. »Ein geständiger Spion!«
    Die Fürbitter stimmten ein durchdringendes Wutgeheul an.
    Blasdel sagte: »Er ist damit in zweifacher Hinsicht für schuldig befunden: erstens der

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