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Der azurne Planet

Der azurne Planet

Titel: Der azurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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»Du hast mir eine Komödie vorgespielt, die du noch bereuen wirst!«
    »Ich habe keine derartige Tat begangen, obwohl ich natürlich verstehen kann, daß du zu einer solchen Deutung kommen mußt. Aber jetzt ist nicht die richtige Zeit, um gegeneinander Anklagen zu erheben. Wir sitzen nun im wahrsten Sinne des Wortes im gleichen Boot und teilen das gleiche Problem: Wie können wir der Boshaftigkeit von König Krakon entgehen? Ich schlage vor, daß du nun Anstrengungen machst, seinen Aufenthaltsort herauszufinden.«
    Wortlos drehte Blasdel sich um und kehrte zu seiner Hütte zurück. Er betrat den Hauptraum, während Berwick und Sklar Hast ihm folgten. Er ging auf die Wand zu und schob eine Verkleidung zur Seite, hinter der sich ein weiteres Zimmer offenbarte. Blasdel brachte einige Lichter und ging vor. Die anderen kamen nach. In den Boden des Raumes hatte man ein Loch geschnitten, das sogar durch den Unterboden der Plattform ging. Die Ränder des schwammartigen Gewebes der Plattform waren mit Firnis bepinselt, um ein erneutes Zusammenwachsen zu verhindern. Ein etwa zehn Zentimeter dickes gelbes Weidenrohr führte direkt ins Wasser hinein. »Am Ende«, sagte Blasdel knapp, »befindet sich ein sorgfältig ausgetüfteltes Horn von gleicher Größe und Qualität. Dessen Ende wiederum durchmißt knapp einen Meter und ist mit einer dünnen Schicht bearbeiteter und gefirnister Unterbodenhaut bedeckt. König Krakon stößt Laute aus, auf die das Horn stark anspricht.« Er näherte sich dem Rohr, legte sein Ohr daran, lauschte und begann sie dann langsam um die eigene Achse zu drehen. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich höre nichts. Das bedeutet, daß König Krakon mindestens fünfzehn Kilometer von uns entfernt ist.
    Wenn er näherkommt, kann ich ihn ausmachen. Er ist heute früh in Richtung Westen geschwommen; allem Anschein nach befindet er sich jetzt in der Nähe von Vidmar, Leumar oder Socialis.«
    Sklar Hast lachte leise. »Dahin haben ihn wohl die Fürbitter geschickt?«
    Barquan Blasdel machte ein säuerliches Gesicht. »Dazu habe ich nichts zu sagen.«
    »Und wie rufst du König Krakon?«
    Blasdel deutete auf einen Pfahl, der aus dem Boden ragte und an dessen Ende eine Kurbel befestigt war. »Unter Wasser befindet sich eine Trommel – und darin wiederum ein Rad. Wenn man an der Kurbel dreht, reibt das eingefettete Rad sich an der Trommel und erzeugt ein Signal. König Krakon ist in der Lage, den Ton auf eine große Entfernung hin zu hören – und zwar über fünfzehn Kilometer. Nehmen wir an, er befindet sich bei Sankston und wird bei Bickle gebraucht. Der Fürbitter von Bandinga ruft ihn so lange, bis das Horn ihm anzeigt, daß er die Hälfte der Strecke zurückgelegt hat. Daraufhin ruft ihn der Fürbitter von Quatrefoil an, dann der von Hastings. Das geht dann so weiter, bis König Krakon die Signale des Fürbitters von Bickle empfängt.«
    »Ich verstehe«, sagte Sklar Hast. »Und auf die gleiche Weise hat Semm Voiderveg König Krakon auch nach Tranque gerufen. Woraufhin König Krakon Tranque zerstörte und das Leben von dreiundvierzig Menschen vernichtete.«
    »So ist es gewesen.«
    »Und du Heuchler wagst es, uns Mörder zu nennen?«
    Blasdel zuckte erneut die Schultern, sagte aber kein Wort.
    »Vielleicht ist es unser Glück, daß Semm Voiderveg nicht mehr lebt«, sagte Phyral Berwick. »Auch ihn hätte man ausgewählt, an der Expedition teilzunehmen. Er hätte damit sicher kein gutes Los gezogen.«
    »Du redest Unsinn!« stieß Barquan Blasdel hervor. »Semm Voiderveg war seinen Ansichten gegenüber ebenso loyal wie Sklar Hast, und niemand kann behaupten, daß er sich an der Verwüstung Tranques erfreut hat. Tranque war auch seine Heimat, und viele der Getöteten waren seine Freunde. Er hat seinen Glauben und seine Überzeugungen völlig auf König Krakon konzentriert. Und als Dank dafür ist er getötet worden.«
    Sklar Hast wirbelte herum. »Und du?«
    Blasdel schüttelte traurig den Kopf. »Ich bin ein Mensch, der es gewohnt ist, auf mehreren Ebenen zu denken.«
    Sklar Hast wandte sich verärgert von ihm ab und sagte zu Berwick: »Was sollen wir mit dieser Apparatur anfangen? Sie zerstören oder aufbewahren?«
    Berwick dachte nach. »Irgendwann könnte es auch für uns von Nutzen sein, König Krakon zuzuhören. Ich bezweifle jedoch, daß wir jemals in die Lage kommen werden, ihn herbeirufen zu wollen.«
    Sklar Hast warf mit einem ironischen Grinsen den Kopf zurück. »Wer weiß? Vielleicht rufen wir

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