Der azurne Planet
zu sein, aber ich habe keine Verwendung für ein besseres Gerät. Ich besitze nicht viel. Im Gegensatz zu vielen anderen Fürbittern und manchen Schiedsmännern …« – an dieser Stelle sah er Phyral Berwick bedeutungsvoll an – »… lege ich keinen Wert darauf, mich mit bequemen Kissen und Körben voller Leckerbissen zu umgeben.«
Berwick lachte wehmütig.
»Damit sprichst du eine meiner Schwächen an. Vielleicht ist es die heimliche Furcht vor der Amtsenthebung, die mich zu einem Schlemmer hat werden lassen.«
»Ha, ha!« Blasdel wurde jovial. »Ich beginne zu verstehen. Die Schufte, die aufbrechen wollen, um sich in der Wildnis niederzulassen, haben nichts anderes zu erwarten als harte Arbeit: wilde Fische, harte Schwämme und Firnis, der sich in seiner Dichte kaum vom Wasser unterscheidet. Kurz gesagt: Über kurz oder lang werden sie das Leben von Wilden führen. Und außerdem müssen sie ständig damit rechnen, die Aufmerksamkeit eines kleineren Krakons auf sich zu ziehen, der ihnen die Früchte ihrer Arbeit stiehlt. Wer weiß … wenn die Zeit vergeht …« Seine Stimme sank zu einem Flüstern herab, und sein Gesicht nahm einen nachdenklichen Ausdruck an.
»Was wolltest du sagen?« bohrte Berwick weiter.
Blasdel stieß ein unverbindliches Lachen aus. »Ein amüsanter, wenn nicht gar phantastischer Gedanke ist mir gerade durch den Kopf gegangen. Vielleicht wird im Laufe der Zeit einer der kleineren Krakons größer werden, die anderen unterwerfen oder dann fortjagen. Wenn das passiert, werden diejenigen, die vor König Krakon geflohen sind, ihren eigenen König haben, der vielleicht sogar …« Er machte erneut eine Pause.
»Der vielleicht sogar König Krakon in Größe und Macht ebenbürtig ist? Der Gedanke scheint mir nicht unmöglich zu sein, obwohl König Krakon bereits eine Größe erreicht hat, die schwer einzuholen sein wird. Und außerdem deutet nichts darauf hin, daß er nicht noch weiterwachsen wird.«
Ein beinahe unmerkliches Zittern ließ den Boden der Hütte wanken. Blasdel stand auf und warf einen Blick hinaus. »Ich dachte, ich hätte das Anlegen ein Bootes gehört«, sagte er.
»Wahrscheinlich war es nur ein Windstoß«, erwiderte Berwick. »Nun laß uns aber zur Sache kommen. Wie du bereits vermutet hast, bin ich nicht hierhergekommen, um deine Relikte zu bewundern oder nette Dinge über deinen Besitz zu sagen. Der Grund meines Hierseins ist folgender: Mehr als zweitausend Menschen wollen die Heimatplattformen verlassen, und ich nehme an, daß niemand, nicht einmal der fanatischste Fürbitter, ihnen wünscht, daß sie auf dem Meer mit König Krakon zusammenstoßen. König Krakon wird, wie du weißt, ein wenig ungehalten, um nicht zu sagen zornig, wenn er feststellt, daß jemand seinen Machtbereich durchfährt. Und gerade jetzt ist er unberechenbarer als je zuvor. Vielleicht fürchtet er instinktiv die Möglichkeit, daß anderswo ein zweiter König Krakon heranwachsen könnte. Ich bin also gekommen, um dich zu fragen, wo er sich momentan aufhält. Am Abend wird der Wind westwärts blasen, und es wäre gut möglich, daß er sich dann bei Tranque oder Thrasneck aufhält.«
Blasdel nickte weise. »Dies ist natürlich eine Frage von Glück oder Zufall; mir ist klar, daß die Auswanderer ein großes Risiko eingehen. Sollte König Krakon morgen abend im Westen warten und die Flottille ausmachen, kann es gut möglich sein, daß sie seinen Zorn hervorruft und dann auch zu spüren bekommt.«
»Und wo«, sagte Berwick, »hat man König Krakon zum letzten Mal gesichtet?«
Barquan Blasdel hob seine tiefschwarzen Augenbrauen. »Ich glaube einige Signale gesehen zu haben, laut denen er östlich von hier, zwischen Edelranke und Sumber, gesehen wurde. Es kann aber auch sein, daß ich die Zeichen mißverstanden habe, denn ich habe sie praktisch nur aus den Augenwinkeln heraus wahrgenommen, aber zumindest habe ich sie so verstanden.«
»Ausgezeichnet«, sagte Berwick. »Das ist eine gute Nachricht. Dann sollten die Auswanderer also in der Lage sein, ohne Schwierigkeiten abzureisen.«
»Hoffen wir’s«, sagte Blasdel.
»Natürlich kann man nie genau vorhersagen, welche Entschlüsse König Krakon faßt.«
Berwick machte eine vertrauliche Geste. »Manchmal – so hört man die Leute sagen – antwortet er auf geheimnisvolle Weise den Signalen der Fürbitter. Sag mir, Barquan Blasdel, ist das wirklich wahr? Ich meine … wir beide sind doch ehrenwerte Leute und haben nichts als das Wohlergehen von
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