Der azurne Planet
Benehmen gehalten hatte und der nun etwas ganz anderes ausstrahlte.
»Pah!« murmelte er. »Ihr seid doch alle beide übergeschnappt; ihr werdet ein feines Paar abgeben. Er, weil er dich ohne Prüfung nimmt – und du, weil du dich freiwillig an den Haushalt eines Krakonfütterers kettest. Weißt du überhaupt, aus welcher Zunft er stammt? Er ist nichts anderes als ein Achtgroschenjunge!«
»Welch ein respektloses Benehmen!« fauchte Meril. »Semm Voiderveg ist immerhin unser Fürbitter!«
Sklar Hast maß sie mit einem finsteren Blick und versuchte herauszufinden, wie ernst es ihr war. Als Unterton ihrer Stimme glaubte er eine Leichtigkeit auszumachen, eine unterdrückte Beschwingtheit, die er nicht so recht zu interpretieren vermochte. »Na und?« fragte er. »Wenn du eins und eins zusammenzählen kannst, ist der Krakon nichts anderes als ein Fisch. Ein großer Fisch, zugegeben. Dennoch erscheint es mir närrisch, wegen eines Fisches derartige Zeremonien zu veranstalten.«
»Wenn es sich wirklich nur um einen gewöhnlichen Fisch handeln würde«, sagte Meril Rohan, »wären deine Argumente stichhaltig. Aber König Krakon ist weder ein Fisch, noch ist er gewöhnlich. Er ist außergewöhnlich.«
Sklar Hast grunzte enttäuscht. »Und du willst noch immer diejenige sein, die nach Quatrefoil ging, um Schreiberin zu werden? Was, glaubst du, wird Voiderveg von deinen unorthodoxen Ideen halten?«
»Ich weiß nicht.« Meril Rohan machte eine Bewegung mit dem Kopf. »Mein Vater will, daß ich heirate. Als Gattin des Fürbitters habe ich Zeit zum Abfassen meiner Untersuchung.«
»Entsetzlich«, sagte Sklar Hast und machte sich davon. Meril Rohan zuckte die Achseln und ging ihrer eigenen Wege.
Den ganzen Morgen lang brütete Sklar Hast über dieser Sache; später am Tag suchte er dann Zander Rohan auf. Der Mann war so groß wie er selbst und nannte einen dichten Büschel weißen Haars, einen gleichfarbenen, gepflegten Bart und ein Paar durchdringender grauer Augen sein eigen. Seine Hautfarbe war von einem ferkelhaften Rosa. Zander Rohan verhielt sich ruhig, aber Sklar Hast wußte, daß er zu plötzlich auftretenden Wutausbrüchen von außerordentlicher Grobheit neigte. Alles was Meril von ihrem Vater hatte, war die Farbe ihrer Augen.
Da Sklar Hast nichts von diplomatischer Vorgehensweise hielt, sagte er offen heraus: »Ich habe mit Meril gesprochen. Sie hat mir erzählt, du verlangst, daß sie Voiderveg heiratet.«
»Ja«, erwiderte Zander Rohan. »Und was geht dich das an?«
»Das wäre für Meril keine gute Partie. Du kennst doch Voiderveg. Er ist ein hohlköpfiger, aufgeblasener, rechthaberischer, egoistischer …«
»Ich verbitte mir das!« donnerte Zander Rohan. »Immerhin ist er der Fürbitter von Tranque! Meiner Tochter kann gar keine größere Ehre widerfahren, als von ihm geprüft zu werden!«
»Hmmm.« Sklar Hast zog die Augenbrauen hoch. »Mir hat sie erzählt, daß er auf eine Prüfung verzichten will.«
»Was das betrifft, kann ich dazu nichts sagen. Wenn er wirklich dazu bereit ist, ist die Ehre um so größer.«
Sklar Hast holte tief Luft und rang sich zu einer festen Entscheidung durch. »Ich will sie heiraten«, knurrte er. »Und zwar ebenfalls ohne Prüfung. Das wäre besser für sie.«
Rohan wich zurück. Seine Lippen teilten sich zu einem höhnischen Grinsen. »Weshalb sollte ich meine Tochter einem Signalgeberassistenten geben, wenn sie einen Fürbitter haben kann? Und dann auch noch ausgerechnet an einen, der glaubt, er sei sich eigentlich viel zu schade für sie?«
Sklar Hast schluckte seinen Ärger hinunter. »Ich bin Signalgeber, ebenso wie sie. Willst du sie etwa mit einem Achtgroschenjungen vermählen?«
»Welchen Unterschied macht das schon? Er ist immerhin Fürbitter!«
»Ich will dir sagen, welchen Unterschied das macht«, erwiderte Sklar Hast. »Der Kerl hat keine Fähigkeiten außer der, um die Gunst eines Fisches zu betteln. Ich bin der Erste Assistent eines Signalmeisters, nicht nur ein Assistent. Und meine Fähigkeiten kennst du sehr gut.«
Zander Rohan preßte die Lippen zusammen und schüttelte heftig und mit abrupten Bewegungen den Kopf. »Ich kenne nicht nur deine Fähigkeiten, sondern darüber hinaus auch noch einiges andere, das nicht gerade für dich spricht. Wenn du danach strebst, deine handwerklichen Qualitäten zu vervollkommnen, dann solltest du die Tasten ein wenig genauer bedienen und weniger Umschreibungen benutzen. Wenn du ein Wort senden mußt, das du nicht
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