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Der azurne Planet

Der azurne Planet

Titel: Der azurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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interessant machen. Trotz der Verfolgungen, denen die Ersten ausgesetzt waren, drücken die Aufzeichnungen aus, daß sie es bedauerten, ihre Heimatwelten verlassen zu haben.«
    »Es muß unter den Verrückten schließlich auch ein paar Gesunde gegeben haben«, erwiderte Sklar Hast schlagfertig. »Aber was soll das? Zwölf Generationen sind vergangen; es kann sich mittlerweile alles geändert haben. Wir selbst haben uns geändert – und nicht gerade zum Besseren hin. Unser ganzes Denken wird nur noch von Bequemlichkeit und Wohlstand geprägt. Hauptsache, wir sind satt, leiden keinen Durst und haben es angenehm. Glaubst du etwa, die Ersten hätten sich dazu herabgelassen, einem Meeresungeheuer zu huldigen und nach seiner Pfeife zu tanzen, wie es dein zukünftiger Gatte macht?«
    Meril warf einen Blick über Sklar Hasts Schulter hinweg. Sklar Hast drehte sich um und sah den Fürbitter Semm Voiderveg, der mit verschränkten Armen hinter ihm stand und in wütender Manier das Kinn vorgeschoben hatte. Er war ganz der Mann, den er repräsentierte: erwachsen, stattlich, aber nicht direkt fettleibig, obwohl seine regelmäßigen Gesichtszüge rundlich wirkten. Er hatte eine reine und gesunde Haut und braune, magnetisch wirkende Augen.
    »Das sind außerordentlich freche Bemerkungen über einen Fürbitter«, sagte Semm Voiderveg vorwurfsvoll. »Auch wenn du so über seine Persönlichkeit denkst, verlangt sein hohes Amt doch dementsprechenden Respekt!«
    »Hohes Amt?« fragte Sklar Hast. »Was tust du denn schon?«
    »Ich leiste Fürbitte für die Bewohner von Tranque und sichere für jeden von uns die Gunst König Krakons.«
    Sklar Hast lachte hämisch. »Ich frage mich, ob du selbst an diesen ganzen theoretischen Quatsch glaubst.«
    »Theorie ist ein ungenaues Wort«, behauptete Semm Voiderveg. »Ich würde Begriffe wie Wissenschaft oder Lobpreisung bevorzugen.« Mit kalter Stimme fuhr er fort: »Die Tatsachen sind unumstößlich. König Krakon beherrscht den Ozean und leiht uns seinen Schutz; zum Dank dafür geben wir ihm gerne einen Anteil unseres Überflusses. Jedem Gläubigen müßte das klar sein.«
    Die Diskussion rief bereits die Aufmerksamkeit einiger anderer aus dem Treibenden Volk hervor. Bereits jetzt waren sie von einem Dutzend Menschen umgeben, die ihnen aufmerksam zuhörten.
    »Alles was mir klar geworden ist«, sagte Sklar Hast, »ist, daß wir weich und ängstlich geworden sind. Die Ersten würden sich entsetzt von uns abwenden, wenn sie sehen könnten, wie weit es mit uns gekommen ist. Anstatt uns selbst zu beschützen, bestechen wir ein Ungeheuer, diese Arbeit zu erledigen.«
    »Genug!« bellte Semm Voiderveg in plötzlich eiskalter Wut. Er wandte sich Meril zu, deutete auf die Hütte ihres Vaters und schrie: »Hinein – damit du nicht das Geschwätz dieses Menschen mit anhören mußt! Das ist also ein Signalgeber-Assistent! Es ist kaum zu glauben, daß er es geschafft hat, so schnell in seiner Zunft aufzusteigen!«
    Mit einem eher als matt einzustufenden Lächeln drehte Meril sich um und kehrte in die Hütte zurück. Ihre Unterwürfigkeit erstaunte Sklar Hast nicht nur, sondern entsetzte ihn geradezu.
    Mit einem letzten aufgebrachten Blick folgte Semm Voiderveg ihr.
    Sklar Hast wandte sich ab und steuerte auf die Lagune zu, hinter der seine eigene Plattform auf dem Wasser dümpelte. Einer der Männer, die stehengeblieben waren, schrie: »Einen Augenblick, Sklar Hast! Glaubst du ernsthaft, daß wir uns selbst beschützen könnten, wenn König Krakon sich dazu entschlösse, uns zu verlassen?«
    »Na klar«, erwiderte Sklar Hast entschieden. »Wir könnten uns zumindest darum bemühen! Die Fürbitter wollen keine Veränderungen – warum sollten sie auch?«
    »Du bist ein Aufrührer, Sklar Hast!« kreischte eine schrille weibliche Stimme aus den hinteren Reihen der Gaffer. »Ich kenne dich, seit du ein kleiner Junge warst, und du hast dich immer schon unnatürlich aufgeführt!«
    Sklar Hast bahnte sich einen Weg durch die Umstehenden und ging durch den Sonnenuntergang auf die Lagune zu, von wo aus er mit seinem Weidenrutenboot übersetzte.
    Er betrat seine Hütte, genehmigte sich einen Becher Wein und ging wieder hinaus, um sich auf die Bank zu setzen. Der sternenbefleckte Himmel und die Kühle des Wassers beruhigten ihn bald, und es dauerte nicht lange, bis er begann, sich über seine eigene Vorgehensweise zu amüsieren – bis er die paar Schritte zu den Schwammpfählen hinüber machte, die König Krakon

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