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Der azurne Planet

Der azurne Planet

Titel: Der azurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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nicht einmal Wilde. Die Boote wurden entladen und in eine Bucht gebracht, wo man sie von der See her nicht entdecken konnte.
    Nach einem abendlichen Festmahl wurde eine Informationsversammlung der Zunftmeister und Sippenältesten einberufen.
    »Die beiden dringlichsten Probleme«, sagte Phyral Berwick, »sind – einmal abgesehen davon, daß wir hier allerhand werden aufzubauen haben – folgende: Was fangen wir mit unseren Geiseln an – und wie organisieren wir unsere Gesellschaft? Dies sind beides Probleme, die überdacht werden müssen. Die Organisationsfrage ist möglicherweise am leichtesten zu beantworten, denn wenn ich mich umsehe, sehe ich acht Signal-, sechs Langfinger-, sechzehn Lockvogel-Meister und so fort. Natürlich kann nicht jeder die Position eines Meisters innehaben. Ich schlage deshalb vor, daß sich die einzelnen Zunftmeister zusammensetzen und aus ihrer Mitte einen erwählen, der die Position eines Großmeisters einnehmen soll; ob sie das nun auslosen, anhand der Altersfrage oder sonstwie klären, ist unwichtig. Aber wenn das geschehen ist, können wir mit größerer Entschlossenheit handeln. Die Großmeisterschaft könnte auch zeitlich begrenzt werden und dann enden, wenn wir auch die anderen Plattformen besiedeln.
    Und zweitens: Was tun wir mit den Leuten, die wir mitgenommen haben? Sie haben ihren Zweck erfüllt, aber was nun? Wir können sie weder töten noch einsperren – aber ebensowenig können wir ihnen erlauben, zu diesem Zeitpunkt schon wieder nach Hause zurückzukehren. Diesen Punkt müssen wir uns ganz besonders sorgfältig überlegen.«
    Die Anwesenden wandten sich um und musterten die Gruppe der Fürbitter, die mit ihren Familien etwas abseits des allgemeinen Geschehens saßen. Die Fürbitter selbst zeigten Unzufriedenheit und Verbitterung. Ihre Frauen und ältesten Kinder schien die Tatsache ihrer Entführung weniger zu treffen, während die ganz kleinen bereits mit den anderen Kindern ihres Alters herumtollten und ausgesprochen guten Mutes waren.
    Barquan Blasdel, der gemerkt hatte, daß man über sie sprach, machte ein finsteres Gesicht und wollte sich erheben, aber dann überlegte er es sich doch noch und murmelte mit Luke Robinet, dem Fürbitter von Parnassus.
    »Wenn wir ihnen trauen könnten und wüßten, daß sie gehen, ohne uns anschließend Schwierigkeiten zu machen, würde es gar kein Problem geben. Wir könnten sie mit einigen Booten und Nahrungsmitteln versorgen und ihnen eine gute Fahrt wünschen. Aber sobald sie auf ihre Heimatplattformen zurückgekehrt wären, gäbe es dort Verschwörungen und Rachepläne; das ist so sicher, wie wir hier sitzen. Blasdel würde uns garantiert König Krakon auf den Hals hetzen, damit er uns bestraft.«
    »Wir müssen diese Bestie vernichten«, sagte Sklar Hast mit einer Stimme, die anzeigte, daß es ihm völlig ernst war.
    »Das ist leichter gesagt als getan. Aber ich bin mir sicher, daß König Krakon zunächst mal eine Reihe von Jahren wird verstreichen lassen, ehe er sich noch einmal zu nahe an einen Signalturm heranwagt.«
    »In der Zwischenzeit dürfen die Fürbitter also nicht zurückkehren«, sagte Phyral Berwick.
    »Das ist eine mißliche Lage. Indem wir einer Gruppe von Menschen die Freizügigkeit beschneiden, vergewaltigen wir unsere ältesten Traditionen – aber es gibt keinen anderen Ausweg. Und das führt uns schon zur nächsten Frage: Wie setzen wir diese Beschränkungen durch, ohne dabei gemein zu werden?«
    Das Problem wurde in aller Länge und Breite debattiert, und schließlich verabschiedete man einen Entschluß. Der größte Teil der Boote sollte auf eine entferntere Plattform gebracht und so versteckt werden, daß die Fürbitter sie nicht finden konnten. Lediglich diejenigen, die zur Ausübung ihres Berufes Boote benötigten – also die Hochstapler, Ehrabschneider und Achtgroschenjungen, die sie entweder zum Fischen, Netzeflicken und Schwammpfahlanbauen haben mußten –, durften sie weiterhin benutzen. Aber auch diese Boote sollten – solange man sie nicht benutzte – in einem Verschlag aus Weidenruten eingeschlossen werden. Es war den Fürbittern bei Strafe verboten, sich dem Bootshaus zu nähern. Und da man außerdem sichergehen wollte, daß niemand auf die Idee kam, bei Nacht und Nebel einen Einbruchsversuch zu unternehmen, kam man überein, sowohl die Segel als auch die Riemen der Boote in einem bewachten Raum unterzubringen. Des weiteren – dieser Vorschlag wurde von Roger Kelso flüsternd vorgebracht,

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