Der Baby-Test
klang matt. "Was machen die Zwillinge denn hier? Eigentlich sollten sie doch..."
Doug ließ sie gar nicht ausreden. "Ich weiß, ich weiß, die Kinder sollten nicht hier sein. Aber Chip hat die einmalige Chance bekommen, auf einem Symposium in Philadelphia einen Vortrag zu halten. Ist es nicht komisch, dass du gerade von der Ostküste zurückkommst und er jetzt dort ist? Jedenfalls sah Candie so traurig aus, dass sie ihn nicht wie früher begleiten kann, und da dachte ich, wir könnten einspringen. Schließlich haben wir Urlaub, und da wir außer Wohnung streichen noch keine festen Pläne gemacht hatten ... Weißt du, Liz, ich konnte einfach nicht anders. Du verstehst das doch?" Er sah wie ein kleiner Junge aus, der bei einer Missetat ertappt worden war.
"Liz?"
"Symposium?" wiederholte Liz und nahm ihm Chelsea ab, die ihr bereits die Arme entgegenstreckte. Sie drückte die Kleine an sich und rieb ihre Wange an dem weichen roten Flaum auf dem winzigen Köpfchen. "Aber ich dachte ..." Chelsea packte Liz bei den Haaren und zog kräftig daran. "Au!"
"Ich weiß, ich weiß." Wenn ich lange genug rede, dachte Doug, habe ich vielleicht eine Chance, einigermaßen ungeschoren davonzukommen. "Du wolltest die Wohnung streichen. Das wollte ich auch", versicherte er, obwohl ihm vor allem vor den Decken und den Fenstersprossen gegraut hatte.
"Die Malerarbeiten können wir noch ein wenig hinausschieben." Liz versuchte, sich ihre Erleichterung nicht anmerken zu lassen. "So schlimm sieht die Wohnung gar nicht aus." Sie fasste prüfend an Chelseas Strampelanzug. "Arme Kleine, du bist ja ganz nass! Jetzt muss ich erst einmal eine frische Windel und etwas Trockenes zum Anziehen für dich suchen. Doug, weißt du, wo Candie die Sachen hingetan hat?"
"Dort neben dem Bett stehen vier große Kartons. Candie hat übrigens gesagt, dass in Chelseas Windeltasche eine Liste mit Dingen steckt, an die wir unbedingt denken müssen. Ich gehe jetzt mit Charlie nach nebenan. Ruf mich, wenn du ihn wickeln willst."
Eine steile Falte war zwischen Liz' Augenbrauen erschienen.
Doug wusste schon, dass er jetzt gleich etwas hören würde, das ihm nicht gefiel. "Wenn ich ihn wickeln will? Was ist denn los, Doug? Denkst du, du hast einen genetischen Defekt, der dich fürs Windelwechseln disqualifiziert?"
Doug musste an ihre seltenen - sehr seltenen - Diskussionen über die Aufteilung der Arbeit zwischen Mann und Frau denken.
Meistens hatten sie damit geendet, dass ihm eine weitere Tätigkeit in der Wohnung zugewiesen worden war. Beim letzten Mal war es ums Beziehen ihres zwei mal zwei Meter großen Bettes gegangen. Warum waren die Spannbetttücher nur immer um wenige Zentimeter kürzer als die Matratze? Den Nasenstüber, den er bekommen hatte, als ihm eine gerade befestigte Ecke entgegengeflutscht war, hatte er tagelang gespürt. "Wir verhandeln später, Liz, abgemacht? Ich bin sicher, dass wir uns irgendwie einigen werden."
"Da kannst du Gift drauf nehmen", murmelte sie und bückte sich, um eine frische Windel aus der großen Tasche zu nehmen.
Doug nützte die Tatsache, dass sie momentan abgelenkt war, um sich mit Charlie aus der Schusslinie zurückzuziehen. Sein Gefühl sagte ihm, dass er Liz die Neuigkeit, dass sie für fünf Tage Ersatzeltern sein würden, nicht mit dem ihm sonst eigenen Takt beigebracht hatte.
Liz fand Candies Brief in der rosa Windeltasche unter den Reinigungstüchern und dem Babypuder. Sie legte den dicken braunen Umschlag zur Seite. Es schien, als hätte Candie ihr ein ganzes Buch mit Anweisungen hinterlassen. Die frische Windel wollte zwar erst beim zweiten Anlauf richtig sitzen, aber wenigstens verlor Chelsea nicht die Geduld, sondern krähte fröhlich.
"Das hat doch schon ganz gut geklappt, was?" meinte Liz, als die Kleine fertig angezogen war. Sie reichte ihr einen rosa Hasen aus Frottee und war froh, als Chelsea dafür ihr linkes Ohr losließ. Zu ihrer Überraschung ließ sich Chelsea widerstandslos ins Bett legen. "Jetzt wollen wir mal sehen, was deine Mami uns geschrieben hat", meinte sie. "Vor allem hoffe ich, dass sie mir verrät, was hier eigentlich gespielt wird."
Liz setzte sich auf die Bettkante und öffnete den Umschlag.
Fünf eng getippte Seiten fielen ihr entgegen - eine Erinnerung daran, dass Candie bis zur Geburt der Zwillinge als Sekretärin bei einem Anwalt gearbeitet hatte. Detailliert und methodisch hatte Candie alle wahrscheinlichen und weniger wahrscheinlichen Probleme aufgeführt, die sich in den
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