Der Baby-Test
könnten zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen."
Candie runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf, dass ihre roten Locken flogen. "Da komme ich nicht mit. Eigentlich bin ich sonst nicht schwer von Begriff, aber wenn man über Monate hinweg selten mehr als fünf Stunden Schlaf pro Nacht bekommt, verlangsamt sich die Gehirntätigkeit. Kannst du das bitte wiederholen?"
Liz war in die Küche gelaufen und griff nach der Kaffeekanne, die auf der Wärmeplatte stand. "Koffeinfreien Kaffee kann ich doch noch trinken? Oder lieber nicht? Hast du auch Milch? Dumme Frage. Natürlich hast du Milch."
"Nach einer Spezialformel zusammengestelltes Milchpulver", stellte Candie richtig. "Das bekommen die Zwillinge noch mindestens einen Monat, obwohl ich inzwischen Haferflocken darunter mische, um nicht jede Nacht um drei durch Hungergebrüll geweckt zu werden. Die beiden scheinen der Meinung zu sein, dies hier sei ein 24-Stunden-Restaurant. Aber um deine Frage zu beantworten - im Kühlschrank ist noch eine Flasche ,richtige' Milch."
Liz musste zuerst zahlreiche Kinderfläschchen zur Seite schieben, ehe sie das Gewünschte fand. Sie schenkte sich ein Glas Milch und Candie eine Tasse Kaffee ein. "Also noch einmal von vorn. Du und Chip bekommt den verdienten Urlaub und Doug und ich die Gelegenheit, herauszufinden, wie es sich mit einem Baby lebt. Ich werde mit eigenen Augen sehen, wie Doug mit Kindern umgeht. Wenn er sich erst einmal in Chelsea und Charlie verliebt hat und selbst damit anfängt, dass er gern ein Kind hätte, werde ich ihm von meiner Schwangerschaft erzählen - als Überraschung sozusagen."
Candie schwieg.
Liz sah ihre Freundin ängstlich an. "Es wird doch funktionieren? Bitte, Candie, sag, dass es funktioniert."
Candie war in Gedanken bereits in dem romantischen kleinen Hotel in den Pocono-Bergen in Pennsylvania gewesen, wo sie und Chip damals ihre Flitterwochen verbracht hatten. Glasklare Luft, gemütliche Zimmer und dazu ein Service ... "Das werden wir ja sehen", erwiderte sie. "Auf alle Fälle nehme ich dein Angebot an, ehe du es dir anders überlegst."
Vermutlich, überlegte Liz jetzt auf der Heimfahrt, hätte ich es Doug gleich beibringen sollen. Dann hätte er eine Woche Zeit gehabt, um sich an den Gedanken zu gewöhnen.
Aber damals hatte sie den Mut nicht aufgebracht. Sie war nach Hause gefahren in ihre elegante Wohnung und hatte so getan, als wäre alles noch wie vor dem Zeitpunkt, als sich der eine Streifen blau und der andere rosa verfärbt hatte. "Liebling, ich muss für eine Woche nach New York", hatte sie Doug mitgeteilt.
"Warum bleibst du nicht übers Wochenende und verbringst die Zeit damit, dich ein bisschen in der Stadt umzusehen", hatte Doug vorgeschlagen. "Am liebsten würde ich dich begleiten, aber leider muss ich einen Bericht für die Aufsichtsratssitzung zusammenstellen."
Statt die Sehenswürdigkeiten New Yorks zu bewundern, hatte Liz den Großteil des Wochenendes in ihrem Hotelzimmer verbracht, weil ihr schwach vor Übelkeit gewesen war.
Nun standen ihr nach einer anstrengenden Woche nicht nur die Malerarbeiten bevor, sondern auch das Geständnis, dass sie ihren geplanten Urlaub nicht mit der geplanten gemütlichen Autotour durch die Weinanbaugebiete Kaliforniens, sondern als Babysitter für die Zwillinge von Candie und Chip verbringen würden.
Zu allem Überfluss schien sich die morgendliche Übelkeit, die sie trotz Candies Warnungen für ein Märchen gehalten hatte, zu einem den ganzen Tag über anhaltenden Brechreiz auszuwachsen. Allein der Gedanke an Malerfarbe ließ Liz schwach werden. Dazu spannten ihre Brüste und taten weh, wenn sie sie aus Versehen berührte. Liz fühlte sich genauso sexy und begehrenswert wie ein nasser Sack. Wenn die große Liebe ihres Lebens sie mit mehr als einem flüchtigen Kuss zu Hause willkommen heißen wollte, war sie imstande, mit ihrem Handgepäck auf ihn einzuschlagen. Nur gut, dass der große Koffer inzwischen auf halbem Wege nach Sansibar oder einem ähnlich exotischen Ziel war.
Liz parkte auf ihrem reservierten Platz. Das Handgepäck ließ sie vorsichtshalber im Auto. Sie atmete tief durch und stieg langsam die Stufen zur Haustür empor. Vielleicht war es noch nicht zu spät, um um eine himmlische Eingebung zu beten.
Bitte, lieber Gott, hilf mir wenigstens mit dem ersten Satz!
Wo bleibt Liz denn nur? Vor drei Stunden hatte sich Doug das zum ersten mal gefragt, als das Ehepaar Risley seine beiden kleinen Schätze bei ihm abgeliefert hatte
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