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Der Bastard und die Lady

Der Bastard und die Lady

Titel: Der Bastard und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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an dem harten Beweis seiner Erregung gerieben.
    Erfahrene Frauen. Die wussten, was sie wollten, was er als Gegenleistung erwartete.
    Aber nicht Chelsea. Sie stand einfach da, die Hände an den Seiten, das Gesicht zu ihm erhoben, die verräterischen Augen geschlossen, damit er nicht in ihren Kopf, in ihre Seele blicken konnte.
    Da zog er sie an sich, schloss die Lücke zwischen ihren Körpern, wollte sie stärker beteiligen und stellte letztendlich fest, dass er selbst auf eine Art beteiligt war, die ihn bis ins Mark erschütterte. Er wollte sie.
    Er wollte ihre Unschuld. Er wollte ihr erster Mann sein. Er wollte derjenige sein, der sie erweckte. Er hatte geglaubt, über solchen Dingen zu stehen, doch das war ein Irrtum. In zwei kurzen Tagen war das verflixte Mädchen über einen Plagegeist oder ein Mittel zum Zweck hinausgewachsen. Und über die Rache.
    Er begehrte sie einfach.
    „Mein Gott, Mann, in diesem Haus gibt es mindestens dreißig Schlafzimmer. Erst die Kutsche, jetzt das Musikzimmer? Was kommt als Nächstes? Der Stall? Du hättest mich wenigstens vorwarnen können. Ich bin sensibel.“
    Beau brach den Kuss ab und trat vor Chelsea, was eindeutig zu wenig und zu spät war, falls er ihren guten Ruf wahren wollte. „Sechsundzwanzig Zimmer, du bist nicht sensibel, und warum bist du hier?“
    „Ich würde ja sagen, um dich zu quälen, aber es ist so langweilig, längst Bekanntes ins Feld zu führen, zumal ich es schon mein Leben lang tue. Guten Morgen, Chelsea.“
    „Puck“, erwiderte sie knapp und trat hinter Beau hervor. „Unter uns jüngsten Geschwistern: Für Ihre Fähigkeiten, die älteren zu ärgern, sollte ich Ihnen ein Lob aussprechen. Allerdings sind Sie nicht halb so amüsant, wie Sie glauben. Wir alle müssen schließlich einmal erwachsen werden.“
    Puck zuckte vielsagend die Achseln, auf französische Art, wie Beau vermutete. Wahrscheinlich hatte er die Geste eingeübt, sie vor dem Spiegel trainiert, bis er sie perfekt beherrschte.
    „Ich schätze, du bist gerade in die Schranken gewiesen worden, kleiner Bruder. Es befriedigt mich, als Zeuge zugegen gewesen zu sein.“
    „Tja, wenn du befriedigt bist, hat es sich wohl gelohnt. Doch ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass Mama ins Haus zurückgekehrt ist. Zurzeit hält sie sich im Eishaus auf.“
    „Im … oh.“ Chelsea unterbrach sich, drehte sich um, sah zu dem Porträt auf und blickte dann Beau und Puck an. „Waren … waren Sie schon dort? Ich an Ihrer Stelle würde nicht hingehen. Meine Mutter und mein Vater waren beide in Brean im Salon aufgebahrt. Aber damals war jedes Mal Winter. So oder so, der Tod lässt einem nicht viel Würde. Meine ausgeprägteste Erinnerung an Mamas Totenfeier besteht darin, dass ich sehen wollte, ob sie sich vielleicht aufrichtet. Ich war erst zehn“, fügte sie erklärend hinzu. „Oh, verzeihen Sie. Ich sollte nicht so reden, nicht wahr?“
    „Nein, das ist schon in Ordnung“, sagte Puck. „Oder, Beau?“
    „Ich hätte dich in der Wiege ersticken sollen, als noch Zeit war“, erwiderte Beau ruhig, sah dann jedoch Chelsea an. Sie nagte an ihrer Unterlippe, war sichtlich verstört. „Sie mögen den Gedanken an Tote nicht?“
    „Ich glaube, ich mag keine Leichen sehen, nein. Die Toten tun mir so leid, wenn sie derart zur Schau gestellt werden. Wissen Sie, was sich mir bei meinem aufgebahrten Papa am deutlichsten eingeprägt hat? Mir war nie aufgefallen, wie viele Haare er in den Ohren und in der Nase hatte. Ist das nicht schrecklich? Damals habe ich mir geschworen, dass ich nach meinem Tod sofort in eine Kiste gelegt werde, und die Kiste wird zugenagelt, und niemand soll mich sehen, wenn ich tot und makaber da liege, und sagen, wie wunderschön ich doch aussehe. Wie könnte ich denn wunderschön aussehen? Ich wäre doch tot.“
    „Tja, damit ist die Frage für mich geklärt, Beau. Ich schaue sie nicht an. Du?“
    Beau schüttelte den Kopf und dachte verrückterweise, wie gern er Chelsea noch einmal geküsst hätte. Sie war ein so sonderbares, freimütiges Geschöpf, facettenreicher als ein … nun ja, eben äußerst facettenreich.
    „Ich glaube, ich möchte Abigail auch lieber so in Erinnerung behalten, wie ich sie zuletzt gesehen habe. Soll der Gottesdienst heute Nachmittag stattfinden, Puck? Ich habe Papa informiert, dass Chelsea und ich in Eile sind, doch wenn die Feier erst für morgen anberaumt ist, können wir meines Erachtens das Risiko wohl eingehen. Schließlich ist der Earl ja schon gestern

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