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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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schmuddeligen weißen Pullover hinter dem Empfangstresen saß, guckte nicht einmal auf, als der Gast, der sich als Michael Bergmann eingetragen hatte, hereinkam. Den Kopf zwischen die hängenden Schultern gezogen, trottete David in den nach Körperschweiß und Knoblauch stinkenden Lift und fuhr hinauf zu seinem Zimmer, wo eine weitere schlaflose Nacht auf ihn wartete.

22. KAPITEL
    S amstag, 26. April – 17:35 Uhr
    Nach dem Bezug des Zimmers hatte Meer sich hingelegt. Sie versuchte, sich zu entspannen, aber sie bekam einfach nicht aus dem Kopf, wie die Haushälterin ihres Vaters auf dem Boden gelegen und wie kalt die Haut sich angefühlt hatte. Wenn Meer zu Hause keine Ruhe fand, ging sie spazieren. Also stand sie wieder auf, fuhr nach unten, ließ sich von der Rezeptionistin einen Stadtplan geben und marschierte los.
    Das Riesenrad leuchtete im Schein der untergehenden Sonne; die an den Gondeln befestigten Stahlseile, die sonst einem Druck von vielen Tonnen standhalten konnten, wirkten wie zerbrechliche Goldfäden. Auch bei dieser Entfernung war das Wahrzeichen ein gutes Marschziel.
    Wie viele europäische Städte, die Meer bislang besucht hatte, war Wien ein Allerlei aus architektonischen Stilen, die zwar hin und wieder nicht ganz zusammenpassten, meistens jedoch harmonisierten. So existierte eine italienisch anmutende Barockkirche mit Kuppel friedlich neben zwei schlichten Biedermeierhäusern, die wiederum in direkter Nachbarschaft zu einem schicken, in Bronze und Gold strahlenden Wohnblock im sezessionistischen Stil standen. Nun aber betrat Meer einen auf ihrer Karte als Leopoldstadt eingezeichneten Stadtteil – ein offenbar einheitlicher Bezirk mit schmalen, kopfsteingepflasterten Gassen sowie dicht zusammengedrängten Häusern, Theatern und Geschäften. Die meisten Schilder waren Deutsch beschriftet, doch ab und zu sah man an den Läden auch hebräische Schriftzeichen. Obwohl sie wie ihre Mutter nicht religiös war, betrachtete Meer das Judentum doch als ihr Erbe. Die vertrauten Zeichen wirkten beruhigend auf sie.
    Plötzlich vernahm sie Geschrei – erst eine Frauen-, dann eine Männerstimme. Sie drehte sich suchend um, um die Geräuschquelle zu lokalisieren. Allerdings senkte sich schon die Dämmerung nieder, sodass sie nichts mehr erkennen konnte. Den Blick auf die zwei- und dreigeschossigen, ineinander übergehenden Häuser gerichtet, hielt sie Ausschau nach offenen Fenstern, aus denen der Lärm möglicherweise drang. Eines der Gebäude zog ihren Blick genau wegen der fensterlosen Fassade an. Unauffällig bis auf zwei Säulen beiderseits der Haustür, stand es ein wenig zurück und war noch mehr in Dunkelheit getaucht als die benachbarten Häuser. Das Geschrei ging wieder los, und Meer war allmählich überzeugt, dass es aus besagtem fensterlosen Haus stammte. Und während sie noch dastand und lauschte, verspürte sie plötzlich einen kalten Hauch, der aber nicht von der abendlichen Kühle ausging, sondern aus Meers Innerem kam. Ein Frösteln überlief sie; die Luft um sie herum flirrte, die Umgebung wurde durchscheinend. Meers Schultern und Kinnpartie verkrampften; ein metallischer Geschmack machte sich in ihrem Mund breit, ihre Wirbelsäule begann zu puckern. Die Schreckgespenster, sie waren wieder da, und mit sich brachten sie die Musik und noch mehr Erinnerungen.

23. KAPITEL
    W ien, Österreich
    26. September 1814
    Im Schatten der Abenddämmerung ging Margaux die halbe Häuserzeile bis zu dem unscheinbaren grauen Gebäude. Dort stieg sie die breite Treppe zwischen den beiden Säulen empor, hob den Türklopfer an und ließ ihn gegen das Portal fallen.
    Die Tür öffnete sich einen Spalt, und Kerzenschein fiel aus dem Foyer hinaus auf das Treppenpodest. Ein sichtlich verdutzter Diener spähte durch die Öffnung. “Ich bitte um Verzeihung, Frau Niedermeier, aber ich kann Sie nicht hereinlassen”, sagte er, als er sie erkannte. “Damenbesuch widerspricht den Statuten.”
    Sie drückte sich einfach an ihm vorbei und betrat betont forsch die Vorhalle.
    “Kann ich Ihnen helfen?”, fragte der Diener, der offenbar überhaupt nicht wusste, wie er mit dieser Demonstration weiblichen Durchsetzungsvermögens umgehen sollte.
    “Ich möchte zu Rudolph Toller.” Sie erwähnte den Kompagnon ihres Mannes in der Hoffnung, ihre Stimme möge fester und selbstbewusster klingen, als sie sich selber fühlte. Schließlich hing eine Menge vom Ausgang dieses Treffens ab.
    Den Blick hinauf zur kunstvoll gestalteten

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