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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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Räumlichkeiten zu sein, nachdem sie mit Caspar stundenlang die Baupläne studiert hatte.
    “Das ist Hausfriedensbruch!”, entrüstete sich Toller, der ihr in die Bibliothek nachkam.
    Am gegenüberliegenden Ende angekommen, öffnete Margaux eine Tür zu einem begehbaren Schrank und trat hinein. Caspar war außerordentlich stolz auf die geheimen Räumlichkeiten des Hauses gewesen und hatte ihr verraten, da oder dort sei der Hebel – natürlich unsichtbar, es sei denn, man wusste, wo er war. Also betätigte sie diesen Griff nun; ein Wandabschnitt schwang auf, und ein Schwall kalter Luft wehte ihr entgegen.
    “Das hat er Ihnen auch verraten?” Hinter ihr stand ein heftig atmender Toller. Die Stimme erstickt vor Wut, packte er Margaux am Arm und versuchte, sie nach hinten zu ziehen. Zu ihrer eigenen Überraschung – und mehr noch zu seiner – verpasste sie ihm einen derben Tritt, der ihm offenbar spürbar wehtat. Caspar hatte ihr beigebracht, wie man sich seiner Haut wehrt: mit Händen, Füßen oder auch einer Waffe, wenn es nicht anders ging. Man lebte in gefährlichen Zeiten; da wollte er seine Frau vor seiner Abreise einigermaßen in Sicherheit wissen.
    In den durch den Tritt gewonnenen Sekunden rannte Margaux die schwach beleuchtete Wendeltreppe hinunter bis ganz nach unten in die Katakomben. Am letzten Absatz angekommen, sah sie vor sich den Gang, der sich vor ihr öffnete wie der Schlund einer Höhle. Dutzende von Nischen waren in die Wände gestemmt, und in jeder lag ein staubbedecktes Skelett. Ein Schreckenslaut entwich Margaux’ Lippen. Zwar hatte ihr Mann ihr die antike römische Begräbnisstätte beschrieben, doch der Anblick der schon Jahrhunderte hier ruhenden Gebeine traf sie gleichwohl bis tief ins Mark. Schatten flackerten über die feuchten, von Schimmel überzogenen Felswände, und in der Luft lag ein modriger Geruch.
    Hinter ihr tauchte nun Toller auf, in der Hand eine Laterne. “Was ist?”, fragte er und starrte sie anzüglich an.
    Bemüht, nur durch den Mund zu atmen, bewegte Margaux sich weiter bis zum hinteren Ende des Raums, wo sich eine primitive Zelle mit Eisengittern befand: der Tresorraum der Memoristen, in der sie den von ihrem Mann in Indien geborgenen Schatz zu finden hoffte. Das Kleinod, für das Major Wells ihr eine Summe geboten hatte, die mehr als ausreichte, um eine Expedition zur Rettung ihres Mannes auszurüsten. Nur stellte sie nun fest, dass die Zelle verriegelt war.
    “Hier unten ist nur unser Archiv!”, rief Toller. “Was haben Sie denn gedacht?”
    “Dass hier die gravierte Flöte ist, von der Caspar in seinem letzten Brief schrieb.”
    Tollers Gelächter war noch widerwärtiger als der eklige Kerkergestank. Er trat auf die verrostete Eisentür zu und steckte einen der an seiner Halskette hängenden Schlüssel ins Schloss. “Die ist nicht hier. Überzeugen Sie sich selbst!”

24. KAPITEL
    W ien, Österreich
    Sonntag, 27. April – 10:05 Uhr
    Der fast zwei Meter große Texaner schenkte sich den nächsten Kaffee ein, vermutlich bereits die sechste Tasse an diesem Morgen. Er trank, ohne vorher zu pusten oder zu nippen, und falls er sich die Lippen verbrühte, ließ er es sich nicht anmerken. Vor ihm auf dem Tisch standen, alles bisher unangerührt, eine Porzellanschale mit Obst, ein Tablett mit Käse sowie ein Korb mit Semmeln. Koffein war der einzige Treibstoff, den Tom Paxton benötigte, selbst wenn er ihn in brühend heißer Form zu sich nehmen musste.
    Ihm gegenüber im Esszimmer seiner zum behelfsmäßigen Büro umfunktionierten Suite saßen die Architekten des Plans, mit dem Global Security den Auftrag an Land gezogen hatte. Kerri, Toms persönliche Assistentin, hatte wie immer direkt neben ihm Platz genommen und ließ, den Laptop aufgeklappt, die Finger über die Tastatur fliegen. Das ständige Klappern der Tasten hatte für Paxton etwas Beruhigendes.
    Bill Vine, Projektleiter des inzwischen zum “Sinfonie-Job” ernannten Auftrags und mit zwei weiteren Mitarbeitern schon den ganzen letzten Monat in Wien, trug seinem Chef die neueste Lage vor.
    Paxton unterbrach ihn. “Habe ich das gerade richtig verstanden? Soll das heißen, dass es
immer noch
Probleme mit dem Zugang gibt? Darf ich Sie darauf hinweisen, dass das Konzert in vier Tagen stattfindet? Was soll das, verdammt noch mal?”
    “Es handelt sich um eine einzige Frage, die wir noch nicht klären konnten. Das wär’s aber auch. Und wir stehen kurz vor einer Lösung.” Vine, ein ehemaliger

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