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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.j. Rose
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Augen.
    Und während er sie noch vor sich sah, wandelte sich ihr Gesicht in eine grausige, verkohlte Fratze.
    Nein! Nicht schon wieder!
    Im Eiltempo bewältigte David die letzten Stufen und wandte sich Richtung Kohlmarkt. Dieser Besuch in der Bibliothek, sein letzter, hatte ihn überzeugt, dass sich in den Wiener Archiven keine Zeichnungen oder Karten der Stollen befanden. Ein Glück! Denn wenn er selber keine entsprechenden Angaben fand, dann auch kein anderer. Zwar konnte in der verbleibenden Zeit bis zum Konzertabend noch einiges schiefgehen, doch zumindest stand jetzt fest, dass es in den städtischen Unterlagen keinerlei Baupläne gab, die Paxtons Sicherheitsleute auf seine Spur hätten bringen können. Hätte er noch so etwas wie ein Glücksgefühl empfinden können, dann wäre er vermutlich heilfroh gewesen, dass die Sache schon fast vorbei war. Nur wusste David schon gar nicht mehr, wie das war, wenn man sich freute.
    Er beschleunigte seine Schritte. Er musste zurück in seine unterirdische Krypta, fort von allem, was Erinnerungen wachrief. Die Frau auf der Treppe der Bibliothek hatte ihn stärker durcheinandergebracht, als ihm klar gewesen war. Wenn er heute Abend wieder unter dem Musikverein zurückgekehrt war, dann, so beschloss er, würde er bei seinen Ratten bleiben bis zum Konzert – und noch viel, viel länger.

50. KAPITEL
    D ienstag, 29. April – 13:44 Uhr
    Das Geigengejammer trieb Tom Paxton zum Wahnsinn. Die Musik wirkte störend, selbst wenn man sie nur im Hintergrund hörte, aber es führte nun mal kein Weg an der Tatsache vorbei, dass man auch in der Konzerthalle selber ein Büro als Stützpunkt unterhielt. “Wie sieht’s aus mit dem Semtex?”, fragte er Bill Vine. “Haben wir das schon geortet? Verflucht noch mal, uns bleiben bloß noch zwei Tage! Langsam wird’s ungemütlich, mein Freund!”
    Die beiden saßen an einem mit Akten, Kaffeetassen, Gläsern und Laptops vollgepackten Tisch. Alana Green und Tucker Davis hockten derweil an einem in eine Ecke gequetschten Schreibtisch, für den eigentlich gar kein Platz vorhanden war, und steckten vor einem Computermonitor die Köpfe zusammen. Das einzige Fenster ging zu einer Gasse hinaus, aus der so gut wie überhaupt kein Tageslicht ins Zimmer fiel, und die einsam unter der Decke hängende Messingfunzel mit ihrer mittelprächtigen Leuchtkraft kam nicht gegen das Halbdunkel an. All das verstärkte in Paxton noch jenes ungute Gefühl, dass eine Katastrophe unmittelbar bevorstand.
    “Drei der Käufer werden mit großem Aufwand observiert. Keiner davon auch nur annähernd in der Nähe von Wien, nebenbei bemerkt. Zwei haben Semtex gekauft, und der dritte …”
    Paxton fiel ihm ins Wort. “Weiß ich alles! Aber was ist mit dem vierten Kauf? Was unternehmen wir diesbezüglich? Warum haben Ihre Kontaktleute Ihnen die vierte Übergabe verschwiegen? Was nützt uns das ganze Theater, wenn wir nicht mal wissen, wie viele Käufe wir im Auge behalten müssen?”
    Vine sparte sich eine Antwort, sondern berichtete weiter, was ihm an gesicherten Erkenntnissen vorlag. “Gestern konnten wir Nummer vier eine halbe Stunde lang verfolgen, und zwar zu einem Hotel hier in Wien. Gerade haben wir rausgefunden, dass das entsprechende Zimmer für einen Journalisten gebucht wurde.”
    “Und wer ist der Kerl?”
    “David Yalom.”
    “Verdammt! Yalom schützt seine Quellen, komme, was wolle. Ich kenne ihn seit Jahren. Den schmeißt nichts um. Sich mit einem bekannten Terroristen zu treffen, das schreckt ihn nicht ab – auch nicht nach allem, was er durchgemacht hat. Sagen Sie Kerri, sie soll ihn anrufen und für ein Gespräch herbitten. Bis dahin setzen wir einen unserer Leute auf ihn an. Mal gucken, mit wem er so redet und was er treibt.”
    “Alles klar.”
    “Sie sagten, Sie hätten das Signal aus seinem Hotelzimmer nur ganz kurze Zeit empfangen. Was ist denn jetzt damit?”
    Vine zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde, aber das reichte. Paxton wusste sofort Bescheid und fiel gleich über ihn her. “Soll das heißen, ihr habt keine Ahnung?”
    “Wir haben ihn verloren.”
    “Einen Peilsender verlieren? Wie geht denn so was?”
    “Wir haben das Signal vom Hotel zur U-Bahn verfolgt, und dann war es weg.”
    Paxton sprang auf, tigerte auf und ab und spähte auf jeden Computerbildschirm, während die steinerweichenden Violinenklänge seine Geduld auf eine harte Probe stellten. “Aber an sich müssten wir auch aus U-Bahn-Tiefe Signale kriegen,

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