Winter
Winter
Man hat nun doch beim lieben Gott auch hier für Weihnachten etwas WeiÃes bestellt, und er hats, weià der Himmel, geliefert: Schnee . âºSchneeâ¹, wie paÃt der Name dafür, mit dem âºSchâ¹ schiebt man das Fenster auf und hats dann vor sich, weit, eben: â¦Â . . nee â neige, nÄve, snjÄg: weià in allen Sprachen! Aber schon ehe ich die Augen aufthat am Morgen, wuÃte ichs im Gehör ; selbst hier, wo's immer still ist, war eine andere Stille zu hören und ein Vogel schrieb auf ihr Weià wie mit einer neuen Feder seine Meinung.
Wunderly I (24. 12. 1921), 623
Winterliche Stanzen
Nun sollen wir versagte Tage lange
ertragen in des Widerstandes Rinde;
uns immer wehrend, nimmer an der Wange
das Tiefe fühlend aufgetaner Winde.
Die Nacht ist stark, doch von so fernem Gange,
die schwache Lampe überredet linde.
Laà dichs getrösten: Frost und Harsch bereiten
die Spannung künftiger Empfänglichkeiten.
Hast du denn ganz die Rosen ausempfunden
vergangnen Sommers? Fühle, überlege:
das Ausgeruhte reiner Morgenstunden,
den leichten Gang in spinnverwebte Wege?
Stürz in dich nieder, rüttele, errege
die liebe Lust: sie ist in dich verschwunden.
Und wenn du eins gewahrst, das dir entgangen,
sei froh, es ganz von vorne anzufangen.
Vielleicht ein Glanz von Tauben, welche kreisten,
ein Vogelanklang, halb wie ein Verdacht,
ein Blumenblick (man übersieht die meisten),
ein duftendes Vermuten vor der Nacht.
Natur ist göttlich voll; wer kann sie leisten,
wenn ihn ein Gott nicht so natürlich macht.
Denn wer sie innen, wie sie drängt, empfände,
verhielte sich, erfüllt in seine Hände.
Verhielte sich wie Ãbermaà und Menge
und hoffte nicht noch Neues zu empfangen,
verhielte sich wie Ãbermaà und Menge
und meinte nicht, es sei ihm was entgangen,
verhielte sich wie Ãbermaà und Menge
mit maÃlos übertroffenem Verlangen
und staunte nur noch, daà er dies ertrüge:
die schwankende, gewaltige Genüge.
Werke II , 62Â f.
Menschen über Menschen und keine Ruhe. Erst hier: Soglio im Bergell, eine Stunde kaum von der italiänischen Grenze, wo ein altes Stammhaus der Salis (mit denen Ihr ja auch verwandt seid) als Hôtellerie eingerichtet ist, sammt alten Möbeln, Boiserien, Stucs und den repräsentativen Säulenbetten des Settecento, â einen alten französischen Terrassengarten mit beschnittenem Buchs nicht zu vergessen â: erst hier also hoff ich mir einige Ruhe zu schaffen und auf die Besinnung zuzutreiben, die, über den cauchemar der letzten Jahre hinaus, einen ins freie Eigene em
portrüge. Wie lang ich bleibe? Unbestimmt. Das Ende wird sein, was den Anfang bildete: Nyon am Genfersee, eine schöne Gastlichkeit bei einer Gfn. Dobrženský. Aber dann: der Winter? Ob ich dann nach Heidelberg sollte? Offengestanden, stell ich mir nichts vor unter dem Namen »mein nächster Winter«. Er soll, er muà arbeitsam werden. Aber: wo? wo?
Münchhausen (4. 8. 1919), 92
Ich kann Ihnen nicht sagen, wie ich mich freue, auf unser Wiedersehen zuerst und dann auf alles, was wir gemeinsam leisten wollen! Ob es passen wird â, ob wir zu der Grundsteinlegung meines Winters fahren? Ach wir wollen einen schönen reinen Stein, einen Kristall vom hellsten Wasser, in seine Grundfesten einmauern.
Wunderly I (22. 8. 1921), 539
⦠denn Weihnachten hat so eine Unaufhaltsamkeit im Näherkommen. Bei diesem Fest merkt man's besonders, wie das Tempo der Welt nicht mehr auf es Rücksicht nehmen mag, so ein Fest hat langsam zu kommen, wie damals als man Kind war, da zählte man und wartete und es war trotzdem noch weit, das gehört dazu, dieser langsame Advent, nun rast man im Lebens-Schnellzug darauf zu, hält an keiner Station, und es ist nichtmal sicher, daà man in âºWeihnachtenâ¹ halten wird, drei Minuten vielleicht, â und weiter auf die groÃe Stadt Neujahr zu, wo's endlich ein kleines Aussteigen giebt und Händewaschen.
Wunderly II (15. 12. 1922), 824
Advent
Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterheilig wird;
und lauscht hinaus. Den weiÃen Wegen
streckt sie die Zweige hin â bereit,
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.
Werke I , 101
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Die hohen Tannen atmen heiser
im
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