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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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in den Mienen Beider die Rührung bemerken können, in welche sie durch das unverhoffte und freudige Wiederfinden versetzt worden waren.
    »So Pruderherz, da hat die Schnäpelei ein Ende, und nun mußt Du wissen, wer der Kamerad ist, der hier nepen Dir steht.«
    »Na nu, ich thue selbst ein wenig neugierig sin und habe gar keene Ahnung nich, wie Du in diese Gegend kommen thust mit Eenen, den ich noch niemals nich gesehen haben thue!«
    »Das ist dem Herrn Claus von Quitzow auf Stapenow sein Leipknappe, Palthasar geheißen, ein ganz verdeiwelt streitparer Degenknopf, den die Natur ein Pischen zu viel in die Länge gezogen hat, weil es in der Quere keinen Platz mehr gegepen hat. Er ist mit seinem Flegisahnolieperpitsch durch aller Herren Länder gezogen und kann von manchem schönen Strauß erzählen!«
    »So, also!« bekräftigte der Dürre. »Ja, der bin ich selber!«
    »Schön,« machte Schwalbe. »Aber wer thut denn eigentlich der tapfere Resiganotriebelisch sin, von dem Du Deine Rede gehalten haben thust?«
    »Das, Pruder Schwalpe, ist der Fuchs hier von dem Ritter Steckelpein, auch ein ganz verdeiweltes Vieh, das den lependigen Drachen im Leipe hat, wenn es zum Zuschlagen geht. Das Biest steht pei den andern Pferden da drüben hinter dem Pusche, wo unsere Leute auf das Zeichen warten.«
    »Wat thust Du für een Zeichen meenen?«
    »Wir liegen hier im Hinterhalte gegen zwei Juden, die von Schwerin mit Waaren kommen, und gepen – Halt, Pruder Schwalpe, hast Du nicht Etwas gehört?«
    Die drei Männer lauschten einige Sekunden mit angehaltenem Athem in die Nacht hinaus. Es ließ sich von fernher ein Geräusch, ähnlich demjenigen von rollenden Rädern, hören.
    »Es is mich ganz so, als ob een Wagen kommen wollen thäte; wat thust Du dazu meenen, Balthasar?«
    »So, also! Da kommen sie; ich habe es auch gehört!«
    »Ja, da kommen sie. Mordelement, Gott straf mich, wenn ich fluche, aper das wird eine Freude für meinen Säpel sein!«
    »Wegen der paar Judens braucht Ihr keene große Freude nich zu haben thun!«
    »Höre Pruder Schwalpe, das versteht sich ja ganz von selpst, daß ich Die gleich mit den ploßen Händen zu Pulver zerreipe, aper es sind eine Anzahl Reisige Dessen von Karenzin dapei, und die werden sich nicht freiwillig apthun lassen. Weißt Du was, Pruder Steckelpein – – halt, der ist nicht mehr da, der ist uns davongelaufen, um die Anderen zu penachrichtigen; aper das thut nichts, denn wir prauchen ihn hier gar nicht. Du thust mit, Pruderherz?«
    »Dat versteht sich ganz von selber. Ich thue zwar keene Waffe nich haben, aber die Karenziner werden mir wohl eine borgen thun.«
    »Keine Waffe? Mordelement, Gott straf mich, wenn ich fluche, aper das ist doch eine ganz pesondere Schande für einen Kerl wie Du. Es muß Dir schlecht gegangen sein pisher, und das mußt Du mir später erzählen.«
    »Dat werde ich thun; doch thue jetzt ruhig sein und gieb mich wenigstens Dein Messer; sie sind schon da!«
    Während dieses im Flüstertone geführten Gespräches war der erwartete Zug allmälig immer näher gekommen und passirte jetzt die Stelle, an welcher die beiden Männer hinter dem Gebüsch verborgen standen. Obgleich die Einzelheiten sich in der Finsterniß nicht leicht unterscheiden ließen, war doch wahrzunehmen, daß die Zahl der begleitenden Reiter nicht eine ganz geringe sei. Die geladenen Güter mußten also schon einen bedeutenden Werth repräsentiren, da es sonst den Juden nicht eingefallen wäre, die hohe Gratification für die Reisigen zu bezahlen.
    Voran ritten zwei Männer hüben und drüben an den beiden Straßenrändern, um scharfe Augen auf die Säume des Strauchwerkes zu haben; erst eine gute Strecke hinter ihnen kam der von vier Pferden gezogene Wagen, welcher von einer Anzahl Kriegsknechten beschützt wurde, und hinter ihm ritten die Uebrigen, um ihn von hinten zu decken und bei einem etwaigen Ueberfalle schnell bei der Hand zu sein.
    Die Gegend, welche man jetzt passirte, war als eine gefährliche bekannt, denn noch selten war es einem Geschäftsmann gelungen, mit seinem Eigenthum ungeschädigt Garlosen zu passiren, und ganz besonders waren es die Bürger der zur Hansa gehörigen Städte, zu deren Hab und Gut die Boldewins mit ihren Verbündeten eine auffällige Zuneigung an den Tag zu legen pflegten. Darum befleißigte sich jeder Reisende hier einer ganz besonderen Vorsicht, und die beiden Besitzer des Wagens, welche auf ihren mageren und abgetriebenen Kleppern zur Seite desselben

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